Land kauft 127 Hektar Au: Debatte

Um sieben Mio. Euro hat das Land Salzburg in der Weitwörther Au (Flachgau) 127 Hektar Grund Naturschutzprojekt gekauft. 60 Prozent der Mittel für das Projekt kommen von der EU. Kritik kommt aber von der SPÖ.

„Wir kaufen den Grund, weil wir Teile komplett aus der Nutzung nehmen wollen, um dort eine natürliche Entwicklung zu erlauben“, sagte Naturschutzreferentin Astrid Rössler (Grüne). Das Areal werde dabei weitgehend sich selbst überlassen. Allerdings seien für die Renaturierung „kleinförmige, punktuelle Maßnahmen“ notwendig. So soll etwa der Reitbach - ein Nebengewässer der Salzach - mehr Mäander erhalten.

Wald wird teilweise „tiefergelegt“, weniger Wild

Zudem werden künstliche Fichtenmonokulturen und Pappelbestände entfernt: „Wir warten auf die natürliche Verjüngung oder pflanzen, wenn nötig, typische Auwaldbäume an“, erklärte Bernhard Riehl von der Naturschutzabteilung des Landes. Zugleich soll der Wildbestand in der Au reduziert werden. „Die Jagd wird darauf abgestimmt, was für das Ökosystem am besten ist.“

Die Salzachauen im Flachgau (Weitwörther Au zwischen Oberndorf, Nußdorf und Anthering)

LMZ / Klaus Leidorf / Leidorf.de

127 Hektar in der Weitwörther Au an der Salzach sollen renaturiert werden

Der wohl aufwendigste Eingriff ist die geplante „Tieferlegung“ von Teilen der Au um im Schnitt zwei Meter. „Der Auwald kommt damit wieder näher an das Niveau der Salzach und profitiert von der Dynamik des Grundwassers und den regelmäßigen Überschwemmungen“, erklärte Riehl.

Au-Erlebnisweg geplant

Auch die Ufer des zehn Hektar großen Ausees inmitten des gekauften Gebiets sollen abgeflacht werden, um Fauna und Flora wieder mehr Lebensraum zu bieten. Für Besucher sind dabei ein Au-Erlebnisweg und versteckte Plätze zur Vogelbeobachtung geplant. Vom Zulassen der natürlichen Prozesse im Auwald sollen zahlreiche typische Bewohner profitieren, etwa verschiedene Specht-Arten, der EU-weit gefährdete Scharlach-Käfer, oder Tiere wie Gelbbauchunke, Kammmolch, Eisvogel und Fischotter.

10,5 Millionen für Projekt, Großteil von EU

Insgesamt sind für das Projekt 10,5 Millionen Euro budgetiert. Die EU steuert dabei aus dem LIFE-Fonds, mit dem Umweltmaßnahmen finanziert werden, 60 Prozent bei. „Das ist das größte EU-Förderbudget für ein LIFE-Projekt in Österreich bisher“, erklärte Riehl. Kleinere Beträge tragen das Umweltministerium und die Anrainergemeinden. Den übrigen Teil finanziert das Land Salzburg über den Naturschutzfonds. Die Salzach selbst ist von dem Projekt nicht betroffen.

Der aktuelle Ankauf soll nur ein erster Schritt sein: Mittelfristig will Rössler das Schutzgebiet Richtung Süden auf die Antheringer Au ausweiten. „Insgesamt stehen 540 Hektar auf meiner Wunschliste“, sagte die Naturschutzreferentin. Die Antheringer Au gehört dem Unternehmer Maximilian Mayr-Melnhof. Der soll sich zwar positiv zu dem Projekt geäußert haben, will aber nicht verkaufen, sondern fordert einen Grundtausch. „Wir haben hier noch keine fertige Lösung, aber wir arbeiten daran“, sagte Rössler.

SPÖ: Geld wäre für Straßen besser investiert

SPÖ-Chef Walter Steidl, Oppositionsführer im Salzburger Landtag, kritisiert die seiner Ansicht nach viel zu hohen Kosten für das Land Salzburg. Eine Pacht des Grundstücks wäre wesentlich günstiger als der Kauf gewesen, so Steidl: "Mit dem ersparten Geld könnten nicht nur viele weitere Naturschutzmaßnahmen finanziert werden, sondern auch viele andere drängende Investitionen, beispielsweise in die Sanierung der Straßen fließen“

Zu wenig Naturschutzgebiete in Österreich

Gegen Österreich läuft übrigens ein EU-Vertragsverletzungsverfahren, weil die Republik zu wenig Naturschutzflächen ausgewiesen sind. Das Land Salzburg hat zuletzt 39 Flächen für das europäische Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 nachnominiert. Aktuell stehen im Bundesland acht weitere Flächen auf der Warteliste. Hier laufen allerdings noch die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern.

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