Landesrat zu 80er: „Keine Schwerverletzten und Toten“

Die Situation sei nicht gefährlich, es habe noch keine Toten gegeben: so reagiert Verkehrslandesrat Hans Mayr (SBG) auf die zunehmende Kritik am Umwelt-80er auf der Stadtautobahn. Ein Unfallforscher hatte unterschiedliche Tempolimits gefordert.

Ernst Pfleger, Universitätsprofessor für Verkehrssicherheit und örtliche Unfallforschung am Institut für Verkehrswesen an der Universität für Bodenkultur in Wien, hält die aktuelle Regelung mit dem Luft-80er auf dem Autobahnabschnitt zwischen Salzburg-Nord und Wals für nachweislich gefährlich. Für den Unfallforscher ist ein Geschwindigkeitsunterschied von mindestens 20 km/h zwischen Pkw und Lkw nötig, die steigenden Unfallzahlen seien zu erwarten gewesen.

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80er-Limit schwer umstritten

Die Situation sei nicht gefährlich, so reagiert Verkehrslandesrat Hans Mayr (SBG) auf Kritik am Umwelt-80er.

Landesrat will weitere Studien abwarten

Verkehrslandesrat Hans Mayr will jetzt auf weitere Untersuchungen warten und dann nachdenken. Er wird die Meinung des Wiener Experten für Verkehrssicherheit mit den Ergebnisse einer Studie vergleichen, die sein Ressort in Auftrag gegeben hat, dann will er auf die wachsende Kritik reagieren: „Wir bekommen bis zum 25. Juni die Ergebnisse, und wenn dann die These des Herrn Professors bestätigt wird, dann haben wir natürlich innerhalb der Regierung Diskussionsbedarf.“

Sollte sich herausstellen, dass eine differenzierte Geschwindigkeit, etwa 80 zu 60, 90 zu 70 oder auch 100 zu 80 eine deutliche Verbesserung der Sicherheit darstellen würde, dann würde Mayr das „absolut ernst nehmen“.

Westautobahn (A1) bei Salzburg Mitte mit aktivierter Tempo 80 Beschränkung (Stadtautobahn)

ORF

Ist Tempo 80 verantwortlich für steigende Unfallzahlen auf der Stadtautobahn?

Zweite Studie untersucht Auswirkungen auf Luft

Mayr, in der Landesregierung für Verkehrssicherheit zuständig, kennt die Probleme die mit Tempo 80 für Pkw und Lkw auf der Stadtautobahn verbunden sind, aus eigener Erfahrung: „Diese Situation kenne ich ganz genau. Aber es ist keine gefährliche Situation. Es hat keine Toten und keine Schwerverletzten gegeben.“

Zwei weitere Studien werden in den kommenden drei Wochen vorgelegt: eine des Unfallgutachters Gerhard Kronreif im Landtagsauftrag, beantragt von der Freien Partei Salzburg, zu Unfallhäufigkeit und Unfallursachen bei Tempo 80, die zweite präsentiert die für den Umwelt-80er ressortzuständige Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Rössler (Grüne). Sie wird Zahlen zu Luftgüte und Tempo 80 bzw. 100 nach dem Immissionsschutzgesetz Luft vorlegen - also die Auswirkungen des Tempolimits auf die Luftgüte.

„Das denkbar schlechteste Modell“

Rückenwind und wissenschaftliche Unterstützung hatten die Gegner des umstrittenen Umwelt-80ers von Unfallforscher Ernst Pfleger erhalten. Eine deutliche Steigerung von Auffahrunfällen und Kollisionen zwischen Pkw und Lkw war zu erwarten, kritisiert Pfleger: „80:80, das ist das denkbar schlechteste Modell. Das lässt sich jederzeit beweisen, dass das mit höheren Unfallzahlen in Verbindung steht. Es ist ein Fehler, wenn wir mit gleich hoher Geschwindigkeit fahren, gerade rund um die Städte wie Wien, Linz und Salzburg, wo wir ja auch sehr viel Lkw-Verkehr haben.“

Überkopfwegweiser auf Autobahn mit beim Umschalten der Tempobeschränkung von 100 auf 80 km/h

ORF

Ein Wiener Verkehrsexperte fordert unterschiedliche Geschwindigkeiten für Pkw und Lkw

Zu hohe Verkehrsdichte führe zu geringeren Abständen zwischen den Fahrzeugen, da seien Pkw-Insassen schon bei kleineren Bremsmanövern in Gefahr, so Pfleger. Studien, Simulationen und Unfallanalysen bestätigen die Forderung nach deutlich unterschiedlichen Tempolimits für Lkw und Pkw, so der Wissenschaftler: „Aus Verkehrssicherheitsgründen sollte für Pkw Tempo 100 und für Lkw Tempo 80 gelten. Damit haben wir einen ausreichenden Sicherheitsgrad, der das enge Abstandsverhalten kompensiert.“

Tempo 90 auf Autobahn wäre einzigartig

20 km/h Geschwindigkeitsunterschied seien realitätsnah, ergänzt Pfleger: „Seit Jahrzehnten gibt es das schon auf Teilen der Südosttangente in Wien, und als das damals eingeführt wurde, ist die Zahl der Lkw-Unfälle um 43 Prozent zurückgegangen.“

Tempo 90 für Pkw und 80 für Lkw - eine ebenfalls verkehrspolitisch angedachte Variante - sei auch nicht viel sicherer, sagt Ernst Pfleger: „Die 10 km/h Unterschied wären zu wenig.“ Tempo 90 auf der Autobahn wäre österreichweit darüber hinaus neu und einzigartig, so Pfleger.

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