Experten: Junge Wildtiere nicht „retten“

Gerade April und Mai sind die Monate der Tierkinderstuben. Deswegen erinnern Fachleute daran, Wildtiere in der Natur zu belassen. Denn immer wieder werden Rehkitze, Fuchswelpen und Vogeljunge von Tierfreunden voreilig gerettet.

Ein Rehkitz, das alleine im Wald liegt, ist in den seltensten Fällen von der Mutter verlassen worden. Es brauche keine menschliche Hilfe, betonte Jäger Horst Meingasser. Menschen würden das verwechseln und meinen, dass das Rehkitz verwaist ist. „Dabei kommt die Geiß alle zwei Stunden und macht auf sich aufmerksam“, erklärte Meingasser.

Rehkitz, vogeljunges

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Auch wenn Rehkitze alleine im Wald sitzen, brauchen sie keine menschliche Hilfe

Ähnlich ist die Situation bei Feldhasenbabies. Sie werden nur einmal am Tag von der Mutter gesäugt und bleiben die übrige Zeit alleine, verlassen sind sie deshalb aber nicht. Doch in den Tierheimen werden immer wieder vermeintlich verwaiste Wildtierjunge abgegeben. Gisela Schninagl vom Tierheim Theo sagte, dass es vor allem bei kleinen Kindern gefährlich sei, weil sie kleine Hasen in die Hand nehmen. „Man soll sie aber nicht aufheben und mitnehmen.“

Vogeljunge sind Dauergäste im Tierheim

Auch Entenküken oder Eichhörnchenjunge werden oft aus falsch verstandener Tierliebe mitgenommen und werden, weil die Aufzucht mühsam ist, ins Tierheim gebracht. Dauergäste im Frühjahr sind auch Vogeljunge, die gar nicht so einfach aufzuziehen sind. „Wenn ein Nest herunterfällt und die Menschen das Nest einfach aufheben und wieder zurück geben, dann kommt die Mutter auch wieder. Aber das ist oft auch eine Gewissensfrage“, meinte Schinagl.

Rehkitz, vogeljunges

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Vor allem junge Vögel werden oft in das Tierheim gebracht, obwohl das manchmal gar nicht notwendig wäre

„Überlebenschancen in der Natur größer“

Generell gilt der Appell von Experten: Man solle Wildtierbabies nicht ohne Anlass einfach mitnehmen. Das bestätigte auch Veterinärdirektor Josef Schöchl: „Grundsätzlich sind ihre Überlebenschance wesentlich besser, wenn sie in der Natur sind bzw. in der Umgebung der Elter als in menschlicher Obhut.“ Denn auch das Auswildern nach erfolgreichem Aufpäppeln sei nicht immer einfach - handaufgezogene Wildtierjunge finden sich nicht ohne Weiteres zurecht in der freien Natur.

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Wildtiere nicht ohne Weiteres ins Tierheim bringen

Auch wenn junge Wildtiere oft allein gelassen wirken, menschliche Hilfe brauchen sie nicht.