NS-Straßennamen: Antrag für Umbenennungen

Die Bürgerliste in der Stadt Salzburg hat Mittwoch in einem Antrag an den Gemeinderat die Umbenennung von belasteten Straßennamen gefordert, mit denen noch immer ehemalige Nationalsozialisten geehrt würden - zum Beispiel Josef Thorak und Rene Marcic.

Hitlerbüste von Josef Thorak in Danzig gefunden Nationalsozialismus NS-Zeit

EPA/ADAM WARZAWA POLAND OUT

Thoraks Hitler-Büste, die seit Kriegsende verschollen war und erst im November 2015 in Danzig (Polen) in einem Schutthaufen wieder entdeckt wurde

Vor allem die Josef-Thorak-Straße ist den Grünen ein Dorn im Auge, denn der Bildhauer war der Lieblingsbildhauer von Adolf Hitler. Bei neuen Namen sollten auch Frauen und Opfer des Nationalsozialismus zum Zug kommen.

Thorak-, Marcic-Straße, Karajan-Platz ...

Gemeinderätin Ingeborg Haller von der grünen Bürgerliste listete neben der 1963 von der Stadt Salzburg so benannte Thorak-Straße noch die Heinrich-Damisch-Straße (ebenfalls1963), die Karl-Reisenbichler-Straße (1965), die Clemens-Krauss-Straße (1969), die Tobias-Reiser-Straße (1983), die Rene-Marcic-Straße (1984) und die Eugen-Müller-Straße (1988) auf. „Erst 1991 wurde der Sigmundsplatz in Karajanplatz umbenannt, wobei bekannt sein musste, dass der Dirigent bereits 1933 der NSDAP beigetreten war“, sagte Haller der APA.

Die Gemeinderätin schlug vor, die Josef-Thorak-Straße in Helene von Taussig-Straße umzubenennen. Diese Idee stammt von der Künstlerin Konstanze Sailer. Malerin Taussig (1879 bis 1942) war österreichische Malerin. Ihr künstlerisches Schaffen war mit Salzburg eng verbunden. Wegen ihrer jüdischen Abstammung wurde sie Opfer des NS-Regimes. Die Malerin wurde am 21. April 1942 im deutschen Konzentrationslager Izbica im besetzten Polen ermordet.

Unendliche Geschichte mit Thorak?

Um die Thorak-Straße gibt es heuer schon länger heftige Debatten. Nachdem das Straßenschild von Unbekannten schwarz beschmiert worden war, wurde es entfernt. Die Bauabteilung der Stadt versah es mit einer Schutzschicht gegen Vandalenakte. Der KZ-Verband und die grüne Bürgerliste zeigten sich darüber empört, die Straße sollte endlich einen anderen Namen erhalten, hieß es. Die Künstler Wolfram P. Kastner und Bernhard Gwiggner forderten mittels Kunstaktionen ebenfalls eine Umbenennung.

Appell an Bürgermeister

In dem aktuellen Antrag der Bürgerliste an die Abteilung 2 wird nun ersucht, unter Einbeziehung der Historikerkommission einen Vorschlag für Straßenumbenennungen in Form eines Amtsberichtes zu erarbeiten und dem Gemeinderat zur Abstimmung vorzulegen. Haller hofft, dass der Antrag nicht in der Schublade von Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) verschwindet. Was dabei herauskommt, dürfte in den nächsten Tagen oder Wochen zu beobachten sein.

Der Vorschlag von NEOS-Klubobmann Sebastian Huber, ein Gesamtkonzept für den Umgang mit historisch belasteten Straßennamen vorzulegen, geht ihr zu wenig weit. „70 Jahre nach der Befreiung und nach jahrzehntelanger Diskussion braucht es kein Konzept mehr, sondern nur den politischen Willen, Umbenennungen vorzunehmen.“ Der Salzburger Historiker Gert Kerschbaumer hat bereits 1988 eine Liste von NS-belasteten Personen erarbeitet, die in Salzburg noch immer geehrt werden. Darunter fanden sich schon damals Namen wie Josef Thorak und Tobias Reiser.

Links: