Watzmann: Sextett aus Ostwand gerettet

Am Wochenende haben Flug- und Bergretter sechs Kletterer bei sehr schwierigen Bedingungen aus der 1.800 Meter hohen Ostwand des Watzmann gerettet. Schwere Gewitter bedrohten den Erfolg. Dazu kamen weitere Einsätze für Wanderer und Bergsteiger.

Watzmann und Watzfrau von Süden

Gerald Lehner

Watzmann-Ostwand, im Schatten rechts vom Hauptgipfel. Foto aus 7.000 Metern Flughöhe über dem Pinzgau

Die Ostwand auf dem Watzmann ist die höchste Wand der Ostalpen, vor der Nordwand des Triglav in Slowenien und der Ostwand auf dem Birnhorn bei Leogang (Pinzgau).

Berüchtigte Stelle zum Verirren

Eine Zweier-Seilschaft war auf dem klassischen „Berchtesgadener Weg“ unterwegs. In rund 2.000 Metern Seehöhe kletterten die beiden an der Wasserfallplatte versehentlich nach links. Sie saßen dann unter einer überhängenden Wand (Rampe unter der gelben Wand) in sehr brüchigem Gelände fest. An dieser Stelle hat es schon mehrere tödliche Unfälle gegeben, weil Verirrte mit ungeeigneten Mitteln versuchten, auf den richtigen Weg zurückzufinden. Weitere vier Bergsteiger waren den beiden Kletterern am Wochenende versehentlich gefolgt und befanden sich in derselben misslichen Lage, als der Alarm kam - einsatztaktisch eine sehr große Herausforderung.

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Die Zeit drängte, auch um einen Blitzunfall angesichts kommender Unwetter zu vermeiden.

Retter seilten sich aus Gipfelschlucht ab

Das Team des bayerischen Notarzthubschraubers „Christoph 14“ aus Traunstein setzte zwei Bergrettungsmänner im Schwebeflug in der Gipfelschlucht ab. Diese arbeiteten sich dann sehr aufwendig über drei Stunden mit gebohrten Standhaken und Abseilstrecken nach unten zu der Gruppe vor. Wegen des Geländes konnten nicht mehr Retter eingesetzt werden. Ein Aufstieg von unten wäre aufgrund der großen Steinschlaggefahr zu gefährlich gewesen. Und ein direkter Anflug für eine Taubergung war wegen der überhängenden Wand nicht möglich. Die beiden Bergretter sicherten die Gruppe und ließen die Bergsteiger nacheinander per Seil ab.

Entscheidende Hilfe per SAR-Helikopter

In der Zwischenzeit war auch die Besatzung eines Rettungshubschraubers der Deutschen Bundeswehr (Search and Rescue / SAR) eingetroffen, die einen weiteren Bergretter mit zusätzlichem Seil per Winde auf einem nahen Felskopf absetzte. Der schaffte es, die anderen Retter und ihre Klienten zu einem Platz zu lotsen, wo sie auf einem Felskopf für eine Taubergung erreichbar waren. Steinschlag gefährdete die Rettungsaktion immer wieder.

Die Zeit drängte, weil sich über dem Steinernen Meer ein Gewitter zusammenbraute. Im letzten Tageslicht und mit sehr schwierigen Flugmanövern mit geringem Rotorabstand zur Felswand brachten die Rettungsflieger schließlich alle Einsatzkräfte und Bergsteiger bis 20.30 Uhr nahezu unverletzt aus der Wand. Kurz darauf setzte ein schweres Unwetter ein. Dieses hätte der Gruppe eine gefährliche Biwaknacht in der Ostwand beschert.

Weitere Einsätze im Gebirge

Zu Beginn des Ostwand-Einsatzes mussten die Teams von „Christoph 14“ und Bergwacht Berchtesgaden auch zum Hohen Brett beim Hohen Göll fliegen, wo eine 58-jährige Frau aus Bischofswiesen mit Kreislaufproblemen medizinisch versorgt und per Tau ausgeflogen werden musste. Das Rote Kreuz brachte sie anschließend zur Kreisklinik Berchtesgaden. Die Bergwacht im Berchtesgadener Land hatte am Wochenende im Gebiet von Watzmann und Königssee noch weitere zum Teil schwierige Einsätze zu bewältigen.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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