Viele Vermisste auf dem Untersberg

Der Untersberg gehört zu den meist unterschätzten Bergen in Salzburg. Unzählige tödlich verunglückte Alpinisten sind dort zu beklagen. Und viele werden im gewaltigen Massiv des Untersberges noch vermisst.

Zuletzt war erst am 30. Mai wieder ein Bergsteiger auf dem Untersberg abgestürzt - er konnte nur noch tot geborgen werden. Das Massiv gilt ist hochalpin, es gilt aber auch als sagenumwoben, faszinierend unheimlich gleichermaßen. Der Nebel kann innerhalb weniger Minuten aufsteigen und jegliche Sicht verhindern.

Viele Vermisste am Untersberg

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Der Untersberg wird von vielen Alpinisten unterschätzt

Nahezu jedes Jahr stirbt am Untersberg ein Mensch, meist sind es mehr. Bergretter und Alpinpolizisten müssen oft zu gefährlichen Suchaktionen ausrücken. Zuletzt war dies Ende Mai der Fall, als ein Oberösterreicher abstürzte. Als er am nächsten Tag von einem Suchtrupp gefunden werden konnte, gab es für ihn keine Rettung mehr.

Viele Vermisste am Untersberg

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Erst kürzlich gab es einen nächtlichen Sucheinsatz

Die freiwilligen Bergretter müssen viel ertragen und mitansehen, schildert Bruno Tischlinger von der Bergrettung Grödig (Flachgau): "Das schlimmste Jahr hatten wir Mitte der 1980er-Jahre. Da ist eine Gruppe von vier jungen Briten tödlich verunglückt. Sie waren auf Plastiksäcken bergab gerutscht und sind dabei über eine Wand hinaus geraten und tödlich abgestürzt. Danach gab es dann auf dem Dopplersteig noch zwei tödliche Unfälle.

Immer wieder können Verunglückte noch gefunden und gerettet werden. Internationale Berühmtheit erlangte der Berg im Jahr 2014 bei einer zuvor noch nie erprobten Rettungsaktion für einen schwerverletzten Höhlenforscher. Der Mann wurde in einem zweiwöchigen Einsatz aus der fast 1.000 Meter tiefen „Riesending“-Höhle gerettet. Insgesamt halfen damals 728 Retter aus fünf Ländern mit.

Viele Vermisste am Untersberg

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Im Jahr 2014 wurde ein Höhlenforscher aus fast 1.000 Metern Tiefe geborgen

Noch viele unerforschte Höhlen

Mit seinen 500 bekannten Höhlen und zahllosen unerforschten Höhlensystemen ist der Untersberg wie ein Schweizer Käse und nicht nur für Wissenschafter besonders attraktiv. Manche der Höhlen sind mit Wasser geflutet, schildert Landesgeologe Rainer Braunstingl.

Viele Vermisste am Untersberg

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„Bei diesen Dolinen handelt es sich um Einsturztrichter, die oft unter Latschen verdeckt sind, sodass man natürlich sehr leicht hineinstürzen kann. Vor allem ungeübte Bergwanderer unterschätzen oft, dass das Untersberg-Plateau auf 1.800 Metern Seehöhe liegt, was schon hochalpin ist - und zwar auch von der Wettersituation. Es ist den Weststürmen ausgesetzt und kann dort auch sehr kalt werden.“

In 100 Jahren sind 40 Menschen verschwunden

In den vergangenen 100 Jahren sind im Untersbergmassiv auf bayerischer sowie auf Salzburger Seite offenbar rund 40 Menschen verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Zehn von ihnen stehen nach wie vor auf der Vermisstenliste. Unter ihnen ist auch Gerhard Leitner aus Grödig, von dem seit 22. Jänner 2012 jede Spur fehlt.

„Das Wetter war damals extrem, mit viel Schneefall in den folgenden Tagen. Man hat in diesem Fall keine wirklichen Anhaltspunkte gefunden. So wird vermutet, dass er in eine der am Untersberg zahlreichen Dolinen gestürzt sein könnte“, schildert Johann Leitner von der Alpinpolizei.

Überreste eines lange Verschollenen 2014 entdeckt

Und Bruno Tischlinger ergänzt: „Nach Gerhard Leitner haben wir ein dreiviertel Jahr lang gesucht. Im Sommer haben wir noch die ganzen Schneefelder und Dolinen abgesucht - aber leider war die ganze Suche vergeblich.“

Im November 2014 fanden Höhlenforscher die sterblichen Überreste eines Skifahrers. An der Gerichtsmedizin konnte nach aufwendigen Untersuchungen schließlich die Identität des Mannes geklärt werden, der vor mehr als 80 Jahren auf dem Untersberg verunglückt ist.

Viele Vermisste am Untersberg

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Auch diese Ausrüstungsgegenstände stammen von einem vermisst gewesenen Alpinisten

„Am Untersberg ist fast immer jemand unterwegs“

„Es ist der Hausberg der Salzburger, und da gehen natürlich enorm viele Leute hinauf - im Sommer wie im Winter und zu jeder Tages- und Nachtzeit. Es gibt kaum einen Zeitpunkt, zu dem dort niemand unterwegs ist. Und dadurch passieren auch immer wieder Unfälle“, weiß Ortstellenleiter Ernst Schörghofer von der Bergrettung Grödig.

Durch die Einsätze der vielen freiwilligen Bergretter überleben dennoch jedes Jahr mehrere Menschen, die auf dem Untersberg abgestürzt sind oder sich verirrt haben.

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Unterschätzt: Viele Vermisste am Untersberg

Der Untersberg gehört zu Salzburgs meist unterschätzten Bergen. Dort sind unzählige tödlich verunglückte Alpinisten zu beklagen. Viele werden im gewaltigen Untersberg-Massiv noch vermisst.

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