Zu viel Kommerz? Landestheater wehrt sich

Die Pläne für ein „Stille Nacht“-Musical des Salzburger Landestheaters sorgen für Diskussionen um zu viel Kommerz. Intendant Carl Philip von Maldeghem kann das nicht verstehen. Das Theater lasse sich hier nicht „vereinnahmen“.

Das Broadway-Musical „The Sound of Music“ bringt seit Jahren die Kassen im Salzburger Landestheater zum Klingeln. Für Ende 2018, zum 200-Jahr-Jubiläum von „Stille Nacht“, gab das Theater nun ein Musical zu dem weltberühmten Weihnachtslied in Auftrag. Ein dreiköpfiges Hollywood-Team rund um John Debney wurde eingeladen, Text und Musik für die „Silent Night Story“ zu schreiben - mehr dazu in Hollywood-Musical über „Stille Nacht“ (salzburg.ORF.at; 9.5.2017).

John Debney ist seit 30 Jahren ein gefragter Komponist für Hollywood-Filme und Fernsehserien - so schrieb er die Musik zu Kassenerfolgen wie „Bruce Allmächtig“ oder „Sin City“. 2005 war er für den Soundtrack zu Mel Gibsons „Passion Christi“ für einen Oscar nominiert.

Landestheater Salzburg

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Das Salzburger Landestheater will sich durch das Musical nicht für „Markenzwecke vereinnahmen lassen“

„Kein Musical für touristische Zwecke“

Doch ein Hollywood-Musical über das berühmteste Weihnachtslied der Welt auf der Bühne in Salzburg stößt so manchem sauer auf. Landestheater-Intendant Carl Philip von Maldeghem kann das aber nicht so ganz verstehen: „Einerseits kann man dem Landestheater vorwerfen und sagen: Wahrscheinlich macht ihr nur ein Stück mit Leuten aus der Region - und dann gilt das Ganze als provinziell. Jetzt können sie uns etwas vorwerfen: Wir machen etwas Internationales, was über unser eigenen Tellerrand hinausschaut - das ist also immer eine Frage der Perspektive. Wichtig ist aber: Wir machen nicht ein Musical für touristische Zwecke oder für Markenzwecke - wir lassen uns hier nicht vereinnahmen.“

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Debatte um Kommerz am Landestheater

Der Plan des Salzburger Landestheaters, ein „Stille Nacht“-Musical auf die Bühne zu bringen, löst Diskussionen um zuviel Kommerz aus.

Selbsternannte Hüter und Schützer des schlichten Weihnachtsliedes befürchten, dass „Silent Night Story“ an Kitsch grenzen könnte. Von Maldeghem stört das nicht: „Was Kitsch ist und was nicht, das muss jeder für sich entscheiden. Aber wenn Sie sich die Musik anhören, die John Debney geschrieben hat, dann fasziniert mich, dass das ein unglaublich pluralistischer Komponist ist, der viele verschiedene Musikstile miteinander vereinen kann. Ich bin mir sehr sicher, dass der Kitschfaktor nicht besonders hoch sein wird.“

Einnahmenbringer wie „The Sound of Music“?

Offen ist aber, ob die „Silent Night Story“ ein Umsatzbringer für das Landestheater wird, wie es „The Sound of Music“ heute schon ist. Die Geschichte der Familie Trapp spült ja jährlich rund 100.000 Euro in die Kassen. Diese Einnahmen benötige das Landestheater dringend, sagt der Intendant: „Man muss natürlich immer auch ein Stück weit berücksichtigen, dass dieses Landestheater in der Finanzierung nur halb so gut ausgestattet ist wie Linz. Und wir versuchen, das Allerbeste mit den vorhandenen Mitteln zu machen.“

„Wir haben den Auftrag, insgesamt sowohl klassisches als auch zeitgenössisches Oeuvre zu spielen“, betont von Maldeghem. „Das tun wir auch. Von 25 Produktionen ist eine ein Musical. Und wenn ich mit der Musicalproduktion Einnahmen habe, die ich sonst nicht hätte, kann ich mir damit mehr zeitgenössische oder avantgardistische Produktionen leisten. Und das tun wir.“ Für das Projekt „Silent Night Story“ gibt es eine Sonderfinanzierung des Landes Salzburg. Die Premiere ist für November 2018 in der Felsenreitschule geplant.