Jedes Jahr zehn Prozent mehr Wohnungslose

Die Wohnungsnot in Stadt und Land Salzburg wird immer drängender - davor warnen jetzt Sozialinitiativen. In der Stadt haben schon mehr als 1.600 Menschen keine fixe Bleibe mehr. Und ihre Zahl steigt jährlich um gut zehn Prozent.

Mindestens 1.600 Wohnungslose ergab die Erhebung 2016 allein in der Stadt Salzburg - Tendenz weiter steigend: „Seit ungefähr zehn Jahren sehen wir ein kontinuierliches Wachstum - zuletzt in Raten von plus zehn Prozent im Jahr“, sagt Heinz Schoibl vom Forum Wohnungslosenhilfe.

Grund für den Verlust der Wohnung sind oft Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Krankheit. Die meisten Betroffenen kommen notdürftig bei Freunden oder Verwandten unter. Rund zehn Prozent landen aber auf der Straße.

Zusammengeklapptes Bett wird bei Zwangsräumung auf der Straße getragen

ORF

Die Zwangsräumung kommt oft schneller als gedacht

„Wir haben’s mit Menschen wie du und ich zu tun“

Der Kreis der Betroffenen werde immer größer, sagt Bernhard Wallerstorfer von der Gefährdetenhilfe: „Wir beraten auch zunehmend Familien, wo zwei Arbeitseinkommen sind. Wir haben’s also nicht überwiegend mit sogenannten ‚Randgruppen‘ zu tun, sondern wir haben’s mit Menschen wie du und ich zu tun, die noch vor einem halben Jahr mitten im Leben standen und durch verschiedenste Umstände rausgeworfen wurden und dann zunehmend schwerer wieder Anschluss finden in so etwas wie Normalität.“

Für die Landbezirke existieren es keine Zahlen über Wohnungslose. Aber es gibt sie und sie schämen sich, sagt Stefanie Maroschek von der Caritas Zell am See (Pinzgau): „Man ist zum Teil abgestempelt und man hat auch nicht diese Netze von Beratungseinrichtungen oder Notschlafstellen wie in der Stadt - da gibt’s eigentlich gar nichts. Da hilft manchmal nur der Heuschober, ein Zelt am Berg oder ein Parkhaus - das kommt vor.“

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Immer mehr Wohnungslose

Die Zahl der Wohnungslosen in Salzburg steigt Jahr für Jahr deutlich - davor warnen Sozialinitiativen.

Höhere Wohnbeihilfe, Recht auf Wohnen gefordert

Gleich vier Sozialinitiativen forderten am Dienstag von der Politik, mehr billige Mietwohnungen zu bauen und einen Rechtsanspruch auf ein Dach über dem Kopf einzuführen.

Zwingend sei zudem mehr Geld für die Wohnbeihilfe. Sie ist seit Jahren gleich, obwohl die Mietpreise kräftig gestiegen sind, sagt Wallerstorfer: „Für einen Ein-Personen-Haushalt bezahlt die Mindestsicherung höchstens 380 Euro im Monat - ohne die jeweiligen Warmwasser- oder Heizungskosten zu berücksichtigen. Wenn ich jetzt in die Zeitung schaue oder die ganzen Portale ansehe, dann sehe ich, dass die Wohnungen nicht bei 380 Euro oder weniger beginnen - sondern deutlich darüber.“

Die Landespolitik versprach am Dienstag, die Limits für die Wohnbeihilfe noch heuer um 50 Euro für eine Person zu erhöhen. Das Geld dafür ist schon reserviert. Klar ist freilich: Wohnen wird in Salzburg immer teurer - mehr dazu in Wohnungen fast 60 Prozent teurer als 2010 (salzburg.ORF.at; 28.3.2017).

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