Fliegende Motorsäge für extreme Waldarbeit

Bei Krispl (Tennengau) werden Bäume in der Nähe von Stromleitungen mit einer riesigen Motorsäge gestutzt. Diese ist an einem Hubschrauber befestigt. Insgesamt zehn Kilometer Leitungen halten die Betreiber so in Schuss.

Es kommt hier eine der legendären Aérospatiale SA-315 „Lama“ (vor Jahrzehnten entwickelt aus der sehr ähnlichen Alouette II) zum Einsatz - einer der besten, leichtesten und leistungsstärksten Hubschrauber für Arbeiten und Transporte im Gebirge. Die Baureihe aus Frankreich wird - wie ihre berühmte, etwas größere und ähnliche Schwester Alouette III - schon lange nicht mehr produziert. Und in Europa sind immer weniger davon bei Missionen zu sehen.

Alouette II Lama Hubschrauber Wucher

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„Sehr konzentriertes Fliegen in Bodennähe“

Präzision, Konzentration und Gefühl sind Voraussetzungen für diese Arbeit. 650 Kilogramm wiegt diese Säge. Sie muss genau platziert werden. Auch die Koordination zwischen Boden und Hubschrauber muss perfekt abgestimmt sein, sagt Pilot Wolfgang Jäger von Wucher Helikopter: „Ich muss immer auf die Höhe zur Säge achten. Es ist vieles zu beachten, und das bekomme ich alles über Funk ins Cockpit übermittelt.“

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Schwert der riesigen Motorsäge, die sich aus ihrem Eigengewicht am Hubschraubertau heraus beim Schneiden stabilisiert

Abgeknickte Wipfel entfernen

Insgesamt 2.800 Kilometer Stromleitungen gibt es im Bundesland Salzburg. Das ist die Strecke von Salzburg bis Lissabon. In Gegenden, die schwer zugänglich sind oder wo normale Ausholzung nicht möglich ist, kommt der Hubschrauber zum Einsatz - im Schnitt einmal pro Jahr. So auch heuer wieder bei Krispl-Gaißau (Tennengau).

Erich Neuhauser von der Salzburg Netz GmbH betont, die letzten Stürme hätten wieder viele Wipfel angeknackst: „Im Winter mit dem Schneedruck brechen dann viele Wipfel und fallen auf die Leitung. Wir haben dadurch viele Ausfälle. Je schöner nun gearbeitet wird, umso mehr Versorgungssicherheit gibt es.“

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Legendäre SA-315 mit typischer Vollverglasung perfekt für Arbeiten im Gebirge

Manchmal zwei Mann an Bord

Der Pilot muss wegen der Bodennähe ständig nach unten schauen. Deswegen sitzt noch ein Bordtechniker im Hubschrauber. Er überwacht die Instrumente. Was beim Zusehen einfach wirkt, das ist harte Arbeit, sagt Techniker Thomas Brandner: „Wenn man die ersten Tage so mitarbeitet während des Fluges, da kann einem leicht schlecht werden. Mit der Zeit wird man das auch gewohnt.“

Es kann passieren, dass die Säge in den Bäumen hängen bleibt und ausgefädelt werden muss. Das ist Zentimeterarbeit. Falsche Bewegungen können für den Hubschrauber schnell gefährlich werden. Pilot Jäger ist dennoch froh: „Es ist ein Kindheitstraum, den ich mir mit meinem Beruf verwirklicht habe.“

Noch bis Ende dieser Woche wird im Tennengau auf diese Art gerodet.

Spektakuläre Rodungsarbeiten im Tennengau

ORF-Redakteurin Isabell Gunzer hat sich mit Kameramann Kurt Lindner die Rodungsarbeiten mit der schwebenden Riesensäge angesehen.