Gegen Autobahn-80er: FPS abgeblitzt

Die FPS von Karl Schnell ist Mittwoch im Landtag mit einem Antrag gegen das flexible Tempolimit auf der Stadtautobahn gescheitert. Der seit 2015 geltende „Luft-80er“ für Pkw schade der Verkehrssicherheit, so die FPS. Dazu gibt es auch einen Expertenstreit.

Der Abstimmung im Ausschuss ging am frühen Mittwochnachmittag ein handfester Expertenstreit voran. Die FPS blieb mit ihrem Antrag letztlich gegenüber den anderen Landtagsparteien bzw. der schwargrünen Regierung allein.

Kronreif geht mit Regierung hart ins Gericht

Die FPS hatte sich auf Daten des renommierten Salzburger Verkehrsunfallsachverständigen Gerhard Kronreif berufen, wonach sich das Unfallrisiko auf dem zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen Salzburg Nord und dem Knoten Salzburg durch das flexible Tempolimit deutlich erhöht hat. Die Zahl der Unfälle, die auf einen Wechsel der Fahrspur zurückzuführen sind, hätten sich gegenüber Tempo 100 von 16 auf 31 fast verdoppelt. Lkw-Lenker würden meist etwas schneller als Tempo 80 und die Autofahrer fahren, beim Spurwechsel und beim Aus- oder Auffahren soll es dabei immer wieder zu gefährlichen Situationen kommen.

Westautobahn (A1) bei Salzburg Mitte mit aktivierter Tempo 80 Beschränkung (Stadtautobahn)

ORF

Der Umwelt-80er auf der Westautobahn im Stadtgebiet von Salzburg gilt seit März 2015

Polizeichef gegen Expertenmeinung

Die Ergebnisse von Kronreif konnte Friedrich Schmidhuber, Leiter der Verkehrsabteilung der Salzburger Polizei, am Mittwoch im Ausschuss nicht nachvollziehen. Der Gutachter habe sich zwar Handakte und interne Aufzeichnungen der Polizei angesehen, sich dabei aber nur Fahrstreifenunfälle und keine anderen Unfälle angesehen und dann einen Bezug zu Tempo 80 hergestellt. Daraus Schlüsse zu ziehen, sei nicht seriös. Vielmehr lasse sich aus den Zahlen keine Verschlechterung der Verkehrssituation ableiten. Die offiziellen Zahlen der Unfallstatistik würden zwar erst mit April 2016 vorliegen. „Ich gehe derzeit sogar von eher sinkenden Unfallzahlen aus“, so Schmidhuber.

Fachbeamter verteidigt Limit

„Mit solchen Daten zu operieren, ist nicht nur unseriös, sondern schlichtweg falsch“, sagt auch Othmar Glaeser, Leiter der Umweltabteilung des Landes: „Das ist wissenschaftlich und mathematisch unseriös. Eine Kausalität zwischen Tempo 80 und Unfällen liegt eindeutig nicht vor.“ Die Ergebnisse von Kronreif bezeichnete er wörtlich als „Schwachsinn“. Tempo 80 sei aus Luftreinhaltegründen dringend notwendig und hat nach vorläufigen Zahlen zu einer deutlichen Reduktion der Stickstoffoxide geführt. „Es leben rund 3.000 Personen in einem Gebiet mit Grenzwertüberschreitungen, mit klar definierten gesundheitlichen Konsequenzen wie Asthma oder Anfälligkeit für Allergien. Wir haben Handlungsbedarf“, so Glaeser.

Rössler: „Bester Verkehrsdurchfluss“

Laut der zuständigen LHStv. Astrid Rössler (Grüne) würden sich im betreffenden Autobahnabschnitt im Jahresschnitt fast 100.000 Fahrzeuge täglich bewegen: „Die flexible Regelung brauchte es allein schon aus Kapazitätsgründen.“ Studien zufolge erlaube Tempo 80 den besten Verkehrsdurchfluss und führe zu einer Reduktion der Luftschadstoffe. Für Sicherheitsabstände und das rechtzeitige Blinken stelle die StVO eine ausreichende Grundlage dar. Und: „In anderen Städten funktioniert Tempo 80 gut.“

Schnell: „Umweltschutz für weniger Sicherheit“

Der Umweltschutz gehe zulasten der Verkehrssicherheit. Das solle die Landesregierung zurücknehmen, fordert Karl Schnell von der FPS weiterhin, aber auch die FPÖ-Mandatarin Marlies Steiner-Wieser. Vorher galt auf dem Abschnitt der Westautobahn zwischen Salzburg-Nord und dem Knoten Salzburg generell Tempo 100. Seit März 2015 ist die Geschwindigkeitsbeschränkung von der Luftqualität abhängig - meist ist jedoch Tempo 80 vorgeschrieben.

Die Regierungskoalition aus ÖVP, Grünen und Ex-Team-Stronach-Mandataren hatte das Tempolimit schon bisher stets verteidigt.

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