Touristiker kritisieren Steuerpolitik

Trotz Nächtigungsrekorden seien viele Tourismusbetriebe gefährdet, sagt Spartensprecherin Petra Nocker-Schwarzenbacher aus St. Johann (Pongau). Höhere Mehrwertsteuer und längere Abschreibungszeiten würden vieles verschärfen.

Die Ertragskraft der Betriebe in ganz Österreich sei stark unter Druck. Dafür seien zwei Maßnahmen der Bundesregierung die Hauptursachen, so Nocker-Schwarzenbacher. Derzeit gebe es zwar eine gewisse Entlastung durch die niedrigen Zinsen. Dennoch koste die lange Abschreibungszeit die Tourismuswirtschaft insgesamt 150 Mio. Euro, rechnet Nocker-Schwarzenbacher vor.

Große Unzufriedenheit mit Bundesregierung

Ursache sei die „lebensfremde“ Abschreibung über 40 Jahre, sagte Peter Voithofer von der KMU Forschung Austria im gemeinsamen Gespräch mit der APA. Denn kaum ein Gebäude bleibe 40 Jahre lang unverändert - damit würden „Scheingewinne versteuert“. Allerdings sieht in einer Umfrage der KMU-Forschung nur ein gutes Drittel (35 Prozent) der Befragten negative Auswirkungen dieser Maßnahme.

Wirtschaftstreibende pessimistisch

Für 62 Prozent der von der KMU-Forschung befragten 200 Tourismusbetriebe gibt es hingegen negative Auswirkungen durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer bei Übernachtungen von 10 auf 13. In den Nachbarländern Italien (10 Prozent), Deutschland (7 Prozent) und Schweiz (3,8 Prozent) gelten deutlich niedrigere Sätze. Auch die Registrierkassenpflicht (35 Prozent) und die Rauchergesetze (31 Prozent) haben aus Sicht von jeweils rund einem Drittel der Unternehmen negative Auswirkungen auf das Geschäft. Die Pflicht zur Barrierefreiheit ist für 29 Prozent ein Problem.

Verschuldung insgesamt gesunken

Trotz der Klagen hat sich die Eigenkapitalquote im Tourismus zwischen 2011/12 und 2014/15 auf rund 18 Prozent verbessert. In der marktorientierten Wirtschaft allgemein lag sie allerdings mit durchschnittlich 31 deutlich höher. Die Bankverschuldung sang im Gegenzug auf rund 58 Prozent des Gesamtkapitals.

Die Tourismusbranche steht aber auch vor anderen Herausforderungen, zeigt eine Studie der KMU Forschung Austria. Etwa drei von vier Unternehmen sind Familienbetriebe und 40 Prozent werden bis 2030 an Nachfolger übergeben. Geregelt ist die Nachfolge in 60 Prozent dieser Betriebe. Etwa ein Drittel dürfte nicht in der Familie weitergegeben werden.

Kritik an Vielzahl von Verordnungen, Gesetzen

Auch Bürokratie ist laut der Umfrage der KMU Forschung unter 200 Betrieben ein großes Thema. 94 Prozent „haben das Gefühl, dass die Anzahl der Gesetze und Verordnungen ständig steigt“. Die Verständlichkeit von Gesetzen und Verordnungen werde ebenfalls überwiegend schlecht beurteilt.

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