Mieten statt Kaufen in immer mehr Bereichen

Ob bei Haushaltsgeräten, Kunst oder Gewand - in immer mehr Bereichen wird Mieten statt Kaufen immer beliebter. Das beobachten Unternehmer. Forscher sehen diese Entwicklung aber auch mit gemischten Gefühlen.

Fernseher oder Computer werden in der Regel noch gekauft - aber selbst hier gibt es schon Mietmodelle etwa für teure Notebooks. Bei einer Waschmaschine oder einem Backrohr ist das Mieten hingegen schon üblicher. Und auch beim Handy oder beim Staubsauger denken selbst die großen Versandhäuser inzwischen an Mietmodelle.

Waschmaschinen im Geschäft

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Haushaltsgeräte werden immer öfter vermietet

Versandhandel sieht „Megatrend zur“ Miete

Unito mit Sitz in Salzburg und Graz vereint die Giganten Universal, Quelle und Otto. Hier spricht man gar von einem „Megatrend“ hin zur Miete: „Wir können uns aber über fünf Jahre schon vorstellen, dass Mieten über 30 Prozent unserer in Summe verkauften Produkte ausmachen wird“, sagt Unito-Geschäftsführer Harald Gutschi.

Bei Unito Österreich will man in wenigen Jahren 60 Millionen Euro Umsatz mit der Vermietung mach - auch etwa bei Textilien: „Bei Anlassmode gibt es da einen immer höheren Bedarf - für Hochzeitsmode, am Oktoberfest, Trachtenmode, Firmmode für Kinder“, sagt Gutschi. „Ganze Outfits nur für ein, zwei Wochen zu haben, schont die Geldbörse bei Familien. Wir sehen also auch im Textilbereich durchaus Ansätze, Mieten als Geschäftsmodell zu implementieren.“

Mietkunst für zu Hause

Gemietet werden kann auch Kunst. In der Galerie Fotohof in Salzburg gibt es zahlreiche Exponate renommierter Fotokünstler. Für vier Euro pro Monat kann etwa ein Bild von Inge Morath gemietet werden: „Die Idee ist, dass man diese Kunstwerke vielleicht ein halbes Jahr oder ein Jahr in der Wohnung hat und sie dann eventuell austauscht oder vielleicht auch kauft“, sagt Galerist Kurt Kaindl.

Fotografie Kirchturmspitze mit Kuppel von Inge Morath

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Auch Fotografien von Inge Morath kann man für zu Hause mieten

Mieten erleichtert „Trend zur Wegwerfgesellschaft“

Mieten statt Kaufen hat natürlich primär ökonomische Motive - man muss nicht soviel Geld auf einmal ausgeben. Aber: Mieten erleichtert oft auch das Austauschen von Geräten, obwohl diese eigentlich noch funktionieren würden, sagt der Rechtssoziologe Nikolaus Dimmel von der Universität Salzburg: „Wir sind mit dem Mieten statt Kaufen auch in einer Verbrauchs- und Wegwerfgesellschaft eingemündet. Wenn ich etwas habe, dann gebietet mir die Rationalität als Eigentümer, dass ich es pflege und es so lange wie möglich habe. In dem Mieten steckt also auch ein ökologisch destruktives Teil drinnen.“

Mieten statt kaufen, ist vor allem etwas für jüngere Menschen. Die Wirtschaft beruft sich auf Marktstudien, nach denen das Zielpublikum beim Mieten zwischen 20 und 35 Jahre alt ist - jenes beim Kaufen hingegen zwischen 35 und 55 Jahren. Für Dimmel stehen aber auch zwei grundsätzliche Denkmodelle dahinter: „Entweder ich investiere in eine Ferienwohnung - etwa auf Mallorca -, gebe dort mein Erspartes hin. Dann bin ich natürlich gehalten, dort jedes Jahr hinzufahren, weil diese Bude einmal da ist. Dort binde ich nicht nur mein Geld, sondern auch meine Existenz. Gehe ich rüber ins andere Modell und sage: Ich habe jedes Jahr eine andere Ferienwohnung, dann bin ich flexibler, sehe 20 Inseln und habe mein Kapital nicht gebunden.“

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