Zeitgeschichte: Private Amateurfilme gesucht

In Salzburg werden neue Quellen der Geschichtsforschung angezapft. Historiker rufen die Bevölkerung auf, ihre privaten Schmalfilme in Kellern oder Dachböden auszugraben, um die Alltagsgeschichte im 20. Jahrhundert besser zu dokumentieren.

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ORF

Berglandwirtschaft, hartes Landleben und früher Tourismus sind in privaten Filmen oft zu sehen, aber auch zeitgeschichtliche Begebenheiten aus der der Kriegs-, Vor- und Nachkriegszeit

In privaten Haushalten dürfte noch eine Vielzahl an Schmalfilmen lagern, die zum Teil wichtige Dokumente der Zeit- oder Alltagsgeschichte Salzburgs darstellen, so die Experten. Die gesammelten Schmalfilme sollen auch digitalisiert werden.

Kulturhistorisch bedeutsame Dokumente werden dann in Datenform vom Filmarchiv Austria gesichert und archiviert. Das Material soll auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Leihgaben werden zurückgegeben

Nach der Digitalisierung erhalten die Besitzer ihre Filme in Form einer DVD wieder zurück. Die interessantesten Beispiele werden 2018 in Form einer interaktiven Online-Chronik veröffentlicht, und zwar als Community-Internet-Portal, das allen Nutzern die Möglichkeit gibt, nach dem Wiki-Prinzip Anmerkungen und Kommentare zu den Filmen einzubringen.

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Bevölkerung zur Mitarbeit aufgerufen

ORF-Redakteur Peter-Paul Hahnl hat recherchiert, warum Historiker dieses Projekt als besonders wertvoll ansehen.

Ähnliche Projekte in NÖ, Burgenland

Erfahrungen bei derartigen Vorhaben hat das Filmarchiv Austria bereits in Niederösterreich und dem Burgenland gesammelt: Dort wurden mehr als 75.000 Filme zur Verfügung gestellt. Teilweise habe es sensationelle Funde gegeben, berichtete Archiv-Leiter Ernst Kieninger. So gebe es aus der NS-Zeit in Farbe gedrehte Amateuraufnahmen als einzige audiovisuelle Quellen dieser Zeit.

DVD-Editionen, Dokus und Kinoprojekte

Zudem soll das gesammelte Material für kulturelle und wissenschaftliche Projekte genutzt werden. Der Bogen möglicher Präsentationsformen reicht von DVD-Editionen, Gestaltung von Film-und Fernsehdokumentationen, regionalen Kinoaufführungen bis hin zur Einbindung in Ausstellungs- und Museumsprojekte. Außerdem bilden die Filme eine wertvolle Quelle für wissenschaftliche Analysen aus den Bereichen Volkskunde, Zeitgeschichte, Alltags- und Mentalitätsgeschichte sowie Regional- und Lokalgeschichte.

Initiatoren des Projektes „salzburg privat“ sind das Land Salzburg, das Filmarchiv Austria und „Salzburg 20.16“, die sich die Kosten von rund 260.000 Euro teilen. Projektpartner sind das ORF Landesstudio Salzburg sowie zahlreiche öffentliche Bibliotheken im Bundesland Salzburg.

Kontakt für die Bevölkerung

Anmeldung, Registrierung und Termine für die leihweise Übergabe von Filmen sind ab 30. März 2017 möglich - über die Gratis-Hotline 0800 240 040 oder via E-Mail: salzburg@filmarchiv.at

„Diese Amateurfilme zählen zu den wichtigsten bisher noch verborgenen Quellen der Zeit- und Alltagsgeschichte des Landes Salzburg. Dieser Schatz soll nun gehoben werden“, sagen Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn und Wissenschaftslandesrätin Martina Berthold (beide Grüne).

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