„Sound of Music“: Zeitzeugin im Marmorkino

Freitag nimmt im alten Marmorsteinbruch von Adnet (Tennengau) das Freiluftkino seinen Betrieb auf. Zur Premiere läuft „The Sound of Music“ über die Trapp-Familie. Ehrengast ist eine Zeitzeugin, die beim Hollywoodfilm von 1965 als Synchronsprecherin mitarbeitete.

Eveline Felderer Zeitzeugin The Sound of Music

Gerald Lehner

„The Sound of Music“: Eveline Felderer aus Wien bzw. Oberalm (Tennengau)

Das Adneter Marmorkino ist ein landschaftlich eindrucksvoller und für viele auch romantischer Steinbruch. Er wurde schon vor Jahrhunderten in Betrieb genommen, ist mittlerweile stillgelegt und wird auf Initiative der Gemeinde Adnet und der Besitzerfamilie Mayr-Melnhof für Kulturveranstaltungen genutzt.

Stimme für deutsche Fassung

Im Marmorkino ist Freitagabend bei der Aufführung von „The Sound of Music“ die gebürtige Wienerin Eveline Felderer der Ehrengast. Sie „lieh“ vor 50 Jahren als 13-jährige in einem Wiener Tonstudio ihre Stimme der Luise im Hollywoodfilm, der zweiten Tochter des Salzburger Barons von Trapp. Felderer war die deutsche Synchronstimme bei Gesang und Dialogen, denn der Originalfilm war 1965 natürlich in Englisch produziert worden. Er erzählt die (reale) Geschichte der Familie Trapp aus Salzburg-Aigen nach, die 1938 vor den Nazis nach Amerika flüchtete und dort mit österreichischer Musik große Erfolge feierte – eine Story, die in Wirklichkeit nicht ganz so glamourös, idyllisiert und dramaturgisch verdichtet ablief wie im Film.

Weltweit populär, in Österreich wenig bekannt

Eveline Felderer ist auch überzeugt, dass Baron von Trapp im echten Leben nicht ganz ein so strenger Familienvater und Witwer war, wie er im Film dargestellt wird. Ab und zu legen ihr Mann Hans-Peter und sie eine DVD in den Player. Die mittlerweile in Oberalm (Tennengau) wohnende Wienerin singt dann manche Lieder mit, an die Sprechtexte kann sie sich nicht mehr so gut erinnern wie an die Songs: „Es war für mich als Teenager eine tolle Erfahrung. Allerdings bin ich erst in den letzten Jahren draufgekommen, was dieser Film weltweit bedeutet. Ich wusste zu meiner Zeit in Wien gar nicht, wie populär er in Amerika und Asien ist. In Wien haben wir kaum etwas davon gehört. Erst durch unsere Übersiedlung nach Salzburg vor ein paar Jahren wurde mir das alles erst bewusst.“

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Privater Chor von Amerikanern engagiert

Eveline Felderer war in ihrer Kindheit und Jugend in Wien bei einem privaten Chor. Dieses Ensemble wurde von den Amerikanern für die deutsche Fassung engagiert. In den Filmstudios auf dem Wiener Rosenhügel synchronisierte der Chor dann die jungen Schauspieler auf der Leinwand für die deutsche Fassung – eine sehr aufwändige Arbeit: „Wir mussten natürlich genau darauf achten, dass unsere Dialoge und Lieder zu den Mundbewegungen der jungen Schauspieler aus Amerika im Film passten. Manches bei den Aufnahmen musste oft wiederholt werden. “

Hunderttausende Touristen wegen des Films

Der Hollywood-Film von 1965 mit Julie Andrews in der Hauptrolle ist seit Jahrzehnten auf allen Kontinenten ein Hit. Dennoch kennen ihn noch immer nur wenige Österreicher. Es gab laut Zeitzeugen mit den amerikanischen Produzenten in den 1960er-Jahren einen Konflikt, weil in Europa einige Szenen herausgeschnitten wurden, die die nationalsozialistische Vergangenheit kritisch darstellten. Wegen dieser Schnitte erteilten die Produzenten die Aufführungsrechte in Deutschland und Österreich nur für ein paar Abende. International gehört „The Sound of Music“ zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten. Etwa 300.000 Touristen – davon die meisten aus Übersee - kommen jährlich nach Salzburg, um die Orte der Dreharbeiten zu besuchen.

Bürgermeister stolz auf Zeitzeugin

Dass Eveline Felderer am kommenden Freitagabend als Ehrengast ins Open-Air-Marmorkino kommt und auch dem Publikum für Fragen zur Verfügung steht, das freut den Adneter Bürgermeister Wolfgang Auer (ÖVP): „The Sound of Music ist einer meiner Lieblingsfilme. Das Schicksal dieser Salzburger Familie hier und in Amerika berührt mich einfach. Und dass wir eine Zeitzeugin in unserer Region haben, die damals als Teenager an der deutschen Fassung mitgearbeitet hat, das mich als Tennengauer schon auch stolz. Frau Felderer wohnt ja gleich in der Nachbargemeinde Oberalm.“

Adneter Marmorkino, Freitag, 21.00 Uhr

„The Sound of Music“ beginnt kommenden Freitag um 21.00 Uhr nach Einbruch der Dunkelheit im Marmorkino von Adnet unter freiem Himmel.

Eine Woche später steht dann der Film von Harpe Kerkeling auf dem Programm. Die Geschichte seiner Pilgerreise nach Santiago de Compostela – auf dem Jakobsweg.

Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg

Längeres Interview mit Eveline Felderer:

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