Als eine Notlüge Jazz ins Festspielhaus brachte

Dass in „heiligen“ Klassikhallen Jazz gespielt wird, ist heute ganz selbstverständlich. Doch 1977 war noch eine Notlüge notwendig, um ein Konzert von Ella Fitzgerald im Salzburger Festspielhaus zu ermöglichen. Am Mittwoch wurde daran erinnert.

Mit einem „Konzert für Ella“ wurde Mittwochabend im ausverkauften Salzburger Landestheater der legendären Jazzsängerin gedacht: Fitzgerald wäre heuer 100 Jahre alt geworden. Vor 40 Jahren - am 19. Mai 1977 - trat sie zudem in Salzburg auf.

Kirchenlieder als Beleg für „Ernsthaftigkeit“

Organisiert wurde das Konzert damals vom Salzburger Pianisten und Sänger Adi Jüstel. Er ermöglichte den Auftritt der wichtigsten Jazzsängerin des 20. Jahrhunderts im Großen Festspielhaus mit einer Notlüge, erinnerte er sich am Rande des Gedenkkonzerts: „Gott sei Dank ist mir ein Trick eingefallen, weil die Herren so auf die Ernsthaftigkeit gepocht haben“, schilderte Jüstel. „Da habe ich gesagt: Ella Fitzgerald ist weltberühmt, hat in vielen Kirchen gesungen. Sie ist ja eine ernste Sängerin, weil sie Kirchenlieder singt. Das war die Entscheidung, dass es dann doch genehmigt wurde.“

Tatsächlich dürfte Fitzgerald zwar als Kind in der Kirche etwas Klavierunterricht bekommen haben - ihre Musikkarriere startete sie aber 1934 im legendären Apollo Theater in New York. Zum Zeitpunkt des Auftritts 1977 hatte Fitzgerald in den USA schon zahlreiche Ehrungen bekommen - so etwa 13 Grammys für ihre Aufnahmen und 1967 einen Grammy für ihr Lebenswerk.

Konzert war für Salzburger „damals eine Sensation“

Das Fitzgerald-Konzert 1977 beeindruckte dann viele in Salzburg - Musiker Manfred Capello erinnert sich noch heute gern zurück: „Das Konzert damals war wirklich die Sensation. Es war etwas ganz anderes. Und ich denke, ich habe damals auch einige Damen und Herren gesehen, die ursprünglich gesagt haben: ‚Das kommt gar nicht infrage, hier ein Jazzkonzert zu machen‘.“

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Gedenken an Ella Fitzgerald in Salzburg

Mit einem großen „Abend für Ella“ wurde am Mittwoch im Landestheater der Jazzlegende Ella Fitzgerald gedacht.

Dass es Bilder des Ella-Fitzgerald-Auftritts im Großen Festspielhaus gibt, ist dem Salzburger Hobbyfotografen Wolfgang Sardelic zu verdanken: „Ich bin mit meiner Kamera und meinen Schwarz-Weiß-Filmen ziemlich weit vorne bei der Bühne gestanden, damit ich mich bewegen konnte. Die Ella wollte keine Blitze haben, weil sie damals ja so dicke Gläser hatte. Jetzt habe ich probiert, das alles ohne Blitz zu machen. Ich habe nur einmal geblitzt, als sie die Augen zu hatte.“ Und dieses Bild zierte bei dem „Abend für Ella“ im Landestheater dann auch die Bühne.

Jahrzehnte später Jazzfestival im Festspielhaus

Von 1996 bis 2012 war das Große Festspielhaus dann übrigens einer der Hauptveranstaltungsorte eines großen Jazzfestivals - des Salzburger Jazzherbstes. Dort traten Größen wie Ray Charles, Dave Brubeck und Dee Dee Bridgewater auf.