Vier Mal so viele Langzeitarbeitslose wie 2012

Rund 2.700 Langzeitarbeitslose gibt es derzeit im Bundesland Salzburg - vier Mal so viele wie noch vor fünf Jahren, warnt die Arbeiterkammer. Die Betroffenen haben auch oft mit schweren psychischen Folgen zu kämpfen.

Für das Arbeitsmarktservice gilt als langzeitarbeitslos, wer seit einem Jahr vergeblich auf Jobsuche ist. Rund 2.700 Salzburgerinnen und Salzburger betrifft das zurzeit - einer von ihnen ist der 52-jährige Helmut Moser. Der gelernte technische Zeichner ist seit fünf Jahren arbeitslos. Er verfasst seither unzählige Bewerbungsschreiben, kassierte aber nur Absagen.

Über die Arbeiterkammer kam Moser zu einer Schreibwerkstatt für Langzeitarbeitslose, die AK und Erzdiözese Salzburg gemeinsam in der Bibliothek im Salzburger Borromäum gestartet haben. Dort sollen sich die Betroffenen den Frust von der Seele schreiben können: „Man tauscht sich mit anderen Arbeitslosen aus und schreibt Texte über die Arbeitslosigkeit“, schildert Herbert Moser. „Es ist einfach ein angenehmes Klima, wo man wieder eine gewisse Normalität spürt. Das hat damit zu tun, dass man sich etwas von der Seele schreiben kann. Der eine braucht Sport, der andere schreibt - jeder ist das verschieden.“

Langzeitarbeitsloser bei Schreibwerkstatt

ORF

Helmut Moser ist einer der rund 2.700 Langzeitarbeitslosen in Salzburg - er schreibt gegen den Frust

So wie Helmut Moser geht es vielen Salzburgern, die nach Jahrzehnten im Job plötzlich ohne Arbeit dastehen und kaum mehr eine Chance haben, im Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen: „Langzeitarbeitslosigkeit ist wirklich unser Kardinalproblem: Sie ist unhaltbar hoch und steigt weiterhin“, sagt Cornelia Schmidjell, Leiterin der Abteilung für Sozialpolitik in der AK. „Wir haben in Salzburg in den letzten fünf Jahren eine Vervierfachung der Langzeitbeschäftigungslosen gehabt. Dagegen kann diese geringe Konjunkturbelebung, die wir jetzt haben, nichts ausrichten.“

Meist „unverschuldet“ in Langzeitarbeitslosigkeit

Das Beratungsteam in der Arbeiterkammer ist nicht nur mit den finanziellen Problemen von langzeitarbeitslosen Menschen konfrontiert, sondern auch mit dem Vorurteil, dass diese den Steuerzahlern auf der Tasche zu liegen: „Die meisten kommen natürlich unverschuldet in diese Situation“, sagt AK-Rechtsberater Boris Levtchev. „Die belastet sie nicht nur finanziell - sondern bei vielen gibt es auch psychische Folgeerscheinungen, vor allem, wenn sie längere Zeit arbeitslos sind und die Hoffnungen schwinden, wieder Anschluss an den Arbeitsmarkt zu finden.“

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Langzeitarbeitslose vervierfacht

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Salzburg hat sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht. Davor warnt die Arbeiterkammer.

Zumindest was diese psychischen Probleme betrifft, soll eben die Schreibwerkstatt Abhilfe schaffen, sagt deren Leiterin Christina Repolust: „Vielleicht wird die Perspektive etwas lockerer, vielleicht wird’s etwas reflexiver.“ Und so hegt auch Helmut Moser die Hoffnung, dass sich seine Träume für die Zukunft doch noch erfüllen. Er wünscht sich „einfach wieder eine Arbeit, wo man Geld verdient, wo man gebraucht wird und die auch sinnvoll ist.“

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