Große Übung für Suchhunde im Grenzland
Rotes Kreuz / Berchtesgadener Land
Beim planmäßigen Rettungseinsatz mit Hubschrauberunterstützung kommt es auf jede Minute an. Wenn nämlich Suchhunde auf eine Lawine geflogen werden müssen, dann ist schon relativ viel Zeit vergangen. Kameraden von Verschütteten oder andere – zufällig vorbeikommende – Skibergsteiger haben dann selbst noch keinen Sucherfolg erzielen können. Diese rasche Hilfe durch Bergkameraden bringt laut Statistik für Lawinenopfer die größten Überlebenschancen.
Dietmar Mathis
Lebendbergungen mit Hilfe von Suchhunden kommen zwar immer wieder vor, sind aber weltweit ziemlich selten. Zuletzt gab es vor zwei Wochen im Tiroler Unterland einen solchen Erfolg durch den österreichischen Bergretter Sebastian Antretter und seine Hündin Asta. Für die großteils ehrenamtlichen Einsatzkräfte ist jedes gerettete Leben eine wichtige Motivation, dass sich die viele Mühe lohnt.
Auch Südtiroler dabei
Diese Übung der Oberbayern fand in Sichtweite der Staatsgrenze zu Salzburg und dem Tiroler Unterland beim Truppenübungsplatz der Deutschen Bundeswehr auf dem Hochplateau der Reiter Alpe statt – bei arktischen Temperaturen und sehr stabilem, trockenem Wetter. 15 Hundeführer und Bergretter aus dem Chiemgau und dem Berchtesgadener Land nahmen teil, dazu noch drei Spezialisten der Südtiroler Bergrettung mit ihren Tieren und Hundeführer der oberbayerischen Alpinpolizei.
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Fliegen ist auch Vertrauensfrage
Bergrettungshunde müssen in ihre Teamchefs sehr großes Vertrauen haben, damit es gelingt, sich entspannt, gemeinsam und stressfrei ans Tau bzw. Stahlseil eines Rettungshubschraubers zu hängen. Die Tiere tragen dabei wie die Menschen ein spezielles Sicherungsgeschirr, das sie immer und überall vor Abstürzen bewahrt. Neben dem Lärm der Gasturbinen und Rotoren kann auch der teils starke Abwind („Downwash“) des Hauptrotors die Hunde in Stress versetzen. Darum werden auch Welpen und Junghunde zu solchen Übungen mit ausgewachsenen und erfahrenen Tieren mitgenommen, um spielerisch erste Erfahrungen zu sammeln und viel gelobt zu werden. Fast alle voll ausgebildeten Suchhunde lieben das Hubschrauberfliegen.
Kaum noch Chancen nach einer Stunde
Sieben Prozent der Verschütteten sind bereits tot, wenn eine Lawine zum Stillstand kommt. Sie werden über Felsen und Steine geschoben, gegen Bäume gedrückt und schwerst verletzt – oft unter den Schneemassen. Dazu kommen Abstürze mit Lawinen. Auch mit vorhandener Atemhöhle ist nach einer halben Stunde etwa die Hälfte der Opfer erstickt. Ohne Atemhöhle versterben 50 Prozent nach 15 bis 20 Minuten. Nach 45 Minuten sind es 75 Prozent. Es geschieht eher selten, dass ein Hubschrauber- und Hundeteam in weniger als einer halben Stunde den Anflug schafft. Und wenn kein Flugwetter herrscht, müssen planmäßig alarmierte Einsatzkräfte ohnehin zu Fuß aufsteigen, was äußerst zeitraubend sein kann und die Chancen noch weiter sinken lässt.
Film-Tipp: „Die Hundeflüsterer“
Mit dem Team der Salzburger Bergrettungshunde hat ORF-Redakteur Gerald Lehner vor einigen Jahren diesen aufwändigen Fernsehfilm „Die Hundeflüsterer“ gedreht, der auch international mehrfach zu sehen war. Erstmals wurde im Detail gezeigt, wie genau aus einem Hund ein Suchhund für vielerlei Einsatzbereiche wird - basierend auf moderner Wolfsforschung - hier in voller Länge via Web (30 Minuten):
Links:
- Tourenbindungen: Immer mehr Dynafit-Kopien (salzburg.ORF.at; 26.1.2017)
- Bergrettungshunde lernen spielend (salzburg.ORF.at; 26.1.2017)
- Lawinen: Touristen schlecht informiert? (salzburg.ORF.at; 23.1.2017)
- 23-Jähriger nach Lawinenunglück gestorben (salzburg.ORF.at; 25.1.2017)
- Skifahrer lebend aus Lawine geborgen (tirol.ORF.at; 15.1.2017)
- Bergrettung Salzburg