Haslauer: „Heer hat große Integrationskraft“
ORF/Gerald Lehner
Haslauer fand sich als Beobachter bei der Großübung ein, bei der fast 20 Hubschrauberbesatzungen von Bundesheer, Flugpolizei und der Privatfirma Knaus Helicopter mit ehrenamtlichen Feuerwehrleuten und Rotkreuzhelfern aus der Region trainierten. Es ging um eine fiktive Hochwasserkatastrophe, bei der 200 Zivilisten von Hausdächern und Inseln in Überflutungsgebieten rasch geborgen werden mussten. Es war in der Geschichte Österreichs die erste Übung dieser Größenordnung. Sie forderte die Beteiligten, weil neben der direkten Hilfe mit einer Vielzahl von Taubergungen auch ein sehr dichter Flugverkehr in einem engen Talkessel gemeistert werden musste.
„Allgemeine Wehrpflicht wichtig“
Der Landeshauptmann hat in dem Fachbereich eigene Erfahrungen von früher her - als ehrenamtlicher Reserveoffizier in der Miliz des Bundesheeres. Gerade in der Katastrophenhilfe zeige sich, wie wichtig die Verankerung des Heeres in der Bevölkerung und in der Demokratie sei: "Ich bin deshalb ein Anhänger der allgemeinen Wehrpflicht, auf der unsere Armee fußt. Sie kann nur so entsprechend rekrutiert werden und sollte nicht nur auf Waffengattungen spezialisiert sein. Auch die entsprechende Mannstärke ist notwendig. Besonders bei Einsätzen in der Katastrophenhilfe bewährt sich das immer wieder.“
„Integrative Wirkung auf breitester Basis"
Sollte das Heer nicht auch stärker als Schule der Demokratie für junge Leute eingesetzt werden? Haslauer antwortet, das sei ohnehin schon der Fall: „Nirgendwo sonst als beim Bundesheer kommen Menschen aus allen sozialen Schichten, mit Migrationswurzeln, Einheimische, bäuerliche Bevölkerung und Akademiker zusammen, um sich einer gemeinsamen Sache für das Gemeinwohl zu widmen. Das finde ich wunderbar. Ich glaube, es gibt nichts in Österreich, was so integrativ im breitesten Sinn wirkt wie das Bundesheer.“
Bildergalerie aus Adnet:
Doskozils neuer Kurs findet Anklang
Insgesamt nahmen rund 250 Soldaten - Männer und Frauen - der Luftstreitkräfte, des Militärkommandos Salzburg sowie des Pionierbataillons 2 aus Salzburg teil. Der schwarze Salzburger Politiker sah sich die große Übung von Adnet gemeinsam mit seinem roten Kollegen aus Wien an, der als Ressortchef der Bundesregierung extra angereist war. Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) erntete nicht nur vom Landeshauptmann zustimmende Worte für seine Heeresreform, die nun den Ausbau vorantreibt. Der neue Mann im Ministerium beendete sofort nach seiner Amtsübernahme den rigorosen und umstrittenen Sparkurs, den sein Vorgänger und Parteifreund Gerald Klug gestartet hatte. Doskozil war zuvor im Brotberuf ein Offizier der burgenländischen Polizei - mit Ausbildung in den Bereichen Einsatztaktik und Führungsaufgaben.
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TV-Reportage aus Adnet
Bundesheer, Polizei und Feuerwehren haben Freitag in Adnet (Tennengau) eine Übung der Superlative durchgezogen.
„Wenn nichts passiert, redet man sich leicht“
Dem ORF sagte Doskozil am Freitag, er sei schon auch ein bisschen stolz, dass es mit dem Bundesheer nun aufwärts gehe: „Mit einem leeren Militarismus hat eine dem Parlament und der Demokratie verpflichtete Armee nichts zu tun. So lange nichts Gefährliches passiert, da tun sich manche leicht zu sagen, eine Armee sei eh nicht so wichtig. Aber gerade hier bei einer solchen Übung zeigt sich, wie wichtig eine schlagkräftige Hilfe sein kann. Wir haben unsere Führungsstrukturen stark auf die
Bedürfnisse und den Schutz der Bevölkerung ausgerichtet. Es ist ja auch ihr Steuergeld. Und nur das Bundesheer hat die personellen Ressourcen und technischen Transportkapazitäten, um bei größeren Notfällen wirksam einzugreifen. Natürlich immer zusammen mit kleineren Einheiten bei Polizei und ehrenamtlichen Einsatzkräften wie Feuerwehren, Rotem Kreuz, Wasser- und Bergrettung.“
ORF/Gerald Lehner
Kavallerie der Lüfte mit vielen PS
Peter Schinnerl ist Oberst beim Kommando der Luftstreitkräfte, das von Doskozil neuerdings aus Wien in die Salzburger Schwarzenbergkaserne nach Wals (Flachgau) übersiedelt wurde. Der gebürtige Adneter hat die Großübung der Heeres- und Polizeiflieger mit den Feuerwehrleuten aus mehreren Gemeinden der Region organisiert: „Beim Heer sind wir zwar langsamer als die kleineren Rettungshubschrauber, die dezentraler stationiert sind und sehr rasch an Unfallorten sein können. Wenn jedoch Hilfe für sehr viele Menschen gebraucht wird, dann kommen wir mit geballter Kraft.“
Das Bundesheer setzt dann seine Kavallerie der Lüfte mit ihren vielen Pferdestärken in Marsch: Sikorsky UH-60 Transporthubschrauber, Agusta Bell 212 und Spezialmaschinen wie die legendäre und kleinere Alouette III, die sich besonders für schwierige Taubergungen im Hochgebirge eignen.
Flotte auch nachtflugtauglich
Karl Gruber, Brigadier, Chef der Luftstreitkräfte und früher selbst Hubschrauberpilot, verwies bei der Übung in Adnet auch auf logistische Schwierigkeiten. Bei so dichtem Flugverkehr in einem engen Talkessel werde den Einsatzkräften viel abverlangt: „Es braucht drei Dinge. Einen guten Einsatzplatz, der im Notfall sehr rasch entwickelt werden muss. Dazu kommt die Notwendigkeit eines perfekten Funksystems zwischen allen Hubschraubern inklusive einer guten Einsatzleitung auf dem Boden, die den Überblick als Flugkontrolle bewahrt. Sehr wichtig sind auch erfahrene Besatzungen, die ihre direkte Umgebung dauernd beobachten, um Kollisionen zu vermeiden.“
Gruber sagte, wegen der Investitionen der letzten Zeit sei das Heer mittlerweile in der Lage, einen solchen Großeinsatz auch in der Nacht abzuwickeln. Anders dürfte es noch bei sehr schlechtem Wetter aussehen, denn dann tun sich Sichtflieger in großer Bodennähe - zu denen auch Hubschrauberpiloten gehören - weiterhin sehr schwer.
Gerald Lehner, ORF Salzburg
Link:
- Heeresflieger trainieren Feuerwehren (salzburg.ORF.at; 21.4.2017)
- bundesheer.at