Party für die Karajans: 50 Jahre Osterfestspiele

Fast 500 Kulturinteressierte sind Freitagabend zum Fest für Eliette von Karajan ins ORF-Landesstudio Salzburg gekommen. Vor genau 50 Jahren gründete ihr 1989 verstorbener Ehemann Herbert von Karajan die Salzburger Osterfestspiele.

Eliette von Karajan und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis

ORF

Karajan (links) schneidet mit Thurn und Taxis im ORF Landesstudio Salzburg die große Sachertorte an: 50 Jahre Osterfestspiele

Der Andrang der Fans war groß. Es schmerze sie, wenn sie das große Bühnenfoto sehe, wie sie einst in sehr jungen Jahren ihren Mann umarmte: „Es tut mir in einer guten Art und Weise weh“, sagte die 77-jährige Eliette von Karajan: „Er hat mich vor künstlerischen Entscheidungen nie gefragt, aber er hat mich immer gefragt, ob ich etwas gut gefunden habe oder nicht. Ich vermisse ihn noch immer sehr. Es war ein großartiges Leben mit ihm.“

Während noch Live-Interviews auf der großen Bühne im Publikumsstudio stattfinden, kommt auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis aus Nordbayern als später Gast zur Party - begrüßt von ORF-Landesdirektor Christoph Takacs. Die Kunst- und Musikfreundin war einst als sehr junges Jetset-Sternchen auch mit Herbert von Karajan persönlich befreundet – ebenso wie eine nicht geringe Anzahl von Besuchern und Bewunderern an diesem Abend. Selbst einige hartnäckige Kritiker des 1989 verstorbenen Dirigenten und Opernstars haben sich eingefunden.

Eliette und Herbert von Karajan

Siegfried Lauterwasser

Das Paar

Jetset der 1960er- und 70er

Thurn und Taxis sieht sich nach dem ersten Gespräch mit der Witwe gleich die neue Ausstellung im ORF-Landesstudio an. Diese zeigt ausgewählte Bilder des Fotografen Siegfried Lauterwasser aus dem Privatleben von Eliette und Herbert von Karajan - zum Teil sehr künstlerisch abgelichtete Portraits und Szenen aus dem Alltag des Paares. Seine 31 Jahre jüngere, dritte Ehefrau und der Maestro - damals eine Art Alleinherrscher in der Opern- und Konzertszene - gehörten lange zum internationalen Jetset zwischen Salzburg, St. Moritz, Saint Tropez, Nizza und Paris.

Bildergalerie:

Thema dieser Veranstaltung am Freitagabend war die Zeitspanne von der Gegenwart zurück bis zur Gründung der Osterfestspiele. Diese zog Karajan 1967 organisatorisch nahezu im Alleingang durch - nachdem er sich bei einem Nachtspaziergang drei Stunden die Details genau überlegt hatte: „Wie kann man die Zeit nutzen, in der viele Menschen gerne verreisen - auch nach Salzburg.“ Eine entsprechende Szene aus einem ORF-Interview des zeitgenössischen Schwarzweiß-Fernsehens wurde eingespielt. Andere Szenen, in denen Mitarbeiter und Freunde den autoritären Führungsstil eines tief im Inneren einsamen Menschen beschrieben, ernteten Applaus und Schmunzeln im Publikum.

Schalle in Zeitdruck für neuen TV-Film

Bei der Veranstaltung stellte auch der Salzburger Filmregisseur und Produzent Hannes Schalle seine neue TV-Produktion zum 50-Jahr-Jubiläum der Osterfestspiele vor, in der auch Leben und Werk von Karajan thematisiert wird. Schalle zeigte dem Publikum einige der besten Szenen aus seiner einstündigen Produktion, die am Wochenende im Fernsehen in den Programmen 3sat und ORF2 zu sehen ist. Der aufwändig gedrehte und hergestellte HD-Film wurde erst vor wenigen Tagen fertig, nachdem Schalle erst im vergangenen März den Auftrag dazu erhalten hatte. Sogar am Freitag kurz vor der Präsentation arbeitete der Salzburger Regisseur noch an diesem Werk.

„Karajan in Salzburg. Der Meister und seine Spiele“ - zu sehen als Erstausstrahlung in 3sat am Samstagabend um 20.15 Uhr - auch im Stream via Internet.

Kleine Galerie

aus der historischen Foto-Ausstellung im ORF Landesstudio Salzburg:

Haslauer verweist auf den Visionär

Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) wies auf die vielschichtigen Rollen Karajans für das Land Salzburg hin. Der Dirigent habe immer die Perfektion angestrebt. Er wollte künstlerisch das Beste bieten, aber auch als Mensch habe er immer der beste Skifahrer, Bergsteiger und Flieger sein wollen, sagte Haslauer. Dass Karajan vor Jahrzehnten gemeinsam mit dem Sony-Konzern in Japan in Salzburg dann auch noch die moderne CD-Technologie aus der Taufe gehoben habe, sei ein technisch revolutionärer Akt gewesen. Von diesem Ruf profitiere Salzburg bis heute, so der Landeshauptmann.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Fest für Karajan

Freitagabend war der ORF Salzburg Schauplatz eines Fests für Eliette von Karajan - zum 50-Jahr-Jubiläum der Osterfestspiele.

Neues in Kunst, Kultur, Medien angepeilt

ORF-Landesdirektor Christoph Takacs betonte, dass Karajan als Künstler immer höchste Qualität angestrebt habe. Mit diesem Fest wolle der ORF dokumentieren, dass er sich als öffentlich-rechtlicher Sender genau diesem Verständnis verpflichtet fühle. Der Rückblick in die 1960er- und 70er-Jahre sei keine verklärte Nostalgie sondern eine Motivation, um neue Projekte im kulturellen und medialen Leben anzuschieben. Karajan habe damals genau diese Innovationen gewollt und gefördert, sagte Takacs. Er zitierte den früheren deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU): Man müsse die Geschichte studieren, wenn man die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten wolle. Der Chef des Hauses betonte, das ORF Landesstudio Salzburg werde in Zukunft verstärkt wieder als Kulturstätte in Erscheinung treten.

Karajan-Institut setzt aufs Internet

Matthias Röder, Geschäftsführer des Karajan-Instituts und des Karajan-Archivs in Salzburg, betonte, dass seine Institutionen keine rückwärtsgerichtete Kulturarbeit leisten würden. Im Gegenteil wolle man die Jugend für klassische Musik und zukunftsweisende Projekte begeistern – mittlerweile auch über soziale Netzwerke und andere Dienste im Internet.

Klassikplattform präsentiert

Beim Karajan-Fest wurde dann auch noch fidelio, die neue Online-Klassikplattform von ORF und Unitel präsentiert.

Ein Streicher- und Bläser-Ensemble (Oktett) der Sächsischen Staatskapelle aus Dresden umrahmte die Veranstaltung im ORF Landesstudio. Der Konzertmeister schwärmte über Salzburg und seine Bergwelt, für die man leider viel zu wenig Zeit habe. Die Sachsen stellen seit fünf Jahren das Orchester für Aufführungen der Salzburger Osterfestspiele. Dirigent: Christian Thielemann.

Ausstellungstipp: ORF Landesstudio

Bisher unbekannte Fotos von Siegfried Lauterwasser aus dem Leben von Herbert und Eliette von Karajan sind ab 8. April im ORF Landesstudio Salzburg zu sehen - mehr dazu in salzburg.ORF.at

Gerald Lehner, ORF Salzburg

Links: