Schlechtes Deutsch in dritter Generation

Mit der Integration türkischstämmiger Bewohner hat die Stadtgemeinde Mittersill (Pinzgau) Probleme: Denn selbst in der dritten Generation gibt es viele, die nicht gut Deutsch sprechen. Ein Projekt will das jetzt ändern.

Mittersill hat nach Hallein (Tennengau) anteilsmäßig die meisten Einwohner mit türkischen Wurzeln im Bundesland Salzburg. 15 Prozent oder 900 von rund 6.000 Mittersillern sind Türken oder stammen aus türkischen Familien. Hauptgrund dafür: Durch den Aufschwung des Skiherstellers Blizzard in den 1970er-Jahren kamen viele Türken als Gastarbeiter in den Oberpinzgau und blieben.

Doch selbst in der mittlerweile dritten Generation der türkischstämmigen Mittersiller sind mangelhafte Deutschkenntnisse das Hauptproblem. Sie haben im Unterricht in der Neuen Mittelschule Probleme mit der deutschen Sprache - und das, obwohl es bereits im Kindergarten Sprachförderung gibt. Das Problem seien die Sommerferien, sagt Lehrerin Silvia Limpl: „Wenn sie die zwei Monate in den Ferien nach Hause fahren, ist es fast so, als würden sie nichts mehr können in Deutsch. Es wird da nur Türkisch gesprochen. Das ist für uns natürlich sehr schwierig.“

Schüler beim Unterricht an Schulbank in Klasse

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Türkischstämmige Kinder und Jugendliche haben auch in der dritten Generation Probleme mit der deutschen Sprache

Zu wenig Motivation, Deutsch zu sprechen

Das Problem mit mangelhaften Deutschkenntnissen betreffe vorwiegend türkische Kinder, sagt Bürgermeister Wolfgang Viertler (parteilos): „In Mittersill leben Menschen aus über 40 Nationen. Und wir haben mit dem Asylwerberheim im Kindergarten- und Schulbereich nie Probleme gehabt - im Gegenteil: Die zeichnen sich durch besondere Fortschritte aus.“

Viele türkische Kinder würden im Elternhaus nicht motiviert, Deutsch zu sprechen, weiß Mittelschul-Deutschlehrerin Sarah Höller: „Jede Sprache muss geübt und gesprochen werden. Wenn das einfach zu wenig gemacht wird, dann ist es logisch, dass gewisse Sprachkenntnisse irgendwann verkümmern.“

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Integrationsprobleme in Mittersill

Für viele türkischstämmige Mittersiller gibt es auch in der dritten Generation noch eine Sprachbarriere. Ein Projekt will diese verkleinern.

„Viele haben leider nicht den Willen“

Das Integrations-Projekt ‚Frauen-Tankstelle‘ soll nun türkische Frauen in Mittersill zum Deutschsprechen motivieren - etwa durch Kochkurse in der Schulküche, sagt Sozialstadträtin Susanne Hirschbichler: „Das ist unser Anliegen, dass wir Deutsch sprechen. Sollte irgendetwas gar nicht verstanden werden, dann versuchen wir, das übersetzen zu lassen, weil wir türkische Frauen in der Gruppe haben, die schon sehr lange da sind und Pinzgauerisch sprechen. Ansonsten ist es unser Ziel, zu sagen: Ihr seid hier, ihr sollt Deutsch sprechen und ihr sollt auch die Gelegenheit haben, es zu nützen und zu üben.“

Kochkurs der "Frauentankstelle" in Mittersill mit verschleierten Frauen

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Eine, die diese Angebote tatsächlich nützt, ist Serpil Ünalan. Sie versucht, ihre türkischen Freundinnen mitzureißen, was ihr aber nur selten gelingt: „Mit den anderen habe ich auch ein bisschen geschimpft, warum sie hier leben und nichts selbst lernen oder irgendetwas unternehmen“, sagt Ünalan. „Aber: Der Wille muss da sein - und viele haben das leider nicht.“ Engagierte Mittersiller wollen nun vor allem bei türkischen Frauen das Bewusstsein dafür schärfen, dass die deutsche Sprache die Grundvoraussetzung ist für eine gelungene Integration.