Grüne: Entscheidung am Freitag „nicht fix“

Für die Salzburger Grünen-Chefin Astrid Rössler ist nicht klar, ob der erweiterte Bundesvorstand der Partei am Freitag in Salzburg auch eine Entscheidung über die neue Parteispitze bringt. Sie könne das „nicht fix zusagen“, so Rössler in der ZIB 2.

Bei der Sitzung in Salzburg „haben wir alle Ländervertreter und natürlich auch den Bundesvorstand dabei“, betonte die Salzburger Landeshauptmann-Stellvertreterin. Der Donnerstag sei von der grünen Parteiführung „genutzt worden, einerseits ein Stimmungsbild in den Ländern einzuholen, aber auch, um uns gegenseitig zu stärken. Das ist jetzt eine schwierige Situation, die uns aber auch die Chance gibt, dass wir zusammenrücken.“

Astrid Rössler im ORF Studio bei Liveschaltung

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Astrid Rössler wünscht sich eine rasche Entscheidung über die grüne Parteispitze - ob sie bereits am Freitag fällt, ließ sie offen

„Qualität der Entscheidung im Vordergrund“

Als mögliche Nachfolgerinnen Glawischnigs wurden am Donnerstag die Tiroler Grünen-Chefin Ingrid Felipe, die EU-Parlamentarierin Ulrike Lunacek und auch Astrid Rössler selbst genannt. Die Salzburger Grünen-Landessprecherin wollte sich hier aber nicht festlegen: „Wir sind dabei, unterschiedliche Varianten auszuloten. Auch dieses Stimmungsbild gehört dazu. Ich glaube, dass der Zeitfaktor ein wichtiger ist. Aber am Ende soll eine Entscheidung stehen, die von breitester Mehrheit getragen wird. Die Qualität der Entscheidung muss im Vordergrund stehen.“

Dafür wollten sich die Grünen auch Zeit nehmen, betonte Rössler. Deshalb könne sie „nicht fix zusagen“, ob in dem erweiterten Parteivorstand am Freitag auch schon die Glawischnig-Nachfolge fixiert wird: „Dass wir gerne sobald wie möglich eine gute Nachfolgeentscheidung treffen wollen, das versteht sich von selbst. Aber der Freitag dient auch dazu, dass wir uns gut austauschen können und das Prozedere und allenfalls eine schnellere Entscheidung gut vorbereiten können.“

„Viele gute Kandidatinnen und Kandidaten“

Allerdings wäre es „angenehm, so bald wie möglich“ eine neue Parteispitze zu haben, gab auch die Salzburger Grünen-Chefin zu. „Ich habe wahrgenommen, dass viele gute Ideen da sind. Wir haben in den Bundesländern und auch auf Bundesebene sehr viele gute Kandidatinnen und Kandidaten, die man jetzt in Ruhe durchdenkt und mit ihnen natürlich Kontakt aufnimmt und das in die Gespräche einfließen lässt.“

Alle Aufgaben von Glawischnig als Klubobfrau der Grünen im Nationalrat, als Bundessprecherin und als Spitzenkandidatin für die Nationalratswahl im Oktober zu übernehmen „ist zugegeben natürlich viel“, sagte auch Rössler. Schließlich müsste sich eine Kandidatin ohne bundespolitische Erfahrung in die Tätigkeit im Parlament erst einarbeiten: „Das sind auch die Überlegungen, die in die Entscheidung mit einfließen. Ich bin mir sicher, dass die Entscheidung, die wir dann treffen, auf diese Punkte dann Rücksicht nimmt.“

Weiblichen Aspekt in der Politik stärken

Astrid Rössler erklärt, wie sie den Rückzug von Eva Glawischnig erlebt hat - und was er für die Partei bedeutet.

„Weibliche Qualitäten sollen mehr Einzug halten“

Der Erwartung, dass Glawischnig eine Frau im Amt folgen sollte, kann auch Rössler etwas abgewinnen: Im Augenblick sei die politische Stimmung in Österreich „sehr männlich dominiert, sehr kampforientiert“, so die Salzburger Grüne. „Ich vermisse, dass der weiblichen Aspekt in der politischen Debatte, im politischen Stil eine bessere Rolle bekommt. Ich würde mir sehr wünschen, dass es eine gute Lösung gibt, bei der auch die weiblichen Qualitäten und vielleicht auch ein etwas anderer Anspruch an Stil in der politischen Debatte wieder mehr Einzug hält.“

Letzte Monate „waren etwas stürmisch“

Den überraschenden Rückzug Eva Glawischnigs nach neun Jahren an der Spitze der Grünen bedauerte Rössler in dem Gespräch: „Ich habe Mittwochabend wahrgenommen, dass Gerüchte auftauchen und bin Donnerstagfrüh dann informiert wurden. Man muss aber auch dazusagen, dass die letzten Wochen und Monate schon etwas stürmisch waren, dass wir gespürt haben, dass Eva Glawischnig von diesen Turbulenzen auch sehr belastet war. Wir haben auch versucht, das auch abzufedern und sie dabei zu unterstützen, dass wir gemeinsam und geschlossen offene Fragen klären. Trotzdem ist das heute ein sehr schmerzlicher Tag, ein Tag, der viele sehr nachdenklich macht.“

Eine politische Funktion könne zu einer sehr großen persönlichen Belastung werden, so Rössler: „Politik ist sehr rau geworden. Und gerade das, was ich an Eva Glawischnig so geschätzt habe - ihre menschliche Note, ihre Empathie, auch ihre Leidenschaft für Politik - das wird uns sehr fehlen.“ Glawischnig habe sich die Entscheidung sicher nicht leicht gemacht: „In solchen Fällen sind Führungspersönlichkeiten dann doch alleine und müssen abwägen, ob sie sich einen Wahlkampf zutrauen.“ Die Bundesparteichefin legte am Donnerstag aus persönlichen Gründe alle ihre Funktionen zurück - mehr dazu in Grünen-Chefin Glawischnig tritt zurück (news.ORF.at; 18.5.2017).

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