Bettler als Menschenhändler in Verdacht

Ein Bettlerpärchen soll in der Stadt Salzburg einen anderen Mann monatelang als Sklaven gehalten haben. Sie hätten ihn geschlagen, zum Betteln und zu Fahrdiensten gezwungen. Das teilt die Polizei mit.

Beamte wurden vor kurzem zufällig durch eine Autopanne auf den Fall aufmerksam. Es geschah in Salzburg-Aigen: Als Polizisten das bei einer Bushaltestelle abgestellte Auto unter die Lupe nahmen, machte sich der kleine, schmächtige Mittfünfziger aus Ungarn bemerkbar. Er erzählte den Polizisten schließlich seine Geschichte. Er sei schon im Juni über Verwandte von einem rumänischen Bettlerpärchen in Salzburg als Fahrer angeworben worden. Als er in Salzburg eintraf, habe er zur Begrüßung Schläge bekommen.

Zu dritt im Auto in Gnigl übernachtet

Der wesentlich stärkere 35-jährige Rumäne und seine Freundin hätten ihm gleich Geld, Handy und Ausweise abgenommen und ihn seitdem nicht mehr aus den Augen gelassen. Tagsüber habe er betteln und Chauffeurdienste versehen müssen. Wenn er nicht spurte, sei er geschlagen worden. Übernachtet habe man zu dritt in einem Auto, das in Nebenstraßen im Stadtteil Gnigl abgestellt wurde.

Auch Freundin des Verdächtigen in Haft

Der 35-jährige Hauptverdächtige aus Rumänien bestritt im Verhör diese Angaben vehement. Er sei an keiner Straftat beteiligt gewesen. Der Staatsanwalt beantragte für den Mann dennoch die Untersuchungshaft. Auch die Freundin des Hauptverdächtigen sitzt bereits seit Samstag in Haft. Sie soll einer Pensionistin unter Vorspiegelung falscher Tatsachen rund 1.000 Euro herausgelockt haben.

Spezialisten erkannten Umfang der Straftaten

Bei der Verkehrskontrolle, die zur Befreiung des 56-jährigen Ungarn führte, stellten Polizisten bei dem mutmaßlichen Täter 1,46 Promille fest. Zudem hatte er keinen Führerschein. Während der Amtshandlung soll das Opfer einige auffällige Zeichen gemacht haben. Deshalb holten die Streifenpolizisten ihre Kollegen von der Ermittlungsgruppe, die für Bettelei zuständig ist. Diese erkannten dann den Umfang der mutmaßlichen Straftaten.

Bei einer Untersuchung wurden bei dem 56-jährigen Opfer einige Verletzungen entdeckt. Der Ungar sei geschlagen und gewürgt worden. Er ist mittlerweile im Opferschutzprogramm der Justiz und hat Salzburg bereits verlassen.

Beim zweiten Betrugsversuch festgenommen

Der 35-jährige Verdächtige ist bisher in Salzburg noch nicht bei der Polizei aufgefallen. Laut eigenen Angaben ist er seit März 2015 in Österreich und war seither schon in einigen Städten. Er wird nun wegen des Verdachts des Menschenhandels angezeigt.

Die 24-jährige Freundin des mutmaßlichen Täters und Profi-Bettlers soll der 86-jährigen Pensionistin bereits Anfang August die 1.000 Euro herausgelockt haben. Als sie die alte Frau drei Wochen später noch einmal um 8.000 Euro erleichtern wollte, wurde sie noch in der Wohnung der Frau festgenommen und in die Justizanstalt Salzburg in Puch-Urstein (Tennengau) gebracht.

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