Trauer über Tod von Harnoncourt
Rund 20 Jahre lang unterrichtete Nikolaus Harnoncourt an der damaligen Hochschule Mozarteum und an der Musikwissenschaft der Universität Salzburg. Seit 1992 dirigierte er auch regelmäßig bei den Salzburger Festspielen Opern- und Konzertproduktionen - so im Sommer 2012 eine „Zauberflöte“ mit seinem Concentus Musicus. In der Nacht auf Sonntag starb er im Kreis seiner Familie - mehr dazu in Nikolaus Harnoncourt ist tot (news.ORF.at; 6.3.2016).
APA/Barbara Gindl
„Er hat den Trend selbst geprägt“
„Salzburg trauert um einen der ganz großen Dirigenten und Musiker der Welt, der eng mit Salzburg verbunden war", sagte Landeshauptmann Haslauer in einer ersten Reaktion am Sonntag. Haslauer sitzt ja auch im Kuratorium der Salzburger Festspiele. Harnoncourt habe die Festspiele „künstlerisch mitgeprägt, hat an der Universität Mozarteum gelehrt und unzählige unvergessliche Auftritte im Rahmen der Mozartwochen dargeboten“, so Haslauer. „Er ist nie dem Zeitgeist gefolgt, sondern er hat den Trend mit seinen Interpretationen selbst geprägt. Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau Alice und seiner Familie.“
Harnoncourt war mit vielen Preisen dekoriert worden. So bekam er 1994 den Polar Music Prize, den „Nobelpreis“ für Musik. 2008 wurde er zum ersten Ehrendoktor der Kunstuniversität Mozarteum. Zuletzt im vergangenen Juli bekam Harnoncourt den „Wolfgang Schüssel-Preis“ der Internationalen Salzburg Association (ISA) und stiftete das Preisgeld zur Gänze dem Musikum Salzburg. Er absolvierte seit 1992 insgesamt 106 Auftritte bei den Salzburger Festspielen, davon 65 bei Opern und 41 bei Konzerten. 1995 war er Festredner bei der Eröffnung der Festspiele. Zuletzt begeisterte er das Festspielpublikum im Vorjahr.
Festspiele setzen schwarze Fahne
Auf dem Salzburger Festspielhaus weht zum Gedenken an Harnoncourt die schwarze Fahne: „Nikolaus Harnoncourt der Fackelträger wird uns fehlen, fehlt uns heute schon“, betonte das Direktorium der Festspiel, Helga Rabl-Stadler und Sven-Eric Bechtolf, am Sonntag in einer Pressemitteilung. „Unser Mitgefühl gilt in dieser dunklen Stunde seiner Familie vor allem seiner Frau Alice. Sie war sein Lebensmensch, seine unersetzliche private und berufliche Partnerin. Beethovens Neunte Symphonie, die er am 25. Juli bei den Festspielen dirigieren hätte sollen, sei ihm gewidmet.“
Harnoncourt sei es immer wieder gelungen, „in scheinbar Bekanntem unbekannte Momente aufleben zu lassen, scheinbar Vertrautes völlig neu erleben zu lassen und seine Zuhörer zu einer Entdeckungsgemeinschaft zusammenzufügen“, betonten Rabl-Stadler und Bechtolf.
Erzbischof: „Sein Blick ging in die Tiefe“
Auch Erzbischof Franz Lackner würdigte Harnoncourt: „Er war einer der ganz Großen“. Er sieht ihn als „Suchenden nach dem Schlüssel, wie dem Zuhörer die Musik zu erschließen sei“. Mit dem Tod Harnoncourts verliere man vor allem auch einen wertvollen Menschen, wie der Erzbischof betonte: „In seinen Büchern, Interviews hat er uns teilhaben lassen an seinen Gedanken. Sein Blick ging in die Tiefe, er hat die Geheimnisse des Lebens und des Glaubens gesucht. Im Vorjahr durfte ich ihm bei einer Auszeichnung begegnen. Ich war tief berührt, als er mir, dem musikalisch Untalentierten, in einem Gespräch Musik erklärt hat.“
Immer wieder Wortmeldungen zu den Festspielen
Harnoncourt hatte immer wieder die Salzburger Festspiele öffentlich kritisiert, aber auch verteidigt. So unterstützte er 2012 das Festspiel-Direktorium in seinem Streit mit Landes- und Stadtpolitik über das Festspielbudget - mehr dazu in Festspiele: Harnoncourt kritisiert Politik (salzburg.ORF.at; 20.6.2012). Anlässlich des Mozartjahres 2006 kritisierte er hingegen das „Mittelmaß“ bei der Aufführung von Mozart-Opern (salzburg.ORF.at; 9.8.2006).
Link:
- Werke von und über Harnoncourt (steiermark.ORF.at; 6.3.2015)