Bergdorf wieder ohne Nahversorger

Nach nur 15 Monaten ist Hintersee (Flachgau) wieder ohne Nahversorger. Die „Alte Krämerei“ – längst ein beliebter Treffpunkt im Dorf - wurde laut Betreiber von der Behörde geschlossen. Im Hintergrund gibt es heftige Diskussionen und Wehmut.

Alte Krämerei von Bernhard Weißenbacher - Nahversorger und Postpartner in Hintersee

Bernhard Weissenbacher

„Alte Krämerei“ am Fuß des schroffen Feichtensteins bei Hintersee

„Ich kämpfe weiter und möchte noch vor dem Sommer meinen kleinen Laden wieder eröffnen“, sagte Gründer Bernhard Weissenbacher am Dienstagnachmittag dem ORF: „Meinen Postpartner-Service betreibe ich auch jetzt noch weiter für die Bevölkerung. Es wäre weit bei uns bis zum nächsten Postamt. Und es gibt auch ältere Leute ohne Autos.“

Das Krisenthema Nahversorgung beschäftigt die Bergregion östlich der Landeshauptstadt nun wieder in einer Zeit, in der mit der Skischaukel Gaißau-Hintersee (Tennengau/Flachgau) auch eine grundlegende Tourismus-Infrastruktur auf dem Spiel steht. Das Liftunternehmen ist akut von Pleite und Zerschlagung bedroht.

Neustart nach 18 Jahren ohne Shop

Erst im November 2015 hatte Bernhard Weissenbacher seine „Alte Krämerei in Hintersee eröffnet – 18 Jahre, nachdem seine Eltern ihr kleines Lebensmittelgeschäft in dem gleichen Haus zugesperrt hatten. Mittlerweile half seine 78-jährige Mutter wieder mit: Skitourengeher, Mountainbiker, Wanderer, Almleute, Hotelgäste eines nahen Gasthofes und viele Einheimische freuten sich über die lange vermisste Einkaufsmöglichkeit am Fuß der Osterhornberge. Die Greißlerei samt kleinem Ausschank und Postpartner-Betreuung war fünf Tage pro Woche offen und bot Jobs für drei Einheimische in der strukturschwachen Gegend.

Um wirtschaftlich überleben zu können, sei der Ausschank dazugekommen, sagen Gemeindebürger. Das kleine Lebensmittelgeschäft habe sich rasch etabliert - möglicherweise auch zum Ärger von Wirtsleuten in der Region, wie erzählt wird. Es gab jedenfalls eine Anzeige der Gemeinde wegen angeblicher Geruchsbelästigung und Mängel beim Brandschutz.

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Fans auch in Facebook, Postpartner bleibt offen

Und nun ist wieder Schluss mit dem Geschäft. Weissenbacher war bis vor kurzem im Hauptberuf Kraftfahrer und Lieferant für eine renommierte Salzburger Brauerei. Er fungiert auch als Vizebürgermeister der SPÖ in Hintersee. In Facebook teilte er enttäuschten Fans seines Ladens mit, der sei nun „aufgrund bautechnischer Mängel von der Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung“ geschlossen worden.

Der Betreiber habe freiwillig zugesperrt, heißt es dazu bei der Gewerbebehörde. Mängel seien allerdings festgestellt worden. Weissenbacher müsse eine Genehmigung für seine kleine Gastronomie in der „Alten Krämerei" einholen, sagt Robert Lechner vom zuständigen Amt der Bezirkshauptmannschaft. Der Laden sei in letzter Zeit mit Schank und Küche erweitert worden: „Der Hinterseer Bürgermeister wäre als Baubehörde erster Instanz für die Genehmigung zuständig."

Hinterseer vermissen kleines Geschäft

Bürgermeister Paul Weißenbacher (ÖVP, nicht mit dem Greißler verwandt) lehnte bisher gegenüber dem ORF ein Interview über den Laden seines roten Vizebürgermeisters ab. Von etlichen Hinterseern ist zu hören, sie würden die Geselligkeit, die Services und das Warenangebot vermissen. Viele würden hoffen, dass es weitergeht.

Gerald Lehner - salzburg.ORF.at

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Unser TV-Bericht aus Hintersee

Debatte um kleinen Lebensmittelladen und Postpartner in den Osterhornbergen

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