Antwort auf FPÖ-Anfrage sorgt für großes Echo

Eine Antwort der Salzburger Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ) auf eine Anfrage des FPÖ-Gemeinderates Erwin Enzinger sorgt derzeit in Sozialen Netzwerken für großes Echo - mit pointierten Ausführungen.

Die schriftliche Anfrage hatte der FPÖ-Gemeinderat bereits am 20. Juni gestellt: Darin fragte er bei Hagenauer an, ob Medienberichte stimmen würden, wonach Volksschülern türkische Texte vorgelegt würden, um Umlaute wie „Ü“ zu üben. Enzinger fragte sich in dem kurzen Schreiben, „ob es in der deutschen Sprache nicht genug Texte gibt, mit denen wir unseren Kindern die Muttersprache näher bringen können“.

Sechs Tage später antwortete Hagenauer auf diese Anfrage - und das in sehr pointierter Form: Zunächst stellte sie fest, dass sie als Vizebürgermeisterin zwar für die Erhaltung der städtischen Schulen zuständig sei - dass sie auf die pädagogischen Inhalte des Unterrichts aber keinerlei Einfluss habe: „Eine entsprechende Anfrage wäre an das Land (Salzburg - Anm.) zu richten.“

„Von Türken entwickeltes Lebensmittel im Einsatz: Joghurt“

Doch dann wies die SPÖ-Vizebürgermeisterin den FPÖ-Bildungssprecher im Gemeinderat darauf hin, „dass die Stadt Salzburg seit Jahren ein von den Türken entwickeltes Lebensmittel in den Kindergärten, Schulen und Seniorenwohnhäusern zum Einsatz bringt: Joghurt“. Denn schließlich sei die Intention von Enzingers Anfrage, „den Einfluss von türkischer und wahrscheinlich auch arabischer Sprache und Kultur hintanzuhalten“.

Zu diesem Zweck gibt die Vizebürgermeisterin für den FPÖ-Politiker auch einige Ratschläge: Etwa die „Rückkehr zu römischen Zahlen und Ziffern“, den „Verzicht auf Kaffee“ oder die Vermeidung von Wörtern türkischen oder arabischen Ursprungs „wie Fisole, Jacke, Mauer, Tasse, Zwetschge, Magazin, Sofa, Chemie, Zucker, Tarif, Ziffer und auch Haschisch oder Alkohol“.

Nicht alle Beispiele Hagenauers richtig

Doch bei mehreren dieser Beispiele liegt Hagenauer nicht ganz richtig: Denn laut Duden kommt beispielsweise die „Fisole“ vom lateinischen „phaesolus“, die „Jacke“ ist aus dem Französischen importiert. Und die „Chemie“ hat eine altgriechische Wortwurzel - die allerdings über das arabische Wort „Al-Kimiya“ nach Europa kam.

Erwin Enzinger und Anja Hagenauer

FPÖ/ORF

Die Anfrage stammt von FPÖ-Gemeinderat Erwin Enzinger, die Antwort von SPÖ-Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer wird derzeit heftig geteilt

Fotos vor zwei Wochen gepostet - und jetzt viral

Eine Fotografie der beiden Schreiben habe sie vor zwei Wochen schon einmal gepostet, sagte Hagenauer auf ORF-Anfrage - damals nahm die Briefe aber niemand wahr. Erst jetzt verbreiten sie sich über Facebook und Twitter - und werden jetzt Hunderte Mal gelikt, geteilt und retweetet. Für den grünen Nationalratsabgeordneten Harald Walser sind die Briefe aus der Salzburger Stadtverwaltung ein „lesenswerter Schriftverkehr“. Manche Nutzer fordern sogar: „Anja Hagenauer for president“.

Hagenauer spricht von „Lovestorm“

Hagenauer selbst ist über die große Aufmerksamkeit jetzt überrascht - „das kann man nicht kontrollieren“. Der Großteil der Rückmeldungen auf ihren Brief sei positiv - quasi ein „Lovestorm“ statt eines Shitstorms. Den hatte sie ja erst vergangene Woche zu ertragen - mit der Aufregung um ein angebliches Schweinsschnitzel-„Verbot“ in Salzburger Kindergärten, das von Medien lanciert worden war.

Enzinger reagierte gegenüber dem ORF gelassen darauf, dass seine Anfrage jetzt österreichweit so bekannt wird: Er selbst habe am Mittwoch nur einige wenige Rückmeldungen bekommen - und die seien positiv gewesen. Die FPÖ im Gemeinderat sei es zudem gewohnt, dass sie auf ihre Anfragen sarkastische oder unvollständige Antworten bekomme, so Enzinger. Und auch hier sei Hagenauer nicht auf den Inhalt seiner Anfrage eingegangen.