Klimaschutz als Armutsbekämpfung?

Klimaschutz sei auch sinnvoll bei der Bekämpfung der weltweiten Armut. Diese Ansicht vertritt die österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Sie war am Freitag in Salzburg zu Gast.

Wenn Helga Kromp-Kolb zum Einkaufen auf einen Markt geht, dann achtet sie auf das Wesentliche und zwar woher das Gemüse kommt. Doch die Wissenschaftlerin kann sich den Einkauf auf einem Markt leisten. „Menschen, die begrenzte Mittel haben, müssen erfahrungsgemäß einen großen Teil ihres Einkommens für Lebensmittel und Wohnen ausgeben. Die haben keinen großen Spielraum.“ Deswegen müsse man sparsam sein und dann würden viele nicht anders können, als einfach das Billigste zu nehmen, sagte Kromp-Kolb.

Mehr als 700 Millionen Menschen extrem arm

Umgelegt gelte das für alle armen Regionen: Je ärmer das Land, desto weniger werde für den Umwelt- und Klimaschutz getan. Zu sehen sei das vor allem in jenen Vierteln, in denen die sozial Schwachen leben müssen. Sie würden mehr heizen müssen, weil die Fenster undicht seien oder weil es durch die Wände durchgeht, sagte Kromp-Kolb. „Das heißt sie müssen auch mehr zahlen.“

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Projekte mit Solarenergie könnten in vielen Dörfern ein Kampf gegen die Armut sein

Als extrem arm gilt, wer weniger als einen Euro und 70 Cent am Tag zur Verfügung hat. Das sind insgesamt mehr als 700 Millionen Menschen. Die meisten von ihnen leben in Afrika und Südasien. Für die Klimaforscherin Kromp-Kolb ist klar, dass die Zukunft des Klimas längst von den Entwicklungsländern abhänge. Es seien nicht mehr Europa oder die Vereinigten Staaten, die die Klimazukunft beeinflussen.

Klimakonferenz in Paris könnte Veränderung bringen

Das wurde auch bei der Weltklima-Konferenz in Paris erkannt. Man würde die Politik brauchen, so Kromp-Kolb. Allerdings würden da zu wenig Initiativen kommen. „Paris war ein Meilenstein. So kann im Klimaschutz etwas weitergehen“, sagte die Forscherin. Es brauche konkrete Projekte, die gefördert werden. Wie beispielsweise Solarenergie in arme Dörfer zu bringen. Verändern und längerfristiges globales Umdenken beim Klima- und Umweltschutz: Diesen Appell richtete die Wissenschaftlerin und Buchautorin am Freitag bei ihrem Fest-Vortrag in Salzburg.

„Immer schwieriger, Armut zu bekämpfen“

Ähnlich sah das auch Armutsforscher Clemens Sedmak. Er sagte, das man auch in der Forschung immer wieder mit diesen Thema konfrontiert sei. Der Zusammenhang zwischen Klimaungerechtigkeit und Armutsungerechtigkeit sei sehr plausibel.

Es sei vernünftig, dass die EU und Amerika ihre Interessen verfolgen, aber wenn das alle machen, dann würde der Planet den Bach hinunter gehen. Man könne Entwicklungsländern nicht sagen, dass sie zwar nichts verursacht haben, aber trotzdem die Konsequenzen tragen müssen. Außerdem sah Sedmak in Zukunft viel mehr Menschen, die von Armut betroffen werden. Sie würden dann auch zu Klimaflüchtlingen werden.