Aus für „Servus TV“: 264 Jobs weg

Einen Knalleffekt gibt es in der internationalen Medienszene. Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz verkündete Dienstagvormittag das Ende seines Fernsehsenders „Servus TV“. Mehr als 260 Jobs könnten damit ab Juni weg sein.

Das Arbeitsmarkt Service (AMS) hat Dienstagvormittag dem ORF auf Anfrage bestätigt, dass von „Servus TV“ bzw. Red Bull insgesamt 264 Bedienstete zur Kündigung angemeldet worden seien. Dazu hieß es, dass der Sendebetrieb voraussichtlich im kommenden Juni eingestellt werden soll. Eine geplante Betriebsratsgründung könnte Anlass für das Aus sein, berichtet die Tageszeitung „Der Standard“.

„Wirtschaftliche Gründe“

Die offizielle Nachricht über das bevorstehende Ende kam Dienstag von Red Bull aus heiterem Himmel. Obwohl - wirtschaftlich gesehen - längst düstere Wolken über den in Wals-Siezenheim (Flachgau) beheimateten Sender gezogen sind. Wirtschaftliche Gründe nennt Dietrich Mateschitz selbst in seiner Aussendung als Grund für die Entwicklung. Er hatte sich bisher immer stolz auf seinen Sender gezeigt, der mit qualitativ sehr hochwertigem Fernsehen auf sich aufmerksam gemacht habe, wie Fachleute sagen.

Hohe Investitionen: „Wirtschaftlich untragbar“

„Obwohl wir Jahr für Jahr einen nahezu dreistelligen Millionenbetrag in Servus-TV investiert haben, lässt sieben Jahre nach Einführung die aktuelle Markt- und Wettbewerbssituation keine wirklich positive Entwicklung erwarten", heißt es im Schreiben von Mateschitz: „Der Sender ist daher für unser Unternehmen wirtschaftlich untragbar geworden.“

Noch vor kurzem neues Management eingesetzt

Der Schritt kommt trotzdem für viele überraschend. So hat vor nicht einmal einem Monat Ferdinand Wegscheider die Leitung des Senders übernommen. Und auch die Geschäftsleitung wurde auf neue Beine gestellt.

Daten & Fakten

Mit einem Umsatz von 51,45 Millionen Euro (2014) und rund 900 Mitarbeitern unter seinem Dach zählt die Red Bull Media House GmbH zwar nicht zu den größten Medienunternehmen im Land, allerdings zu den jüngsten und aufstrebendsten. Umso schmerzlicher ist für das 2007 eingetragene Unternehmen mit Sitz im Salzburger Wals die Einstellung seines österreichischen Fernsehsenders „Servus TV“.

Etablierter Qualitätssender

Alleiniger Gesellschafter des Red Bull Media House ist der Energy Drink-Multi Red Bull, der seit Jahren immer stärker auch zur Medienmarke wurde. Unter seinem Dach hat Konzern-Chef Dietrich Mateschitz seine verschiedenen Medienbeteiligungen und -neugründungen gebündelt. Der Strauß ist bunt, exklusiv und unterscheidet sich vom Geschäftsmodell zumeist recht deutlich von herkömmlichen Medienunternehmen. „Servus TV“ ist es seit seiner Inbetriebnahme am 1. Oktober 2009 gelungen, vom Exoten zum etablierten Qualitätssender aufzusteigen.

Breite Palette

Neben „Servus TV“, dessen Einstellung am Dienstag angekündigt wurde, hält die Red Bull Media House GmbH laut Website noch zwei weitere Fernseh-Marken: Die digitale Plattform Red Bull TV und den Doku-Produzenten Terra Mater Factual Studios. Im Print-Bereich setzt man mit den Formaten „The Red Bulletin", Servus in Stadt & Land“, „Terra Mater“, dem „Seitenblicke“-Magazin, „#ICH“ und „Bergwelten“ auf Hochglanz-Information. Die Frequenz des „Seitenblicke Magazins“ wurde erst im März von 14-tägig auf monatlich heruntergestuft.

Deutlich ausgebaut wurde in den vergangenen Jahren das App- und Online-Angebot. Zudem versucht Mateschitz mit „Red Bull Records“, „Red Bull Music Publishing“ und dem „Red Bull Music Academy Radio“ im Musikmarkt Fuß zu fassen. Neben Mateschitz ist Andreas Gall der Geschäftsführer der Red Bull Media House GmbH. Im Dezember 2011 stieß Christopher Reindl zum Team. Einen Kurzauftritt gab es 2011 von Horst Pirker. Der ehemalige Styria-Vorstand und nunmehrige Vorstandschef der Verlagsgruppe News (VGN) schied allerdings aus familiären Gründen nach neun Monaten wieder aus.

Im Firmenbuch wird der Umsatz für das Jahr 2014 mit 51,45 Mio. Euro beziffert, im Jahr davor waren es 37,57 Mio. Euro. Beschäftigte im Konzern allein: 272 Mitarbeiter.