Bis zu „800 Meter Blindflug“ beim Navi-Eintippen

Wer auf der Autobahn im Navigationsgerät ein Fahrtziel eintippt, der fährt rund 800 Meter im Blindflug. Davor warnt Manfred Tscheligi, Experte für Benutzeroberflächen. Häufigste Ablenkungsquelle im Auto ist freilich das Handy.

Ausgeklügelte Multimedia-Systeme mit Telefonanbindung, Radio und Navigationsgerät sind in immer mehr Autos eingebaut. Fest steht aber auch, dass die viele Technik die Fahrer immer mehr ablenken kann.

Eingabe dauert im Schnitt 47 Sekunden

Denn selbst unscheinbare Tätigkeiten wie das Wechseln des Radiosenders reduzieren die Aufmerksamkeit erheblich, ganz zu schweigen vom Eingeben einer Adresse ins Navi. Für letzteres benötigen Fahrer durschnittlich 47 Sekunden. Bei Tempo 130 auf der Autobahn legen Autofahrer in dieser Zeit fast 1,7 Kilometer zurück, sagt Manfred Tscheligi, Informatikprofessor und Leiter des Zentrums für Mensch-Computer-Interaktion an der Universität Salzburg. Geht man während dieser Strecke von einer Ablenkung von 50 Prozent aus, „sind das über 800 Meter Blindflug“ so der Experte.

Zieleingabe in Navigationsgerät

APA/HELMUT FOHRINGER

Das Navigationsgerät ist aber nur eine von vielen Ablenkungsquellen im Auto. Die größte Gefahr stellt nach wie vor das Mobiltelefon dar. Dabei ist die Rechtslage hier klar: Erlaubt sind nur das Telefonieren mit Freisprecheinrichtung sowie die Verwendung der Navigationsfunktion - allerdings nur, wenn die Adresse bereits vor Fahrtantritt eingegeben wurde. Wer während der Fahrt am Handy tippt, etwa SMS schreibt oder E-Mails abruft, muss mit 50 Euro Strafe rechnen, bei einer Anzeige sogar mit 72 Euro.

Handystrafen: Polizei hat soll es einfacher haben

Künftig soll die Handynutzung am Steuer noch leichter bestraft werden könne. Eine entsprechende Gesetzesnovelle ist in Arbeit, sagt ÖAMTC-Juristin Martina Schlegel-Lanz. Dann soll schon „ein Radarfoto oder ein Foto von der Abstandsmessung, auf dem erkennbar ist, dass jemand nicht mit der Freispechanlage telefoniert, oder das Handy beispielsweise zwischen Ohr und Schulter eingezwickt hat, für eine Strafe reichen.“ Grundsätzlich gilt aber auch jetzt schon: Alle Nebentätigkeiten, die vom Autofahren ablenken sind verboten. Und: Eine Hand muss immer am, Lenkrad bleiben.

Denn Ablenkung ist die häufigste Unfallursache beim Autofahren. Nach Einschätzung der Polizei wird rund ein Drittel aller tödlichen Verkehrsunfälle durch Ablenkung verusacht. Die Dunkelziffer liegt laut ÖAMTC noch höher - mehr dazu in Ablenkung Ursache für jeden dritten Unfall (salzburg.ORF.at; 2.1.2015).