Bücherverbrennungsmahnmal: Kritik an Standort

Kritik am Standort des geplanten Mahnmals für die NS-Bücherverbrennung auf dem Salzburger Residenzplatz 1938 kommt jetzt vom KZ-Verband: Das Mahnmal müsse in die Mitte des Platzes kommen, nicht an den Rand.

Das Mahnmal soll am Rand des Residenzplatzes am Fuß des Glockenspielturms entstehen. Bis Freitag konnten Künstler Entwürfe dafür bei der Stadt Salzburg einreichen.

Neue Residenz und Glockenspielturm am Residenzplatz in der Salzburger Altstadt

Stadt Salzburg

Die Stadt Salzburg will das Mahnmal am Fuß des Glockenspielturms platzieren - eine Entscheidung, die der KZ-Verband kritisiert

Josef Enzendorfer, Obmann des KZ-Verbandes Salzburg, ist dieser Standort aber nicht recht: Zwar erkennt er das Bemühen der Stadtregierung an, sich der Geschichte des Nationalsozialismus in Salzburg zu stellen. „Wird aber das Mahnmal tatsächlich am Rand des Residenzplatzes situiert, dann passiert das, was den Opfern des Nazi-Terrors und ihrer Nachfahren in der Zweiten Republik tausendfach widerfahren ist: Sie werden an den Rand gedrängt“, so Enzendorfer in einer Aussendung. Im konkreten Fall werde die Chance vergeben, eines der wichtigsten antifaschistischen Mahnmale am historisch korrekten Ort zu errichten.

Konflikt mit Veranstaltungen auf dem Platz

Die Stadt begründete die Standortwahl in einem Schreiben an den Obmann des KZ-Verbands indes mit der Nutzung des Residenzplatzes als Veranstaltungsort - etwa für den Rupertikirtag im September sowie den Christkindlmarkt im November und Dezember. Ein Mahnmal brauche eine pietätvolle Umgebung des Erinnerns und Mahnens. Der dokumentierte historische Standort der Bücherverbrennung 1938 sei dafür nicht geeignet. Darum habe man eine öffentliche gut sichtbare Fläche ausgewählt, die durch keine andere Nutzung beeinträchtigt werde.

Bildhauer Daniel Toporis sprüht Kreis auf den Residenzplatz - dort, wo die Bücherverbrennung 1938 tatsächlich stattgefunden hatte

KZ-Verband Salzburg

Der Bildhauer Daniel Toporis markierte am Freitag den Originalschauplatz der Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz

Am 30. April 1938 fand am Salzburger Residenzplatz die einzige von Nationalsozialisten inszenierte Bücherverbrennung auf österreichischem Boden statt: Rund 1.200 Werke politisch verfemter Autoren wie Stefan Zweig, Heinrich Heine und Else Lasker-Schüler wurden damals auf einem Scheiterhaufen nördlich des Residenzbrunnens öffentlich vernichtet.

Im Boden eingelassener Kubus geplant

Seit Jahren erinnert eine Gedenktafel an der Michaelskirche im Norden des Platzes an diese Bücherverbrennung. Seit Dezember 2016 suchte die Stadt darüber hinaus angesichts der bevorstehenden Neugestaltung des Residenzplatzes künstlerische Entwürfe für das Mahnmal. Grundsätzlich soll es im Boden eingelassen werden und in einem 2,4 mal 2,4 mal 2,7 Meter großen Kubus Platz finden, der von oben einsichtig ist.

Entwürfe sollen sich - so die Vorgabe der Stadt - künstlerisch sowohl mit dem „historischen Akt der Bücherverbrennung“ auseinandersetzen wie auch einen Bezug zum Residenzplatz berücksichtigen. Die Kosten für Errichtung und Honorar dürfen laut Stadt maximal 200.000 Euro betragen. Eine Jury soll demnächst den besten Entwurf auswählen.

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