Marillenbestäubung immer schwieriger

In der niederösterreichischen Wachau sind Salzburger Botaniker dem Geheimnis der berühmten Marillen auf der Spur. Trotz jahrtausendealter Kultivierung des Baumes aus Asien weiß man wenig über seine Bestäubung. Es könnte sein, dass es bald zu wenig Insekten dafür gibt.

Jedes Jahr öffnen hunderttausend Marillenbäume in der Wachau im Donautal fast gleichzeitig ihre Knospen. Ein betörendes Schauspiel, aber auch ein Ereignis, das neben Klima und Boden über einen guten Fruchterfolg oder Missernte entscheidet.

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ORF

Botaniker sieht sich Blüten auf einem Wachauer Marillenbaum genauer an

„Wie kann man Fruchtertrag steigern?“

Denn die Blüten müssen gut bestäubt werden, damit sich die Früchte entwickeln können, sagt der Salzburger Botaniker Stefan Dötterl: „Wir schauen, ob die Bestäubungsleistung in der Wachau ausreichend ist, um den maximalen Fruchtertrag erzielen zu können. Wenn das nicht der Fall ist, dann schauen wir, wie man das maximieren kann.“

Dötterl und sein Team untersuchen in der Wachauer Baumschule bei Spitz den Bestäubungserfolg. Die Blüten werden mit Papiersäcken geschützt, um die Bestäubung kontrollieren zu können. Die gezielte Übertragung des Pollens mit der Hand auf das weibliche Blütenorgan garantiert maximalen Fruchtansatz.

Nahrungsquellen der Insekten schützen

Aber wer übernimmt die Bestäubung und mit welcher Effizienz? Dötterl betont, man wisse nicht immer genau, wie Marillen bestäubt werden: „Obwohl sie so eine große Bedeutung für die Wachau haben. Ist es eher der Wind, oder sind es doch die Insekten, das sind die entscheidenden Fragen. Wahrscheinlicher sind die Insekten. Hier schauen wir, welche Arten von Bedeutung sind.“

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Schwierige Bestäubung der Marillen

ORF-Reporter Robert Schabetsberger hat sich mit einem Kamerateam in der Wachau umgesehen.

Durch ein feinmaschiges Netz über den Marillenbäumen werden die Insekten ausgesperrt, aber nicht der vom Wind übertragene Pollen. Andere Blüten werden kurz für die Befruchtung durch Insekten freigegeben. Dabei werden Bestäuber genauer bestimmt. Es klingt paradox, aber so manches Insekt verhungert nach der reichen und kurzen Wachauer Marillenblüte. Zu oft werden die Gärten und Wiesen danach gemäht und damit die Nahrungsgrundlagen zerstört.

Droht ein Schicksal wie in China?

Auch Insektizide töten die Bestäuber. Asiatische Obstplantagen zeigen, wohin das führen kann, erzählt Martin Spindler von der Wachauer Baumschule: „Wenn es so weitergeht, dann werden wir irgendwann wie die Kollegen in China auf den Bäumen sitzen und die Blüten mit dem Pinsel bestäuben. Weil einfach die Nahrungsgrundlage der Insekten weg ist.“

Damit das nicht passiert, raten die Botaniker zu blütenreichen Lebensräumen für viele verschiedene Insektenarten. Bestäuber werden durch den Geruch der Blüten angelockt.

Vielfältige Wiesen erhalten

Im Salzburger Labor konnten die Fachleute mehr als 20 verschiedene Duftkomponenten nachweisen. So wird in den nächsten Jahren gezielt erforscht, welche Insekten diese Düfte anlocken, und wie man die Bestäuber schützen und vermehren kann.

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