Boden: Warnung vor übermäßigem Zubetonieren

Mit einer Online-Kampagne warnt die Österreichische Hagelversicherung vor dem übermäßigen Bodenverbrauch in Österreich. Täglich werde eine Fläche von 30 Fußballfeldern zubetoniert - europaweit Spitze.

Jährliche werde in Österreich eine Fläche von rund 7.000 Hektar verbaut - das entspreche der Größe der Stadt Salzburg, warnte Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Hagelversicherung am Donnerstag bei einer Präsentation in Salzburg. Und Wiesen-, Wald- oder Ackerboden, der einmal verbaut wurde, sei „unwiederbringlich“ zerstört, so Weinberger.

Immer mehr Schäden durch Unwetter, Hochwasser

Die Folgen der stetig zunehmenden Verbauung träfen alle Österreicher, so der Versicherungschef: Da die versiegelten Böden kein Wasser mehr speichern können, führe das vermehrt zu Überschwemmungen, Hochwasser, aber auch Dürre. Das Jahr 2017 sei in dieser Hinsicht mit „deutlich“ mehr als 200 Millionen Euro Schaden „ein Rekordjahr“, so Weinberger.

Zerstörte Gewächshäuser in Siezenheim nach Hagelgewitter

ÖHV

Heuer sei ein „Rekordjahr“ bei den Schäden, so die Hagelversicherung

Wenn die Entwicklung so weitergehe wie bisher, habe Österreich in 200 Jahren keine Landwirtschaftsflächen mehr. Rund 500.000 Arbeitsplätze in und um die Landwirtschaft seien gefährdet. Zudem werde Österreich durch die Landschaftszerstörung unattraktiv für Touristen, so der Versicherungschef.

„Jedermann“ Moretti als Kampagnenunterstützer

Die Ende Juli gestartete Onlinekampagne gegen den Bodenverbrauch unterschrieben in den ersten drei Wochen rund 11.000 Österreicher. Bis Ende August werde noch aktiv gesammelt, so Weinberger. Die Unterschriften sollen einenm offener Brief unter dem Titel „Stoppen Sie den rasanten Bodenverbrauch“ an die Politik den nötigen Nachdruck verleihen.

Pressekonferenz mit Tobias Moretti, Kurt Weinberger von der Österreichischen Hagelversicherung und Werner Beutelmeyer vom market Institut (v.l.n.r.)

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„Jedermann“ Tobias Morettie (links) unterstützt die Hagelversicherungs-Kampagne

Prominenter Unterstützer der Kampagne ist der Tiroler Schauspieler Tobias Moretti, zurzeit als „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen zu sehen. Dassin Österreich so viel verbaut werde, sei nicht nur ein agrarisches, sondern auch ein soziokulturelles Problem, sagte Moretti, der seit 25 Jahren selbst eine Landwirtschaft betreibt: „Wir sägen uns den Ast ab, auf dem wir selber sitzen.“ Auf dieses Thema „müssten eigentlich die Grünen aufspringen, und zwar eilens.“

In Innsbruck-Land gebe es innerhalb von 15 Kilometern vier bis fünf „Kolosse“ an Einkaufszentren, eine Fläche von zehn oder zwölf Hektar sei da verbaut, so Moretti: „Umso mehr braucht es ein politisches Korrektiv dafür. Es scheint die kommunale Steuer die einzige Möglichkeit zu sein, dass man der sozialen Verantwortung nachkommt.“

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Initiative gegen Bodenverbrauch

Österreich sei Europameister beim Zubetonieren der Landschaft - dagegen wehrt sich die Hagelversicherung. Sie hat eine Kampagne gestartet.

Reform und strengere Raumordnungsregeln gefordert

Auch Weinberger fordert zur Verbesserung der Raumordnung, dass die Kommunalsteuer nicht mehr auf Gemeindeebene, sondern von den Ländern eingehoben werden soll. Dadurch hätten die Bürgermeister nicht mehr so viel Druck, möglichst viele Betriebe in ihren Orte zu holen.

Die Raumordnungsgesetze seien im Gegensatz zum bundesweiten Raumordnungsrecht in Deutschland „offensichtlich zahnlos“, kritisierte Weinberger. Was Einkaufszentren betreffe, habe Salzburg in den letzten Monaten mit dem neuen Raumordnungsgesetz aber einen wesentlichen Schritt gesetzt: „Wir brauchen in Österreich einen strengeren und klaren Vollzug.“ Österreich habe ein Juwel an Lebens- und Naturraum, so Weinberger: „Wir gehen in die Richtung, das gedankenlos zu zerstören. Wir brauchen auch ein klares Bekenntnis zum Öffentlichen Verkehr.“

Baufahrzeuge tragen Boden ab auf Baustelle

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Das Verbauen von Boden müsse eingebremst werden, so die Versicherung

„Masterplan für ländlichen Raum wirklich umsetzen“

Positiv sieht der Versicherungs-Vorstandsvorsitzende auch, dass zumindest im Masterplan für den ländlichen Raum eine wesentlich niedrigere Neuverbauung vorgesehen ist als zurzeit. Statt wie jetzt 20 Hektar täglich ist darin eine tägliche Neuverbauung von maximal 2,5 Hektar pro Tag vorgesehen - um 90 Prozent weniger. Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP), die Landeshauptleute und der Gemeindebund haben sich auf den Plan bereits geeinigt. Jetzt müsse aber sichergestellt, dass er auch umgesetzt werde, so Weinberger.

84 Prozent gegen fortschreitende Verbauung

Die Österreichische Hagelversicherung gab auch eine Umfrage des Marktforschungsinstitutes market zum Bodenverbrauch in Auftrag: „84 Prozent aller Befragten möchten keine rasante fortschreitende Verbauung des Landes. Vier von fünf Befragten sprechen sich für gesetzliche Beschränkungen aus“, erläuterte Institutsleiter Werner Beutelmeyer.

Beim Thema Regionalität sei eine Verhaltensänderung beim Konsumenten feststellbar. „Heimische Lebensmittel sind besser für die Umwelt, das Klima und die Wirtschaft. Das müssen wir bewusst machen, dazu brauchen wir Äcker und Wiesen in Österreich“, fasste Weinberger zusammen. Dazu Moretti: „Wir merken, wie bewusst in Österreich gekauft wird, komisch dass das die Entscheidungsträger nicht merken.“

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