Van der Bellen bei Friedenswanderung in Krimml

Bundespräsident Alexander Van der Bellen war am Samstag der prominenteste Teilnehmer der Friedenswanderung in Krimml (Pinzgau). Dabei wurde an die Flucht von rund 5.000 Juden über den Krimmler Tauern 1947 gedacht.

Der Start für die rund 300 Wanderer war beim 1.622 Meter hoch gelegenen Krimmler Tauernhaus am Samstag um 7.00 Uhr. Das Gedränge der vielen Wanderer erinnerte ein wenig an die Flüchtlingstreks vor 70 Jahren - nur dass sich die Menschen damals abends auf den Weg machen mussten, um in einem Gewaltmarsch über den Krimmler Tauernpass nach Italien zu kommen.

„Das hier ist eine beeindruckende Art, sich daran zu erinnern, was hier geschehen ist“, sagte Miri Nehary, Obfrau der Hilfsorganisation Bricha, und eine der Teilnehmerinnen. „Erstens die Tatsache, dass die Flüchtlinge mit ihren Kindern über die Alpen gingen, ohne die Ausrüstung wie wir sie heute haben - und zweitens ihre Haltung.“

Heute 104-jähriger Feingold suchte damals Wege

Zum Abmarsch gekommen war auch der heute 104-jährige Marko Feingold, Präsident der israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg. Er 1947 musste als Helfer einen Fluchtweg über die Tauern suchen: „Ich bin hier überall herumgefahren“, erinnerte er sich. „Dann bin ich auf der Gerlosplatte gelandet und schaue hinüber - denn die Leute, die man damals um einen Weg gefragt hat, sind ja selber Schmuggler gewesen. Aber jeder hat so getan, als er würde er den Weg nicht kennen. Wir waren angewiesen, selbst einen Weg zu finden.“

Die Besatzungsmächte hatten damals jeden offiziellen Weg zu den italienischen Häfen für die jüdischen Flüchtlinge, die nach Israel wollten, geschlossen. Die Flucht über den Tauern war alternativlos, sagte Feingold: „Insbesonders die ersten Flüchtlinge, die 5.000, die hatten (in Europa - Anm.) ja keine Zukunft, nirgends.“ Erst am Freitag war bei einem Festakt in Saalfelden ja an diese Flucht erinnert worden - mehr dazu in Gedenken an jüdische Flucht über die Alpen (salzburg.ORF.at; 23.6.2017).

Van der Bellen: „Es war auch bei uns so“

Dass Bundespräsident Van der Bellen mit an dieses Kapitel erinnert, verlieh der Gedenkwanderung am Samstag besonderes Gewicht. Fast zwei Stunden lang ging Van der Bellen mit - und machte sich Gedanken über eine Verbindung zum heute: „Jede Fluchtbewegung hat ihre eigenen Ursachen und ihre eigenen Facetten“, sagte Van der Bellen. „Aber erinnern daran, dass es auch bei uns so war - und dass es, glaube ich, auch unsere Verpflichtung ist, so weit wie möglich denen zu helfen, die jetzt in einer ähnlichen Situation sind, ist nicht nur meine Überzeugung. Ich glaube, alle Leute, die hier mitgehen, sind dieser Überzeugung.“

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Friedenswanderung mit Bundespräsident

Bundespräsident Alexander Van der Bellen nahm am Samstag an der Friedenswanderung in Krimml zum Gedenken an jüdische Flüchtlinge teil.

Die 300 Teilnehmer der Gedenkwanderung hatten insgesamt gut vier Stunden Aufstieg vom Krimmler Tauernhaus hinauf zum über 2.600 Meter hohen Krimmler Tauern zu absolvieren - und dann wieder genau so lange wieder hinunter ins Südtiroler Ahrntal.