Hotel Pitter begann 1864 als Bierhalle

Ein neues Buch erzählt die 150 Jahre lange Geschichte des Hotels Pitter an der Rainerstraße in Salzburg. Historiker haben Gründung und Wandel dieses Traditionsbetriebes erforscht. Es begann mit Eisenbahn- und Bierkultur, wie so vieles.

Der erste Bau hieß „Bergerbräuers Bierhalle“. Er entstand Mitte der 1860er-Jahre auf einer Wiese in der damals noch kaum mit Wohn- und Zweckbauten ausgestatteten Gegend vor den Toren der „Altstadt rechts der Salzach“. Das noch fast ländliche Areal befand sich nicht weit von der ehemaligen Stadtmauer beim Schloss Mirabell, das einst ein katholischer Erzbischof seiner Geliebten hatte bauen lassen.

„Bergerbräuers Bierhalle“ beim neuen Bahnhof

Sinnlich ging und geht es in Salzburg auch beim Trinken zu. Die neue Bierhalle schloss damals in diesem völlig neuen Teil der Stadt eine Marktlücke. Hier kamen nun immer mehr Leute vorbei, die nach stundenlangem Reisen durstig waren oder ihren Abschiedsschmerz mit einer Mass ertränken wollten. Etwas nördlich war wenige Jahre zuvor der neue und erste Salzburger Bahnhof in Betrieb gegangen - als Knotenpunkt der „Kaiserin-Elisabeth-Bahn“ bzw. der späteren „Westbahn“.

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Ende des Dornröschenschlafes

Die technisch revolutionäre und im Vergleich zur Kutsche extrem schnelle Verbindung nach Linz und Wien zog immer mehr Interessierte und Reisende magisch an. Das über viele Jahrhunderte als unabhängiger Staat existierende Land Salzburg gehörte erst 50 Jahre zu Österreich und galt bis zur Eröffnung der neuen Bahn als tiefste und verschlafene Provinz im mittleren Westen. Der Vorläuferbetrieb des Pitter war damit in der Prärie auch ein touristischer Teil jener ersten Modernisierung, mit der Salzburg nach dem bitteren Verlust seiner Unabhängigkeit aus dem Dornröschenschlaf erwachte.

Ab 1908 eines der ersten Kinos

Um die Bierhalle und andere Neubauten sollten in den folgenden Jahrzehnten das Salzburger Bahnhofsviertel bzw. die „Elisabethvorstadt“ folgen und entstehen, wie sie sich in ihrer Grundgestalt und den Straßenverläufen bis heute präsentieren. Der neue Gastbetrieb diente Einheimischen, Gästen, Arbeitern, Eisenbahnern, Unternehmern und Reisenden, aber auch vielen Soldaten der Habsburgermonarchie zur Entspannung.

Zum vorerst zweistöckigen Hotel wurde der erste Bau ab 1885 von den neuen Eigentümern Karl und Babette Pitter erweitert. Planung und Ausführung übernahm die berühmte Firma Ceconi. Bernhard Girstenbrey richtete 1908 im Hotel ein „KInematographisches Theater“ namens „Elektra“ ein - eines der ersten Kinos Österreichs. 1918 kaufte Josef Reitter das Haus und baute es zum größten Hotel aus, das Salzburg bis dahin gesehen hatte.

„Von der Bierhalle zum Luxushotel“

Anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums des Hotels Pitter hat der heutige Betreiber Georg Imlauer nun beschlossen, diese Geschichte erforschen und dokumentierten zu lassen. So entstand das neue Buch mit dem Titel: „Das Pitter – Von der Bierhalle zum Luxushotel“.

Der Betrieb ist heute bekannt unter dem Namen „Hotel Crowne Plaza Salzburg – The Pitter“. Der weitere touristische Aufschwung gegen Ende des 19. Jahrhunderts, zwei Weltkriege und die wechselnden Eigentümer prägten den Weg vom einfachen Bierausschank zum Hotel für gehobene Ansprüche.

Werner Friedl liest Anekdoten

Die Historiker Gerhard Ammerer und Harald Waitzbauer haben für ihr neues Buch einige Archive durchforstet, zur Dokumentation und Illustration der jüngeren Geschichte(n) auch noch mit Zeitzeugen gesprochen. Es entstanden wissenschaftlich exakte, unterhaltsame und inspirierende Texte. Auch Anekdoten durften nicht fehlen. Bei der Präsentation am Donnerstag trug der Salzburger Schauspieler Werner Friedl einiges vor.

Große Unternehmensgruppe

Neben Hotel Pitter, Pitterkeller, Hotel Imlauer, Hotel Bräu, einem Braurestaurant und einem Bankettservice in Salzburg hat Georg Imlauer noch zwei Betriebe, die in der Bundeshauptstadt angesiedelt sind: Hotel Imlauer Wien und Hotel Nestroy. Insgesamt beschäftigt die Firmengruppe zwischen 220 und 240 Mitarbeiter, davon 29 Lehrlinge.

Das Buch kostet 29,90 Euro, wurde im Eigenverlag produziert und ist im Hotel Pitter erhältlich.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at