Auf fünf Lehrstellen kommt ein Lehrling
Frühstückszeit im Vier-Stern-Hotel Eggerwirt in St. Michael (Lungau): Janine kümmert sich das Buffet. Sie ist einer von zwei Lehrlingen in dem Betrieb, der insgesamt 50 Leute beschäftigt: „Ich habe mich für die Lehre im Tourismus entschlossen, weil ich wahnsinnig gerne mit Leuten zusammenarbeite und mein eigenes Geld verdiene. Ich bediene gerne Leute. Und meine Mama ist ihr Leben lang Kellnerin, und ich mache das auch sehr gern.“
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Sehr großer Lehrlingsmangel
ORF-Redakteurin Barbara Weisl hat sich die Lage auf dem Lehrlings- und Arbeitsmarkt im Lungau angesehen.
Gastronomie sucht händeringend
Janine hat sich die Lehrstelle aussuchen können, ebenso ihr junger Kollege in der Küche. 55 offene Lehrstellen gibt es im Lungau, 15 allein im Tourismus. Die Suche nach Fachkräften von morgen werde immer schwieriger, sagt Eggerwirt Christian Pritz: „Wir versuchen es mit Schnupperpraktikanten. Wir zeigen ihnen nach der Hauptschule unser Haus, zeigen ihnen die Berufswelt. Sie bekommen Hilfe und Unterstützung im Haus von unserem langjährigen Stammpersonal.“
Betriebe hatten einst Wartelisten
Der Lehrlingsmangel trifft mittlerweile alle Branchen. Bei Samson Druck sind derzeit drei Nachwuchskräfte tätig. Die Betriebsleitung sucht dringend junge Leute, die Drucker oder Buchbinder werden wollen, wie Manager Gerhard Aichhorn betont: „Wir haben früher eine Warteliste für Leute gehabt, die sich einen Lehrplatz sichern wollten. Das hat sich in den letzten Jahren merklich verschlechtert.“
Auch die Bauwirtschaft ist betroffen. Dazu kommt ein attraktives Schulangebot, das viele auf eine Lehre verzichten lässt. Andreas Hinterndorfer vom Arbeitsmarkt-Service im Bezirkshauptort Tamsweg sagt, es gebe im Lungau mittlerweile fünf Mal so viele Lehrstellen wie potenzielle Lehrlinge: „Das ist natürlich eine große Spanne. 2015 war das Verhältnis noch eins zu drei.“
Konkurrenzkampf um Nachwuchskräfte
Der Konkurrenzkampf der Betriebe und Schulen um Jugendliche wird härter. Die Wirtschaft hofft auf mehr Information und bessere Angebote – zum Beispiel mit dem Programm `Lehre mit Matura`. Franz Lüftenegger von der Wirtschaftskammer Lungau verweist auf einige Jobgarantien, die heute mit einer fundierten Lehrausbildung möglich seien: „Und die gibt es noch dazu zu Hause in der Heimat, man muss nicht auspendeln.“