Ex-ASV-Führung: Anklagen wegen Untreue

Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Untreue gegen ein Ex-Führungsteam der Salzburger Amateursportvereinigung (ASV), deren Dachverband die ASKÖ ist. Mehr als 300.000 Euro soll das Trio bis 2013 zweckwidrig verwendet haben.

Die drei Verdächtigen sollen Gelder vom ASV-Konto auf zwei „Geheimkonten“ überwiesen haben. Beschuldigt wird der damalige Präsident und seine beiden Vizes.

„Gelder teils für eigene Zwecke verwendet“

Einen schwerwiegenden Vorwurf mit einem inkriminierten Schadensbetrag von rund 220.000 Euro betrifft den mittlerweile pensionierten Präsidenten (68) und den damaligen Finanzchef (57) des Vereins. Diese Summe, die laut Anklage dem ASV zustand, sollen die beiden Beschuldigten ab 2008 auf ein „Geheimkonto“ lautend auf „Amateursportvereinigung ASKÖ Salzburg“ fließen haben lassen. Der Verein habe auf das Guthaben nicht zugreifen können, erläuterte die stellvertretende Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg, Barbara Fischer, am Dienstag gegenüber der APA - Austria Presse Agentur. Teilweise hätten die Angeklagten die Gelder für eigene Zwecke verwendet.

„157.000 Euro in bar abgehoben“

Auf das „Parallelkonto“ sollen die Sponsorgelder zweier Firmen in Höhe von 13.800 Euro geflossen sein, die für den ASV bestimmt waren. Weitere 186.250 Euro stammten aus einem Vertrag des Unterrichtsministerium, vertreten durch den Landesschulrat, mit dem ASV für die Benutzung von Sportanlagen des Vereins. Zudem seien noch 20.800 Euro vom offiziellen ASV-Konto auf das außerhalb der Vereinsbuchhaltung geführte Konto überwiesen worden, heißt es in der von Staatsanwalt Robert Holzleitner verfassten Anklageschrift.

Leasingraten für Wohnmobil: „Mobiles Büro“?

Von den 220.000 Euro, die nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf dem „Geheimkonto“ geparkt waren, sollen die beiden Beschuldigten rund 157.000 Euro bar behoben haben. Rund 37.100 Euro seien für Leasingraten und Versicherungsprämien für ein Wohnmobil verwendet worden. Den Restbetrag habe der Finanzchef für einen Zaunanlage seines Privathauses und die Reparatur eines seiner Autos verwendet, so die Mediensprecherin.

Das Wohnmobil spielt eine besondere Rolle. Laut Anklage benötige ein Verein wie der ASV kein solches Wohnmobil. Der Staatsanwaltschaft zufolge fand der Ex-Vereinspräsident aber eine Erklärung dafür: Es habe sich um ein „mobiles Informationsbüro für gesundheitsorientierte Maßnahmen“ gehandelt und es sei zu diesem Zwecke auch eingesetzt worden. Das Fahrzeug soll auf den ASV zugelassen und nur vom Präsidenten genutzt worden sein.

„Angemessene Entschädigung für Vereinsarbeit“

Ein Anklagefaktum betrifft den Finanzchef. Er soll sich vom offiziellen Vereinskonto 51.236 Euro zweckwidrig an sich selbst und 23.640 Euro an die Sportwissenschafterin, die für Kommunikationsarbeit des ASV zuständig war, überwiesen haben. Der Beschuldigte erklärte laut Mediensprecherin im Vorverfahren, bei diesen Beträgen handle es sich um eine angemessene Entschädigung für die Vereinsarbeit.

Brisant ist auch der Vorwurf an den Finanzchef, er habe mit dem „Wissen und Wollen“ des Präsidenten insgesamt rund 129.800 Euro zweckwidrig verwendet. Ein Teil der Gelder seien in den Sportbauernhof Waldzell (OÖ) geflossen, beispielsweise für Plexiglas eines Wintergartens und ein Schwimmbad. Die Sportanlage ist auch Gegenstand eines bereits laufenden Strafprozesses in Salzburg, in dem der Ex-Präsident, der damals auch Präsident des ASKÖ war, ebenfalls wegen Untreue angeklagt ist. Er hatte den Bauernhof 2003 als Privatmann gekauft und dem ASKÖ ein 30-jähriges Baurecht eingeräumt. Der jährlich verlangte Baurechtzins von 16.848 Euro war laut Staatsanwalt Holzleitner aber viel zu hoch.

Mysteriöses „Volleyball-Konto“

Das zweite „Geheimkonto“, auch „Volleyball-Konto“ genannt, wird ebenfalls dem Ex-Finanzchef des ASV angelastet. Er soll dieses Konto eröffnet und sich vom offiziellen Vereinskonto, auf das auch Förderzahlungen des Landesverbandes ASKÖ überwiesen wurden, auf dieses Parallelkonto 32.170 Euro für vereinsfremde Zwecke an sich selbst auszahlen haben lassen. Das „Volleyball-Konto“ sei dem Zugriff des Vereins, in dem es eine Sektion Volleyball gab, entzogen worden, erläuterte die Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft.

Ein Anklagepunkt betrifft den beschuldigten Ex-ASV-Präsidenten in der Funktion als ehemaligen ASKÖ-Präsidenten. Er soll einen auf den Verein geleasten Opel einem seiner Angehörigen zur Verwendung überlassen haben, und zwar von September 2005 bis Jänner 2009. Der Schaden beläuft sich laut Anklage auf 12.258 Euro.

Wie werden sich Beschuldigte verantworten?

Die drei beschuldigten Funktionäre haben sich im Vorverfahren nicht zur Sache geäußert, sagte Staatsanwältin Fischer. In schriftlichen Stellungnahmen hätten sie einen Befugnismissbrauch und einen Schädigungsvorsatz bestritten, die angelasteten Vermögensverfügungen aber eingeräumt. Dabei habe es sich laut den Angeklagten zum Teil um Aufwandsentschädigungen gehandelt, es sei aber kein Schaden für den ASV entstanden.

Die jetzige ASV-Vereinsführung unter Präsident Manfred Wiltschko habe mit den Malversationen nichts zu tun, man habe sich dem Strafverfahren als Privatbeteiligte angeschlossen, sagte deren Rechtsanwalt Kurt Jelinek zur APA. Der Vorstand habe die Anzeige eingebracht und zur Aufklärung der Causa beigetragen. Der Verteidiger des ehemaligen ASV-Führungstrios gab zu der noch nicht rechtswirksamen Anklage keine Stellungnahme ab. Er müsse erst mit den Betroffenen die weitere Vorgehensweise besprechen und die Vorwürfe in Ruhe prüfen, sagte der Anwalt auf Anfrage. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.

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