Straßenstrich: „Hilfe besser als Strafen“

Weniger Geld bei Freiern, Winterwetter und generell keine Saison: Das sind für Experten bei Beratungsstellen für Prostituierte die Ursachen für mehr Ruhe auf dem Straßenstrich. Politik und Stadtverwaltung hingegen schreiben sie ihren „strengen Kontrollen“ zu.

Für Fachleute der Beratungsstellen wäre Unterstützung und Beratung der Frauen - statt Strafen - die bessere Maßnahme im Kampf gegen den illegalen Straßenstrich. In den Monaten Jänner und Februar haben Freier generell weniger Geld. Das sei seit Jahrzehnten bekannt. Die Sozialarbeiterin Christine Nagl ist beim Verein „Frau und Arbeit“ für den Fachbereich Prostitution und die Beratung der Frauen auf dem Straßenstrich zuständig.

Straßenprostituierte

Stadt Salzburg/Johannes Killer

Straßenprostituierte in Salzburg

„Ab Ostern wieder mehr Geld in Umlauf“

Die polizeilichen Kontrollen in Salzburg-Schallmoos würden zwar auch wirken, sagt Nagl. Aber generell sei der Winter keine Saison für diese Arbeit: „Neben der Kälte sind es die hohen finanziellen Belastungen der Klienten im Winter. Sie haben dann nicht so viel Geld. Und viele Frauen kommen aus anderen Ländern. Die fahren meistens zu Weihnachten nach Hause und kommen zu Ostern wieder. Es ist in den legalen Betrieben in Salzburg genau der gleiche Trend.“

„Soziale Absicherung besser als Strafen“

Nagl ist Mitglied eine bundesweiten Arbeitsgruppe mit Polizisten, Mitarbeitern von Beratungsstellen und Verwaltungsbeamten verschiedenster Ebenen. Diese Gruppe gibt Empfehlungen für den Umgang mit dem Thema Straßenstrich. Tenor: Dort tätige Frauen sollten sozialpolitisch und polizeilich geschützt und nicht verjagt werden. Selbstbestimmtes Arbeiten in erlaubten und von Anrainer stark abgeschirmten Zonen für Straßenprostitution zu ermöglichen, das sei eine bessere Lösung, sagt Sozialarbeiterin Nagl. Sie tritt für eine Enttabuisierung des Themas ein.

Sexarbeit sollte endlich als berufliche Tätigkeit anerkannt werden, die auch in Systemen der Kranken-, Sozial- und Pensionsversicherungen verankert sein müsse, fordern Fachleute in vielen Staaten.

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Geteilte Meinungen

ORF-Redakteurin Christine Hackenbuchner hat sich bei Experten, Anrainern und Prostituierten erkundigt, wie es nun um das Gewerbe steht.

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