Notärzte: „Tennengau benachteiligt“

Im Tennengau gibt es Befürchtungen, bei der medizinischen Versorgung benachteiligt zu werden. In der Nacht kommen die Notärzte bei Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Unfällen mittlerweile aus Stadt Salzburg in den Bezirk.

Bis zu 50 Minuten seien derzeit Notarzt-Teams im Rettungswagen aus der Stadt Salzburg bis ins obere Lammertal bei Annaberg und Lungötz unterwegs, sagen Betroffene. Diese Wartezeiten gibt es gerade in der Nacht oder bei so schlechtem Wetter, dass Rettungshubschrauber nicht fliegen dürfen.

Notarztwagen an Unfallstelle in der Nacht mit Blaulicht

ORF

Dass die Notärzte für den Tennengau in der Nacht aus der Stadt Salzburg anfahren, stört einen Halleiner Stadtpolitiker

Den Halleiner SPÖ-Stadtrat Alexander Stangassinger stört das ganz massiv: „Die Anfahrtszeiten aus der Stadt Salzburg für das obere Lammertal sind viel zu lang. Ich habe Verwandte in Annaberg und Lungötz, die sind mit der Lage gar nicht zufrieden. Und ich habe mich mit Personen aus dem Rettungsbereich unterhalten. Die haben mir dann mitgeteilt, dass das auch sehr problematisch ist, weil das Krankenhaus Hallein teilweise zu späterer Stunde gar nicht angefahren werden kann, weil die Notfälle hier gar nicht aufgenommen werden können. Meiner Ansicht nach ist es sehr bedenklich, wenn man solche Einschnitte im Gesundheitsbereich macht und auf dem Rücken der Bürger und Versicherten spart.“

Wenig Änderung in Aussicht

Der ressortzuständige Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl (ÖVP) sagte dazu dem ORF, dass der Tennengau auch in Zukunft in der Nacht aus der Landeshauptstadt mitbetreut werde. Die Gründe dafür seien der zunehmende Ärztemangel und die Finanzierung, die nicht anders möglich sei. Es sei zunehmend schwierig, Ärzte für den Notarztdienst zu motivieren.

Ein weiteres Problem ist laut Stöckl, dass auf dem Land immer weniger praktische Ärzte für nächtliche Bereitschaftsdienste zur Verfügung stehen würden. Das sei aber ein eigener Bereich, der nichts mit dem eigentlichen Notarztsystem zu tun habe.

GKK sieht Ball bei Landesregierung

Generell sei eine gute Notversorgung auch im Tennengau noch immer gewährleistet, betont Direktor Harald Seiss von der Salzburger Gebietskrankenkasse. Er weist darauf hin, dass die GKK nicht für das Notarztsystem zuständig sei - sondern das Land Salzburg: „Wenn einmal die Erstversorgung am Unfallort stattgefunden hat, dann ist es nicht mehr so entscheidend, ob ich in Hallein ins Spital komme oder 20 Kilometer weiter ins Unfallkrankenhaus Salzburg oder in die Chirurgie West der Landeskrankenhauses.“

Nachtflugtaugliche Helikopter?

Eine Hoffnung mancher Fachleute wären neue und nachtflugtaubliche Notarzthubschrauber. Dennoch brauche man in Zukunft weiterhin gute Notarzt-Teams in Autos - besonders bei Schlechtwetter, Nebel und Sturm, betont der leitende Mediziner Michael Reschen vom Krankenhaus Hallein.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

50 Minuten Anfahrt bis Annaberg

ORF-Redakteur Gerald Lehner hat über die notärztliche Versorgung im Tennengau für diesen TV-Bericht recherchiert.

Link: