Genitalverstümmelung: Untersuchungen gefordert

Bei Verdacht auf Genitalverstümmelung bei Mädchen aus Afrika und Asien, fordert die Landtagsabgeordnete Niki Solarz (SPÖ) verpflichtende Untersuchungen von gefährdeten Mädchen durch Ärztinnen - auch ohne Zustimmung der Eltern.

Genitalverstümmelungen bzw. Klitorisbeschneidungen bei Kindern, Mädchen und Frauen seien rechtlich in der gesamten EU als Verbrechen eingestuft, die nicht toleriert werden dürften, sagt die Landtagsabgeordnete Niki Solarz. Neben Aufklärungskampagnen in Kindergärten, Schulen, Heimen von Asylwerbern und Arztpraxen müsse dringend in der breiten Öffentlichkeit von Österreich und Europa ein kritisches Bewusstsein bei diesem Thema geschaffen werden.

„Das ist schwere Körperverletzung“

Neben der Informationsarbeit fordert Solarz nun einen gesetzlichen Schutz für Gefährdete bzw. Schwerverletzte. Dieser Schutz werde stark verbessert, wenn es bei Verdachtsfällen gesetzlich vorgeschriebene Untersuchungen von Mädchen und ihren Schwestern gibt - auch ohne die Zustimmung der Eltern: "Wir müssen den betroffenen Gruppen klar machen, dass es sich bei Genitalverstümmelungen um keinen kulturellen oder religiösen Akt handelt. Es ist schwere Körperverletzung, die mit bis zu zehn Jahren Haft bedroht ist“, so die Sozialdemokratin.

Ein Teil des Problems sei, dass diese Praxis in patriarchalischen Gesellschaften Afrikas und Asiens in Europa viel zu wenig bekannt sei.

„Heimaturlaube“ für Verstümmelungen?

Zuletzt hatte die Salzburger Vizebürgermeister Anja Hagenauer (ebenfalls SPÖ) kritisiert, dass Töchter von Zuwanderern offenbar bei „Heimaturlauben“ in Herkunftsländern von Familie und Verwandtschaft solchen Genitalverstümmelungen unterzogen würden. Sie verwies auf den Verdachtsfall einer Volksschülerin aus Somalia, die nach einer solchen Reise nun nicht mehr schmerzfrei sitzen und auf die Toilette gehen könne. Laut Sozialbehörden sind allein in der Stadt Salzburg rund 100 Kinder und Jugendliche von solchen Praktiken bedroht. Sie verweisen darauf, dass Verstümmelungen in Österreich bestraft würden, auch wenn sie im Ausland durchgeführt werden. Auch deshalb seien gynäkologische Untersuchungen bei Verdachtsfällen wichtig, um Mädchen von vornherein besser zu schützen.

Laut Schätzungen sollen bundesweit in Österreich bis zu 8.000 Frauen und Mädchen „beschnitten“ sein, das heißt, ihre Klitoris und andere Teile der Geschlechtsorgane wurden bei – aus medizinischer Sicht oft lebensgefährlichen - Übergriffen verstümmelt, um sie „rein“ für einen guten Ehemann zu machen.

Martina Lublasser, Gerald Lehner - salzburg.ORF.at

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