Neues Wohnkonzept für Mehrfachbehinderte

In Schwarzach (Pongau) ist nun einer der modernsten Wohnbauten Österreichs eröffnet worden. Er bietet auch Mietern mit Mehrfachbehinderungen ein perfektes Umfeld - in vier Wohngemeinschaften mit Tageszentrum.

Das neue Wohnhaus im Zentrum von Schwarzach ist keine Einrichtung, in der ausschließlich Gemeindebürger mit Beeinträchtigungen leben sollen. Es soll eine gute Mischung aus dem Querschnitt der Bevölkerung ermöglichen. Der Neubau hat sechs Stockwerke mit 19 Miet- und Mietkaufwohnungen.

Vier Wohngemeinschaften integriert

Wer beeinträchtigt ist und spezielle Hilfe braucht, kann in eine der vier angegliederten Wohngemeinschaften des kirchlichen Provinzenz-Netzwerkes einziehen. Dazu gibt es noch ein eigenes Tageszentrum mit Therapie-Angeboten. Mitarbeiter und Nonnen von Provinzenz führen seit langem auch das Schloss Schernberg - oberhalb von Schwarzach - als Wohnhaus für Behinderte und weitere Häuser im Land Salzburg.

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Insgesamt hat die Salzburg Wohnbau als Bauherrin fünf Millionen Euro in das Projekt investiert. Das Land Salzburg fördert das Projekt mit 1,9 Millionen Euro, um Integration und Inklusion von behinderten Menschen weiter zu unterstützen. Die Planung stammt vom Architektenbüro Gärtner & Neururer ZT aus Vöcklabruck (Oberösterreich).

Dezentralisierung und Regionalisierung

Manager Roland Wernik von der Salzburg Wohnbau betont, bei innovativen Projekten wie diesem sei viel Einfühlungsvermögen nötig. Und Jürgen Rettensteiner, Geschäftsführer des Provinzenz-Netzwerkes, kann sich weitere Projekte dieser Art vorstellen: „Nach Inbetriebnahme unseres neuen Wohngemeinschaftshauses in Salzburg-Liefering, dem Haus Königsegg in Schernberg und dem kommenden Projekt in Bischofshofen ist mit Schwarzach die Regionalisierung der Betreuung bei uns vorerst abgeschlossen. Wir sind aber weiterhin offen für Projekte dieser Art.“

Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) lobt die Initiative: „Provinzenz trägt mit seinen Wohn- und Beschäftigungsangeboten dazu bei, dass Menschen mit Behinderungen mitten in der Gesellschaft leben, die Möglichkeit haben, ein Teil davon zu sein.“ Für Bürgermeister Andreas Haitzer (SPÖ) ist das Projekt ein Meilenstein: „Die Bewohner leben nun mit uns mitten im Ortszentrum. Sie können in Zukunft das Leben in der Gemeinde noch besser mitgestalten.“

Großer Streit vor fast vier Jahren

Nach heftigen Debatten und politischen Streitereien vor der Sanierung des großen kirchlichen Behindertenheims auf Schloss Schernberg - oberhalb von Schwarzach - beschloss die Salzburger Landesregierung vor einigen Jahren, dass die Betreuung in kleineren Wohneinheiten erfolgen müsse. Sie knüpft ihre Förderungen von neuen bzw. sanierten Wohnprojekten seither an dieses Ziel.

Der Schwarzacher Bürgermeister Andreas Haitzer hatte sich vehement gegen eine 2013 offenbar drohende Schließung des seit vielen Jahrzehnten bewährten Provinzenz-Hauses auf Schloss Schernberg gewehrt. Dieses wird mittlerweile auch saniert, modernisiert und in kleinere Einheiten aufgeteilt.

Schloss Schernberg St. Vinzenz Schwarzach

Gerald Lehner / imschatten.org

Schloss Schernberg bei Schwarzach, wo ab 1938 die Nationalsozialisten auch wüteten und die Bewohner im Rahmen ihrer „Euthanasie“ in der Gaskammer des Schlosses Hartheim bei Linz ermorden ließen

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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