Brunhofer nimmt Abschied: Rückblick und Kritik
Gerald Lehner
Brunhofer wurde bei der ORF-Wahl auf Wunsch der regierenden Landes-ÖVP abgelöst, da er als SPÖ-nahe gilt. „Heute passe ich nicht mehr, und daher muss ich gehen“, sagt er. Die Frage nach seiner beruflichen Zukunft im ORF beantwortete Brunhofer der Austria Presse Agentur am Dienstagabend so: „Ich weiß es nicht“. Es gebe Gespräche mit dem Generaldirektor, erklärte er im APA-Interview: „Dem will ich nicht vorgreifen.“
Lange Liste von Innovationen
Vor den geladenen hochkarätigen Werbekunden skizzierte Brunhofer die Erfolge seines Landesstudios in den vergangenen fünf Jahren. Das Frühstücks-TV „Guten Morgen Österreich“ gehe ebenso auf eine Salzburger Idee zurück wie die Show „Neun Plätze neun Schätze“. Die - soeben wieder aufgezeichnete - Advent-Show „Zauberhafte Weihnacht im Land der Stillen Nacht“ sei ein internationaler Erfolg. Wirtschaftlich gilt der Salzburger Standort der ORF-Führung als Best-Practice-Modell.
Bildergalerie vom Abschiedsfest:
Kritik an Proporz-System
Brunhofer dankte laut dem der APA vorliegendem Redetext Kunden und Mitarbeitern für diese gemeinsamen Errungenschaften. „Warum wird der Trainer einer Mannschaft abgelöst, die gerade den Meistertitel errungen hat?“ fragte er dann und rechnete in seiner Antwort mit dem Proporz-System ab. „Vor fünf Jahren bin ich nicht nach Salzburg gekommen, weil ich der Beste bin, sondern weil ich damals gepasst habe“, blickte er zurück auf seine Bestellung, als noch die SPÖ die Landeshauptfrau stellte: „Heute passe ich nicht mehr, und daher muss ich gehen. Zugegeben, es konnte niemand damit rechnen, dass ich in dieser Funktion versucht habe, meine Arbeit zu verrichten.“
Niki Altmann
Sozialdemokrat im Herzen, nie Parteimitglied
Er sei oft gefragt worden, „welches Problem ich mit dem Landeshauptmann (Wilfried Haslauer, ÖVP Anm.) hätte, und ich habe stets geantwortet, ich habe kein Problem“ - Brunhofer hob dabei die Wörter „ich“ hervor. „Ich bin unheimlich stolz, in einem Land zu leben, in dem man im 21. Jahrhundert endlich offen über seine sexuellen Neigungen sprechen kann, ich bin aber gleichermaßen entsetzt, dass ich im selben Land zur selben Zeit noch immer nicht offen sagen darf, dass ich ein überzeugter Sozialdemokrat bin“, so der Direktor weiter.
Er sei nicht Mitglied der SPÖ, habe aber aus seiner Grundhaltung und seinen Werten nie ein Hehl gemacht. Und wenn jemand in einer Demokratie ein Problem mit anderen Weltanschauungen als der eigenen habe, „erfüllt es mich mit Sorge“, meinte er, „denn das Gegenteil von Demokratie ist diktatorisch und totalitär“.
Kritik am Journalismus der Gegenwart
Die Journalisten - wohl, wenn auch ohne Namen zu nennen, auch jene im ORF - nahm Brunhofer in die Pflicht: Sie müssten „Eitelkeit“ hintanstellen und die Berichterstattung am Publikum orientieren. Zu schnell würden die Medien politische Lösungssuche als „Streiterei“ brandmarken. „Der Journalist verkürzt, und das erzeugt immer öfter den Eindruck, es gäbe einfache Lösungen, nur sind unsere gewählten Volksvertreter zu dumm, sie zu finden.“
„Teile des Journalismus“ könnten „an der Zersetzung der Demokratien beteiligt“ sein, fürchtet er. „Es kann nicht sein, dass wir frühmorgens mit einer Politikerverarschung beginnen und spätabends in einem politischen Verhör enden. In der Zwischenzeit gewinnt man den Eindruck, als würde es in der Politik nur noch Korruption, Idioten und Verbrecher geben.“ Dafür aber habe zumindest er noch keinen „wissenschaftlichen Beweis“ erhalten.
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Kleines Fest zum Abschied
ORF-Redakteurin Sarah Gruber mit der TV-Story über die Party.