NS-Künstler: „Unendliche“ Affäre um Straßenschilder?

Die Affäre um die Josef-Thorak-Straße in Salzburg wird zum „Katz-und-Maus-Spiel“. Nachdem die Schilder beschmiert, ausgewechselt und dann gestohlen wurden, wurden vor Kurzem wieder neue montiert – zur Erinnerung an „Hitlers Lieblingsbildhauer“.

Das Hin und Her mit den Straßenschildern der Thorak-Straße läuft nun schon seit Wochen bzw. Monaten. Vor wenigen Tagen hat die Salzburger Stadtverwaltung wieder - zum zweiten Mal - neue montieren lassen, an der Ecke Baumbichlstraße nun deutlich höher als bisher.

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So hofft man offenbar, dass die unbekannten Täter die Straßenschilder dieses Mal in Ruhe lassen bzw. nicht so weit hinaufkommen, um sie zu beschädigen oder herunterzureißen. Wie mehrfach berichtet, wurde die Schilder an dieser Ecke und an der Ecke Ziegelstadelstraße zuerst beschmiert, dann ausgewechselt und dann wieder gestohlen.

Anrainer: „Hätte nichts gegen Umbenennung“

Bei einem ORF-Lokalaugenschein haben wir am vergangenen Freitag an der Thorak-Straße einen Bewohner angetroffen, der sich über die Schilder-Affäre schon seit einiger Zeit wundert.

Schilder der Josef-Thorak-Straße beschmiert

Gerald Lehner

Die aktuelle Affäre begann vor Monaten mit Beschmierungen

Er habe bis vor kurzem gar nicht gewusst, wer Josef Thorak überhaupt war, und wie tief der Künstler und Bildhauer als persönlicher Günstling Hitlers und Parteimitglied verstrickt war. So gesehen verstehe er Kritiker und Gegner dieser Straßenbenennung der Stadt Salzburg aus dem Jahr 1963. Er hätte nichts dagegen, würde die Thorak-Straße umbenannt. Es gebe andererseits viele an den mehr als 30 Wohnadressen in der Straße, die dagegen sind. Das sei es manchmal besser, sich „neutral“ zu verhalten.

Umbenennung zu Ehren von Helene Taussig?

Die Malerin Konstanze Sailer machte schon vor Monaten den Vorschlag, statt Thorak sollte künftig der Name der Salzburger Künstlerin Helene Taussig auf den Schildern stehen. Diese wurde von den Nazis verfolgt und ermordet.

Gwiggner, Toporis, Kastner

Im heurigen Frühling bzw. Sommer beschäftigten sich mehrere Künstler mit dem Thema. Zuletzt hatten sich der Münchner Wolfram P. Kastner und der Salzburger Daniel Toporis auseinandergesetzt, nachdem der Salzburger Bildhauer Bernhard Gwiggner im Kurpark beim Schloss Mirabell die riesigen Skulpturen aus Thoraks nationalsozialistischer Werkstatt mit einer Installation kritisch kommentiert hatte. Die Künstler distanzieren sich von den Beschmierungen und Diebstählen der Straßenschilder durch unbekannte Täter. Das sei kontraproduktiv, sagen sie und fordern die Umbenennung der Straße.

Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) verweist auf eine Historikerkommission, die darüber 2017 entscheiden soll. Aus seiner Sicht sei die Umbenennung wohl fällig, so Schaden. Die FPÖ lehnt sie strikt ab und kritisiert die Grünen heftig, die seit Jahren einen anderen Umgang der Stadtpolitik mit Thorak fordern - ein laut Freiheitlichen „linker Gesinnungsterror“.

Ingeborg Haller, Klubchefin der grünen Bürgerliste im Stadtparlament, ist gegen den Zeitplan des Bürgermeisters: „Eine unendliche und absurde Geschichte. Statt rasch einen Amtsbericht für die erste Sitzung des Gemeinderates im Herbst vorzubereiten, der die Umbennung vorschlägt, setzt der Bürgermeister wieder nur auf Zeit - wie seit vielen Jahren - und lässt immer wieder neue Schilder montieren. Damit wird dieses unwürdige Schauspiel fortgesetzt.“

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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