Compliance-Regeln: „Elend unserer Gesellschaft“

Im Kampf gegen Bestechung, Korruption und Freunderlwirtschaft seien viele „Compliance“-Regeln mittlerweile zu einem „Wahn“ verkommen. Das kritisierten Vertreter von Wirtschaft und Kultur bei einem Treffen in Golling (Tennengau).

An der Diskussion hat auch der ehemalige Vizekanzler Erhard Busek teilgenommen. Er hat zum diesem Thema eine ganz eigene Meinung. Wir würden heute in einer überregulierten Welt leben, mit zu vielen Gesetzen und Bestimmungen, sagt Erhard Busek. Er war früher auch Rektor der Fachhochschule Puch/Urstein.

Korruption, Bestechung - Genrebild

APA/Helmut Fohringer

Wann wäscht eine Hand die Handere? Und was könnte man dagegen tun?

„Wir ersticken an Kontrollen“

Busek lässt kein gutes Haar an den Compliance-Regelungen, die im Wirtschaftsleben seit Jahren vorgeschrieben sind: „Wir ersticken an den Kontrollen. Und deshalb wagt auch niemand mehr etwas.“ Solche Regeln sollen dafür sorgen, dass Unternehmen Gesetze und Richtlinien einhalten – auch gegen Korruption und Freunderlwirtschaft. Dazu kommen noch freiwillige Verpflichtungen. Es soll so gezeigt werden, dass Korruption, dass Bestechung zum Beispiel keine Chance hat.

Auf der anderen Seite führen diese vielen Regelungen aber auch dazu, dass den Salzburger Festspielen die Suche nach Sponsoren aus Wirtschaft und Industrie immer schwerer fällt - weil Geldgeber mit ihrem zugesicherten Kontingent von Kaufkarten niemanden mehr einladen dürfen.

Rabl-Stadler als harte Kritikerin

Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler ist auch eine Kritikerin der Entwicklung: „Das Elend unserer Gesellschaft hat begonnen, als statt dem Anstand die Compliance kam – und statt des gesunden Hausverstandes der `Corporate Governance Codex`.“

Rabl-Stadler ist schon lange eine Kritikerin dieser Entwicklungen. Diese seien in den letzten 20 Jahren im Zuge von umfassender „Policital Correctness“ bevorzugt aus den puritanischen USA nach Europa geschwappt. Dabei würde längst das Kind mit dem Bad ausgeschüttet, sagen Kritiker.

„Übers Ziel hinausgeschossen“

Bei der Diskussion in Golling wurde gefordert, dass viele Compliance-Richtlinien überdacht und reformiert werden sollten – gerade im Zusammenhang von Wirtschaft und Kultur. Hier werde über das Ziel hinausgeschossen, und Unternehmen würden unter Generalverdacht gestellt.

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Wie soll das weitergehen?

ORF-Redakteur Karl Kern hat bei dem Treffen in Golling zugehört: Wie vertragen sich Sponsoren und Kultur in Zeiten von „Compliance-Regeln“?

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