Asylheim Böckstein: Bewohner gegen Ausquartierung

In Bad Gastein (Pongau) weigern sich 22 Asylwerber, aus dem Heim im früheren Gasthof Gallent auszuziehen und in andere Regionen zu übersiedeln - wie vom Land Salzburg vorgeschrieben. Es ließ das Asylheim am Mittwoch räumen. 22 von 50 Bewohnern wollen bleiben.

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ORF

Der ehemalige Gasthof bzw. Berghotel Gallent in Anlauftal bei Böckstein

50 Asylwerber wohnten bisher im ehemaligen Hotel Gallent im Anlauftal bei Böckstein, einem eher entlegenen und strukturschwachen Ortsteil von Bad Gastein.

Fan aus Mali mit gutem Deutsch

22 haben sich am Mittwoch der Räumung widersetzt und hoffen, in Gastein bleiben zu können - zum Beispiel Abou aus dem kriegsgeschüttelten Staat Mali in Westafrika, der dem ORF in gutem Deutsch sagte: „Wir bekommen hier in der Pension alles, was wir brauchen. Der Herr Pichler kümmert sich gut um uns. Das ist meine zweite Heimat geworden. Ich möchte in Gastein bleiben. Wir sind zwar nur Asylwerber, aber wir haben auch unsere Rechte. Und wir fühlen uns hier sehr wohl.“

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Interview mit Bewohner
Abou aus Mali lobt den Böcksteiner Pensionsbetreiber Pichler und kritisiert Leute, die bei Schwarzarbeit von Asylwerbern mitverdienen wollen.

Heimbetreiber Josef Pichler betont, ihm zerreiße es das Herz: „Das Anlauftal hinter Böckstein ist bei vielen bekannt als das Ende der Welt in Salzburg. Aber die Menschen sind gerne hier bei mir.“

Land bleibt hart: „Sonst keine Grundversorgung“

Am Mittwoch sei aber die unverzügliche Räumung notwendig gewesen, sagt dazu die zuständige Landesrätin Martina Berthold von den Grünen: „Bei der letzten Kontrolle Ende letzten Monat sind in den Bereichen Brandschutz-Sicherheit und Hygiene so große Mängel aufgetreten, dass es notwendig war, unmittelbar zu reagieren.“ Die Bewohner würden in andere Quartiere verlegt, so die Politikerin. Wenn sich die verbliebenen Bewohner weiter weigern zu übersiedeln, dann würden sie aus der Grundversorgung fallen.

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„Immer wieder Mängel festgestellt“

Bereits in den letzten Jahren stellte das Land nach eigenen Angaben immer wieder Mängel in der Böcksteiner Asylunterkunft fest. Diese wurden jeweils behoben. Doch die letzte Woche erneut festgestellten Beanstandungen waren so schwerwiegend, dass keine Alternative zur Räumung bestehe, sagt Berthold.

Um die Mindeststandards in Flüchtlingsquartieren zu gewährleisten führt das Amt für Grundversorgung immer wieder unangekündigte Kontrollen durch. Betreiber Pichler findet die Vorwürfe des Landes überzogen: „Seit 14 Jahren mache ich Asylwerberbetreuung in diesem Haus. Dass das natürlich nicht unbedingt das Schönste vom Schönsten ist, das gebe ich zu. Aber die Leute sind zufrieden. Und ich bin immer wieder bereit, die Installationen und Einrichtungen zu erneuern.“

Kritik an rascher Räumung

Pichler kritisiert vor allem die rasche Umsetzung der Räumung. Erst Dienstagmittag wurden die Transferlisten veröffentlicht. Die Bewohner hätten keine Zeit gehabt sich auf die Umsiedelung vorzubereiten und würden aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen, sagt Pichler: „Ich schlage vor, man schickt uns einen gerichtlich beeideten Sachverständigen. Der soll dann genau sagen, was zu tun ist. Und ich werde sofort alles durchführen.“

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Wie geht es weiter?

ORF-Lokalaugenschein in Böckstein für das Regionalfernsehen

Die Böcksteiner Asylwerber sollen im Land Salzburg neu untergebracht werden. Alleinstehende Männer bleiben laut Landesrätin im Pongau. Familien kommen in familientaugliche Unterkünfte beim neu errichteten und zum Teil noch leeren Quartier des Roten Kreuzes an der Alpenstraße in der Stadt Salzburg. Es heißt beim Land, über eine neuerliche Nutzung der Böcksteiner Unterkunft könne man reden, wenn die Anlagen saniert seien.

Gerald Gundl, Gerald Lehner - ORF Salzburg

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