Spitäler für Terroropfer vorbereitet?

Wenn es in Österreich einen Terroranschlag gäbe, hätten die Spitäler genügend Kapazitäten? Welche Probleme drohen, wenn es sehr viele Verletzte gibt? Mit solchen Fragen beschäftigen sich Notärzte des so genannten „Trauma-Netzwerks“ bei einer Tagung in Salzburg.

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Deutsche Bundeswehr

Der nun auch in Österreich vortragende deutsche Spezialist Matthias Helm in einem Feldlazarett in Afghanistan, wo auch Terroropfern geholfen wird

Es gebe zwar keine konkrete Bedrohung, so wird betont. Doch nach den Anschlägen und Massenmorden von Paris, Brüssel oder Nizza müsse man sich mit dem Thema auseinandersetzen, sagen die Fachleute des internationalen Trauma-Netzwerkes.

Alle Spitäler in ganz Österreich haben Notfallpläne für Katastrophen und Großeinsätze. Nun werden die Systeme im Hinblick auf mögliche Anschläge angepasst, sagt Wolfgang Voelckel, Leiter der Intensivmedizin im Salzburger Unfallkrankenhaus: „Unsere Welt ist mittlerweile voll mit derartigen Ereignissen. Auch wir haben unseren Notfall- und Einsatzplan komplett überarbeitet. Da geht es um Fortbildung und Einberufung von ärztlichem Personal, Umgestaltung von Räumlichkeiten, aber auch das Nachhauseschicken von Patienten, deren Behandlung in solchen Zeiten dann nicht so dringlich wäre.“

Wolfgang Voelckel Flugrettung Unfallkrankenhaus leitender Arzt

Christophorus Flugrettung

Salzburger Spezialist Voelckel

Extreme Wunden beherrschbarer

Männer und Frauen der Fachbereiche müssen sich nun auch in Mitteleuropa für solche Situationen einsatztaktisch, chirurgisch und notfallmedizinisch vorbereiten. Beschuss aus automatischen Waffen und Explosionen, wie sie bei Terroranschlägen auftreten, verursachen viele - bisher in unseren Breiten – wenig bekannte bis unbekannte Verletzungen. Diese können so komplex und akut lebensbedrohlich sein, dass man als Helfer praktische und neueste Erfahrungen aus der Kriegsmedizin einbringen muss. Oft geht es darum, sehr vielfältige Blutungen zum Stillstand zu bringen, die durch Sprengfallen und selbst gebastelte Splitterbomben entstehen. Bei Verletzungsmustern, die früher absolut tödlich waren, kann man mittlerweile mit speziellen Medikamenten für sehr rasche Blutgerinnung, entsprechender Ausrüstung und speziell geschulten Ärzten bzw. Notfallsanitätern viele Leben retten.

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Salzburger Voelckel auch in der Forschung

Der Salzburger Anästhesist und Notarzt Wolfgang Voelckel vom Unfallkrankenhaus, auch leitender Flugrettungsarzt bei den ÖAMTC-Hubschraubern, ist in der internationalen Forschung über Blutgerinnung tätig und tauscht sich mit Kollegen in aller Welt regelmäßig aus.

Bei möglichen Terroranschlägen können auch die Rettungsmannschaften selbst in Gefahr geraten, sagt der Flugrettungs-, Notfall- und Kriegsmediziner Matthias Helm, Leiter der Notfallmedizin im Großkrankenhaus der Deutschen Bundeswehr in Ulm: „Man weiß nicht, ob es weitere Sprengsätze gibt. Denken Sie an Paris, wo es acht unterschiedliche Szenarien in 30 Minuten gab. Das heißt, wir sind dann nirgendwo sicher. Bei einem Verkehrsunfall kann man einen Patienten ganz normal versorgen. Da müssen wir uns keine Gedanken machen, dass uns jemand etwas tun will.“

Fazit der Salzburger Tagung: In der Theorie wissen immer mehr Ärzte auch in Österreich, was bei einem Terroranschlag auf sie zukommen kann. Bleibt zu hoffen, dass dieses Wissen nie in die Praxis umgesetzt werden muss.

Neue Rettungsmethoden durch Einsätze im Krieg

Experte Helm war lange als Offizier und Oberstarzt für die Deutsche Bundeswehr und die UNO in Afghanistan und Somalia im Einsatz. Er hat dort mehrfach auch unter Beschuss mit seiner Crew schwerstverletzte Zivilpersonen und Soldaten in sichere Gebiete ausgeflogen. Unbewaffnete Rettungshubschrauber der Bundeswehr mussten dabei von amerikanischen Kampfhubschraubern beschützt werden.

Interview von 2013

Der Salzburger ORF-Redakteur Gerald Lehner hat 2013 mit Helm ein längeres Interview geführt. Der Militärarzt berichtete von neuen Rettungs- und Operationsmethoden in Krisengebieten, die mittlerweile auch vielen zivilen Unfallopfern das Leben retten – mehr dazu in bergrettung.at (mit MP3-Download)

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Bestmögliche Hilfe für Terroropfer

TV-Bericht von ORF-Redakteurin Ulli Wolf über die internationale Tagung der Notfallmediziner in Salzburg.

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