E-Bikes: Sportgeräte für Faule?

E-Bikes werden in Österreich immer populärer - und sie werden trotzdem von vielen Radfahrern nach wie vor skeptisch betrachtet. Puristen sehen in Elektrofahrrädern perfekte Sportgeräte für Faule. Daneben gibt es viele Probleme bei der Handhabung.

Elektrofahrräder sind für die einen die größte Erleichterung, seit es das Fahrrad gibt. Für andere sind sie eine zusätzliche Gefahr auf der Straße, am Radweg oder in den Bergen. Die Meinungen gehen auch bei den Experten auseinander, weiß Radsportler Thomas Hödlmoser: „Das ist ein sehr zweischneidiges Schwert. Natürlich hat das E-Bike seine Berechtigung - wenn ich zum Beispiel gesundheitliche Probleme habe oder älter bin, damit ich zum Beispiel auf den Berg hinaufkomme. Da finde ich das Ganze sehr motivierend und cool. Ein Problem wird es dann, wenn die Leute mit den E-Bikes weiter hinauffahren als es eigentlich ihrer Fahrtechnik entspricht und dann beim Hinunterfahren Probleme haben und stürzen.“

Frau fährt auf E-Bike (Elektrofahrrad)

ORF

E-Bikes werden immer populärer - treffen aber dennoch weiter auf viel Skepsis

Konflikte im Gebirge

Weniger die Berge als vielmehr die Wege dorthin sind begrenzt, und mit der steigenden Nutzung der E-Biker steigt auch das Konfliktpotenzial. Seitens des Österreichischen Alpenvereins pocht man darauf, dass Wanderwege auch Wanderwege bleiben und nicht als E-Bike-Strecken zweckentfremdet werden. „Ohne zusätzlich touristisches Angebot für diese nicht aufzuhaltende Gruppe von E-Bikern wird es sicher nicht gehen“, sagt Peter Kapelari, Hütten- und Wegereferent des Österreichischen Alpenvereins.

„Ganz anders als normales Fahrrad“

Aber nicht nur die Freizeitsportler sorgen für Diskussionen. Vor allem in der Stadt flitzen die E-Biker oft mit verwegener Geschwindigkeit. Gerade ältere Semester seien da manchmal überfordert - das räumt auch so mancher E-Biker ein: „Ich bin vorher sehr viel mit dem Rennrad und mit dem Mountainbike gefahren - und manche überschätzen dann die Schnelligkeit. Das Ärgste ist die Angst.“ „Es ist einfach ganz anders wie mit dem normalen Fahrrad“, sagt eine E-Bikerin. „Man hat das noch nicht so ganz in der Gewalt und muss schon aufpassen.“

Mittlerweile gibt es eigene Kurse für E-Biker - und Trainer wie Karl Eder, die ihr Wissen weitergeben und auf Gefahren aufmerksam machen: „Das Wichtigste ist, dass sich das E-Bike ganz anders verhält als das normale Fahrrad“, betont Eder. „Es zieht auch viel mehr an. Damit kommen ältere Menschen nicht so zurecht. Speziell in Kurven ist das ganz gefährlich wie sich das Rad verhält. Und was auch wichtig ist, ist die Bremswirkung. Denn die Unfälle passieren mit Überschlag.“

Mountainbiker auf Alm mit Elektrorädern (E Bikes)

ORF

Auch auf der Alm sind E-Bikes keine Seltenheit mehr

Viel Überlegung beim Kauf nötig

Dennoch steigen die Verkaufszahlen der E-Bikes Jahr für Jahr. Doch auch beim Kauf sollte man darauf achten, für welchen Verwendungszweck man ein E-Bike kauft:

„Mehr Einsätze für Bergretter"
Zu Respekt vor der Technik und guter Selbsteinschätzung rät Peter Veider von der Bergrettung in Tirol. Diese verzeichnet schon jetzt deutlich mehr Einsätze für E-Biker. Mit den Motorfahrrädern sei es leicht, bergauf zu kommen - aber gar nicht so einfach, wieder hinunter: "Wenn dann noch technische Defekte im Hochgebirge dazukommen, kann es bei langen Rückwegen und fortgeschrittener Tageszeit schnell gefährlich werden.“

Aber auch die richtige Routenwahl und vor allem das rechtzeitige Aufbrechen an heißen Tagen seien wichtig, so Veider. Vor allem ältere, übergewichtige bzw. wenig trainierte E-Biker seien - nicht nur bei Hitze - anfälliger für Kreislaufprobleme und Herzinfarkte.

Für Alltagswege in der Stadt, für Fahrten bergauf oder für Mountainbike-Einsätze auf Single Trails.

Denn jedes Extra erhöhe das Gewicht des Rades und reduziere die Reichweite, sagt Radhändler Thomas Kluge: „Je schwerer ein Fahrrad wird, je stärker das Profil beim Reifen ist, je mehr Federweg das Rad hat - das verkürzt alles die Reichweite.“ Und dann könnte die Tour schon vor der anvisierten Almhütte zu Ende sein. Mit der richtigen Abstimmung seien dagegen 100 Kilometer Reichweite im hügeligen Gelände bzw. auch 1.000 Höhenmeter Bergauffahrt „drinnen“, so Kluge.

Ein wichtiger Faktor seien auch möglichst leistungsfähige Akkus - und diese sollten unbedingt Originalbauteile sein, keine Nachbauten, so Kluge: Denn sonst könnte es Probleme mit der Ladeelektronik geben. Im Extremfall könne dann ein Akku abbrennen oder weit weg vom Ausgangspunkt der Tour kaputtgehen. Mit schweren E-Bikes ohne Antrieb und aus eigener Kraft zurückzukommen, sei dann sehr schwierig, kraftraubend und für manche Freizeitsportler oder Anfänger sogar unmöglich, warnen Bergrettungsleute auch in Salzburg.

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