15 Jahre Tierschutzimperium Gut Aiderbichl

Gut Aiderbichl feiert heuer sein 15-Jahr-Jubiläum. Was mit einem Gnadenhof bei Henndorf (Flachgau) begann, ist mittlerweile ein Tierschutzimperium mit rund 30 Höfen und 300 Mitarbeitern. Ein weiterer Ausbau ist gewünscht.

Das namensgebende Stammhaus Gut Aiderbichl bei Henndorf gibt es seit 2001. Es wurde als Tierschutzhof, den man besuchen kann, konzipiert. Gründer Michael Aufhauser kombinierte dort seine Tierschutzambitionen mit einer wirksamen Marketingstrategie.

Gut Aiderbichl bei Henndorf aus der Luft

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Das 2001 eröffnete Stammhaus bei Henndorf ist inzwischen stark gewachsen

2006 wurde der zweite für Besucher geöffnete Hof in Deggendorf zwischen Passau und München (Bayern) eröffnet. 2011 folgte ein Schauhof in Iffeldorf bei München. Insgesamt betreibt Gut Aiderbichl aber rund 30 Höfe in Österreich und Deutschland, auf denen rund 6.000 Tiere leben. Dazu kommen noch ein Gut-Aiderbichl-Magazin, Bücher, Videoproduktionen und viel Merchandising.

Viele helfen ehrenamtlich mit

Das Jubiläum gefeiert wird am Samstag in Deggendorf: Dieser Hof wurde vor genau zehn Jahren eröffnet. Jüngste Errungenschaft dort ist ein Katzenhaus, in dem rund 100 Katzen leben. Betreut werden sie von großteils ehrenamtlichen Helferinnen. Neue Tiere in den Höfen bekommen Paten, die für ihren Unterhalt spenden. Dietmar Schmidt, ein Besucher aus Hagen im Ruhrgebiet, ist einer, der unterschrieb: „Da war uns sonst nicht betätigen können, weil der Weg viel zu weit ist, haben wir gesagt: Wir übernehmen eine Patenschaft.“

Katzen vor Katzenhaus in Gut Aiderbichl Deggendorf

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Zuletzt wurde ein Haus für 100 Katzen in Deggendorf eröffnet

Aber auch jene, die hauptberuflich bei Gut Aiderbichl arbeiten, sprechen viel von Berufung und Gefühl - von einer Aufgabe: „Oft wissen Kinder nicht einmal, wie Schweine ausschauen. Die kommen her und sagen: Ist das groß“, erzählt Anita Hartner, die in der Grafikabteilung von Gut Aiderbichl arbeitet.

Jubiläum: 15 Jahre Aiderbichl

Der Gnadenhof Gut Aiderbichl bei Henndorf (Flachgau) feiert sein 15-Jahr-Jubiläum. Es ist in dieser Zeit zum Tierschutz-Imperium geworden.

Promis als Zugpferde

Begonnen hat das alles vor 15 Jahren hier in Henndorf am Wallersee. So wie sich das Gut Aiderbichl dort heute präsentiert, konnte man es sich damals nicht vorstellen. Die Strategie von Michael Aufhauser ging voll auf: Tierschutz zum Anfassen - kombiniert mit der Forderung nach konkreten Lösungen Die Tierärztin Hergard Spielvogel war Mitstreiterin der ersten Stunde: „Es ist auch eine Leistung eigentlich für alle Tiere, dass das Tier keine Sache, sondern ein Mitgeschöpf ist. Tierschutz ist auch Menschenschutz, weil wenn man mit den Tieren so umgeht, geht man mit den Alten vielleicht auch so um.“

DJ Ötzi schaufelt Maroni mit Kindern

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Prominente - wie hier zum Beispiel DJ Ötzi - stellen sich oft für Gut Aiderbichl zur Verfügung

Mitgeholfen bei all dem haben stets Prominente. Michael Aufhauser nutzte ganz bewusst seine Kontakte, um Stars und Sternchen nach Gut Aiderbichl zu locken - und sie kamen: Es war und ist eine Win-Win-Situation. Aiderbichl profitiert von der Prominenz, die Prominenz vom Scheinwerfer-Licht, das sie sich mit den Tieren teilt.

Verfahren rund um Erbschaft im Innviertel

Rund um Aiderbichl gab es aber nicht nur Licht, sondern auch Schatten: Da gibt es Anzeigen und Ermittlungen im Zusammenhang mit der Erbschaft eines Gnadenhofs bei Maria Schmolln im Bezirk Ried im Innkreis - mehr dazu in Gut Aiderbichl: Erste Anklage erhoben (salzburg.ORF.at; 9.6.2016).

Gnadenhof von Gut Aiderbichl in Maria Schmolln (OÖ)

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Ein Verfahren um die Erbschaft eines Hofs in Maria Schmolln beschäftigt die Gerichte

Aufhauser seit Infarkt halbseitig gelähmt

Und es gab erst vor wenigen Tagen die unschöne Erpressungsgeschichte gegen Aicherbichl-Gründer Michael Aufhauser selbst. Der ist ja seit einem schweren Herzinfarkt im Mai des Vorjahres blind und halbseitig gelähmt. Ein ehemaliger Pfleger soll mit Fotos von ihm Erpressungsversuche gemacht haben - mehr dazu in Fall Aiderbichl: Staatsanwaltschaft ermittelt (salzburg.ORF.at; 28.9.2016).

Michael Aufhauser „fehlt uns natürlich persönlich sehr“, betont Gut-Aiderbichl-Geschäftsführer Dieter Ehrengruber. „Aber wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass er mit 65 Jahren in Pension geht (im Jahr 2017 - Anm). Die Krankheit hat ihn jetzt quasi frühzeitig in Pension geschickt. Und wir kommen - und das ist auch in seinem Sinn - auch sehr gut ohne ihn zurecht.“

Hoffnung auf weiteres Wachstum

Faktum ist jedenfalls, dass Aiderbichl ein wirtschaftlicher Großbetrieb geworden ist. 15 Millionen Euro werden jährlich umgesetzt, einiges davon kommt durch Kleinpatenschaften herein. Aber nicht alle Tiere können aufgenommen werden, sagt Ehrengruber: „Wir haben zwischen 60 und 100 Tieranfragen pro Tag. In vielen Fällen können wir helfen. Einiges müssen wir leider absagen.“

Gut Aiderbichl bei Henndorf

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Ein weiterer für Besucher geöffneter Hof soll aufsperren, wenn sich ein Financier findet

Der Großteil der Einnahmen, nämlich zwei Drittel, kommt aber von den Besuchern der Güter. Das sind jährlich rund 300.000 Menschen. „Wir hoffen, dass es immer so weitergeht und wir noch das eine oder andere besuchbare Gut eröffnen können“, sagt Ehrengruber. „Aber da brauchen wir auch Unterstützung, einen starken Partner, aber auch Menschen, die sagen: Ich kann euch an Financier unterstützen.“