Klosterbuch von 1150 als Kopie zu kaufen

Ein uraltes Lithurgiebuch des Stifts St. Peter in Salzburg ist von einem Grazer Verlag bis ins Detail kopiert worden. Dieses Faksimile gibt es nun in einer Auflage von 500 Stück zu kaufen. Das Original gilt als Meisterwerk der mittelalterlichen Schreibwerkstatt in Salzburg.

Perikopenbuch aus St. Peter wird als Faksimile neu aufgelegt

ORF

Szene vom Letzten Abendmahl, wo Judas auch den Teufel serviert bekommt

Das echte „Perikopenbuch“ von 1150 ist im Besitz der bayerischen Staatsbibliothek. Vor 200 Jahren wurde das Salzburger Meisterwerk in unruhigen Zeiten nach den napoleonischen Kriegen als Beute in die bayerische Hauptstadt gebracht. Die Mönche des Salzburger Stiftes St. Peter möchten eine orginalgetreue Kopie aus den Beständen ihrer Vorgänger haben.

Die Wiener Kunsthistorikerin Martina Pippal erforscht das mittelalterliche Buch aus Salzburg seit Jahren. Sie kennt den ursprünglichen Zweck für die Mönche des Klosters St. Peter: „Ein Perikopenbuch ist ein liturgischer Kodex, der als Handschrift im Gottesdienst verwendet wird. Perikopen sind Abschnitte aus den vier Evangelien, die in der Messe verwendet werden.“

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Weniger die Texte machen das Perikopenbuch so einzigartig. Es gibt 33 ganzseitige Bildtafeln. Fast ein Jahr lang wurde am Faksimile gearbeitet. Jeder Farbstrich, jeder Farbton, auch jede schadhafte Stelle gleicht dem Original.

Pergament aus Häuten wäre zu verschieden

Es kommt bei dem Projekt statt bestem Pergament aus Tierhäuten – wie beim Original – hochwertiges Papier zum Einsatz, sagt Paul Struzl vom ADEVA-Verlag in Graz: „Wir versuchen natürlich, so gut es geht, das Pergament wiederzugeben. Es ist aber nicht möglich, Pergament zu verwenden, weil jede Haut unterschiedlich ist. Deshalb würde sich ein Faksimile aus Pergament stark unterscheiden vom Original. Es ist immer ein Versuch, an die Qualität des Pergaments mit dem Papier heranzukommen.“

Miniaturen sind einzigartig

In einer Auflage von nur 500 Stück wird das Faksimile nun schon bald auch für andere zu haben sein. Besondere Kostbarkeiten sind die Miniaturen, mit denen religiösen Texte in dem Buch eigenständig interpretiert werden. So bekommt Judas auf der Abbildung des letzten Abendmahls mit dem Leib Christi auch den Teufel mitserviert. Vielleicht eine Geste der Vergebung?

„War keine Armenbibel mit Bildern“

In der Erzabtei St. Peter in Salzburg ist das Buch vor fast 900 Jahren entstanden, in einer für viele überraschenden Farbenpracht, sagt Erzabt Korbinian Birnbacher vom Stift St. Peter: „Da konnte ein Kloster damals mit Büchern zeigen, was man drauf hat. Solche Bücher waren nicht Armenbibeln, mit denen den Armen über die Bilder das Evangelium gezeigt wurde, wie es manchmal heißt. So ein Buch haben auch damals nur ganz wenige Experten zu Gesicht bekommen. Äbte und Herrscher haben das ausgetauscht und sich auch privat daran erfreuen können.“

500 gedruckte Stücke zum Verkauf

Abt Birnbacher sagt, das Buch gehöre für Theologie, Geschichte und Kunstgeschichte „zum wissenschaftlichen Equipment für diese Epoche, das man einfach vor Ort haben muss“. Für die Entstehung des Faksimiles wird die Erzabtei St. Peter rund 6.000 Euro bezahlen. Einiges dürfte über den Verkauf eines Großteils der 500 gedruckten Stücke wieder hereinkommen.

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