Frieren zur Ehre Gottes

Das kalte Wetter bringt manche Pfarrgemeinden in Bedrängnis. Kirchen sind schwierig und teuer zu heizen. Bei zehn Grad plus ist Schluss. Gläubige müssen sich warm anziehen, wie ein ORF-Lokalaugenschein gezeigt hat.

Zum Beispiel die massive Pfarrkirche im Pongauer Bergdorf Großarl. Beim Sonntagsgottesdienst hat es zehn Grad. Das ist im Vergleich der Kirchen ziemlich „mild“ bzw. fast schon heiß für eine Kirche im alpinen Bergland. Diesen „Komfort“ lassen sich die Großarler Kirchgänger auch etwas kosten.

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Großarler Gläubige lassen sich die zehn Grad in der Pfarrkirche einiges kosten

Der Bau aus dem 18. Jahrhundert wird modern und ökologisch mit Pellets beheizt, wie Pfarrkirchenrat Rupert Gschwandtl erzählt: „Wir bitten die Bevölkerung immer wieder um Spenden. Und wenn es so kalt ist wie jetzt, dann hoffen wir, dass das Geldtaschel halt noch lockerer sitzt.“

„Früher war es eiskalt“

Die 1.500 Euro aus der jährlichen Kollekte des Mesners decken etwa ein Drittel der jährlichen Heizkosten, sagt die Katholikin Maria Gfrerer: „Wenn wir da Gemeinschaft feiern, dann gehört ein gesundes Raumklima dazu. Sonst fühlt man sich einfach nicht wohl.“ Und Anton Viehhauser betont, dass er noch mitgemacht habe, „wie es noch nicht geheizt wurde. Da war es eiskalt drinnen.“

Ortswechsel nach Bad Vigaun (Tennengau): Seit der Renovierung im Jahr 2004 gefriert das Weihwasser hier nur noch vor der Kirche – zuvor gab es auch drinnen Eis. Neuerdings sorgen Erdwärmepumpen konstant für sechs Grad. Die Anlage ist im Boden versteckt, weil der Bau unter Denkmalschutz steht.

Temperaturschwankungen für Kunst schädlich

Das Heizen von Kirchen ist fast immer eine große Herausforderung, sagt der Salzburger Dombaumeister Hermann Aigner: „Es sind Gebäude, die keine Wärmedämmung haben. Sie sind nur zeitweise genutzt. Es muss daneben alles getan werden, um den wertvollen Bestand und die Ausstattung bestmöglich zu erhalten.“

Um keine Mauern und Kunstschätze zu zerstören, müssen Temperaturen über zwölf Grad ohnehin vermieden werden. Grundsätzlich gibt es zwei Arten, die Kirchen zu temperieren: „Das ist eine minimale Wärmeabgabe im Bankbereich. Oder man hält eine Grundtemperatur im Raum und erhöht sie zu den Gottesdiensten ein wenig. Ziel ist, dass es möglichst geringe Temperaturunterschiede gibt. Das schadet den Kunstschätzen nicht. Anders wäre es gefährlich.“

„Kurz und feurig predigen wärmt auch“

Die Pfarrkirche Bad Vigaun hat wegen der günstigen Erdwärme die Heizkosten eines Einfamilienhauses. In Oberndorf (Flachgau) geht es wesentlich härter zu. Hier sind nur wenige Bänke elektrisch beheizt. Die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt nimmt man mit Humor, wie Pfarrer Nikolaus Erber sagt: „Wenn alle zum Gottesdienst kämen, dann wäre es schön warm im Raum. Wenn man sich ein wenig zusammensetzt, dann ist es auch wärmer. Und kurz und feurig predigen ist auch ein gutes Rezept gegen die Kälte.“

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Warme Kirchen eher selten

ORF-Redakteur Lukas Möschl hat sich warm angezogen und verschiedene Gottesdienste im Land besucht.