Klimaziele: „Moralischer Druck zu wenig“

Die Klimaziele und damit die Reduktion der Treibhausgase lassen sich nur erreichen, wenn die Politik Strukturen ändert: Das sagte ein deutscher Experte bei einem Vortrag in Salzburg. Apelle und moralischer Druck würden nicht helfen.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und macht viele Dinge, die er tut, automatisch ohne groß darüber nachzudenken. Medizinische Studien weisen etwa nach, dass sich Gewohnheiten nur schwer ändern lassen. Daher müsse die Politik die Strukturen angehen, sagte der deutsche Energie- und Klimaexperte Michael Kopatz vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie bei einem Vortrag im Bildungshaus St. Virgil.

Standby-Verordnung als positives Beispiel

Wie erfolgreich so eine Strukturänderung sein kann, beschreibt Kopatz am Beispiel der Standby-Verordnung der EU für Elektrogeräte: „Alle Elektrogeräte, die man in der Europäischen Union kaufen kann, haben jetzt maximal nur noch ein halbes Watt Verlust. Vor zehn Jahren waren das noch 20 oder 30 Watt Verlust, wenn sie scheinbar ausgeschalten waren. Dafür haben wir schätzungsweise europaweit zehn Kohlekraftwerke gebraucht, nur für diese Verluste.“

Die Hersteller hätten das aber nicht von alleine geändert, sagt Kopatz: „Dann gab es eine Verordnung, und alle Hersteller mussten die gleichen Bedingungen einhalten, und dann funktionierte es plötzlich.“

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Die Standby-Verordnung der EU zwang die Hersteller von Elektrogeräten zum Umdenken

Bürgern kommt zentrale Aufgabe zu

Auch wenn die Politik die Richtung vorgeben müsse, habe der Bürger eine zentrale Aufgabe, ergänzt Kopatz: „Die Politik hat viel bewirkt, ganz besonders durch Druck von unten. Zum Beispiel von Bürgern, die gesagt haben, dass sie das so nicht mehr hinnehmen wollen, etwa mit den Atomkraftwerken in Deutschland. Man kann wirklich sagen, dass der Ausbau der erneuerbaren Energie und die ganzen Gesetze, die dafür geschaffen wurden, auch in Deutschland ihren Anfang in der Anti-AKW-Bewegung genommen haben.“

Der Klimawandel lasse sich nur über engagierte und innovative Standards in Grenzen halten, betont Michael Kopatz.

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