Lawinen: Warnung vor sorglosen Skitouren

Der Alpenverein warnt Tourengeher, Variantenfahrer und Freerider vor Sorglosigkeit, besonders am Wochenende. Zum ersten Mal liegt vielerorts genug Schnee, die Lawinengefahr ist erheblich. Für Unvorsichtige seien Unfälle wahrscheinlich, sagen Experten.

Er hat angesichts der aktuellen Lage so seine Vorahnungen. Michael Larcher ist Berg- und Skiführer sowie Ausbilder und Experte beim Dachverband im Österreichischen Alpenverein. Seine Warnung im Hinblick auf das kommende Wochenende betrifft besonders auch Salzburg und Tirol.

Die Freude über den ersehnten Schnee könne viele verleiten, die aktuelle Lawinengefahr zu ignorieren, sagt er. Sie wird derzeit vielerorts als erheblich eingestuft. So rät Larcher den ausgehungerten Tourengehern, Variantenfahrern und Freeridern zu besonderer Vorsicht, genauer Touren- und Abfahrtsplanung abseits der Pisten. Dringend.

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Gerald Lehner

Skitour in den Mitterpinzgauer Grasbergen

„Zurückhaltung bei Touren wichtig“

„Andernfalls sind in den nächsten Tagen Lawinenunfälle vorprogrammiert“, sagt Larcher: „Am Wochenende droht der ideale Mix für Lawinenunfälle: Neuschnee, starker Wind, eine instabile Unterlage – und unternehmungslustige Tourengeher, die endlich ihren Saisonstart hinkriegen wollen. Wir ersuchen Tourengeher und Freerider, den aktuellen Lawinenlagebericht und Sicherheitsempfehlungen unbedingt zu beachten und bei Touren zurückhaltend zu sein.“

Michael Larcher Alpenverein Bergführer ÖAV

Österreichischer Alpenverein

Larcher

10 Tipps bzw. Checkliste

1. Gesund in die Berge: Skitouren sind Ausdauersport. Die wertvollen Belastungsreize für Herz und Kreislauf setzen Gesundheit und eine gute Selbsteinschätzung voraus. Vermeide Zeitdruck und wähle das Tempo so, dass niemand in deiner Gruppe außer Atem kommt. Achte auf Kraftreserven für die Abfahrt.

2. Sorgfältige Planung: Karten, Führerliteratur, Internet und Experten informieren über Länge der Tour, Höhendifferenz, Schwierigkeit und die aktuellen Verhältnisse. Besondere Beachtung verdient der Wetterbericht, da starker Wind und schlechte Sicht das Unfallrisiko stark erhöhen.

3. Lawinenlagebericht studieren: Informiere dich vor Antritt der Tour eingehend über die aktuelle Gefahrenstufe (Europäische Gefahrenskala für Lawinen in 5 Stufen). Achte besonders auf die Angaben zu den Gefahrenstellen (Wo ist es heute gefährlich?) und den Gefahrenquellen (Was ist heute die Hauptgefahr?).

4. Vollständige Ausrüstung: Passe deine Ausrüstung den winterlichen Verhältnissen an und achte auf ein geringes Rucksackgewicht. Für den Lawinen-Notfall sind LVS-Gerät, Schaufel und Sonde Standard, ebenso Erste-Hilfe-Paket, Biwaksack und Mobiltelefon. Ein Airbag-System erhöht die Überlebenschancen.

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Michael Larcher

5. Regelmäßige Trinkpausen: Flüssigkeit, Energie und Pausen sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten. Heiße, isotonische Getränke sind ideale Durstlöscher und Wärmespender. Leicht Verdauliches, wie Müsliriegel, Trockenobst und Kekse, stillt den kleinen Hunger unterwegs.

6. Lawinenrisiko abwägen: Beim Erkennen der Lawinengefahr sind dem Menschen enge Grenzen gesetzt. Stütze deine Entscheidungen daher auf strategische Methoden der Risikoeinschätzung und lerne, Gefahrenzeichen im Gelände zu erkennen.

7. Abstände einhalten: Entlastungsabstände von 10 Metern beim Aufstieg in Steilhängen (≥ 30°) reduzieren die Belastung auf die Schneedecke und steigern den Komfort bei Spitzkehren. Halte bei der Abfahrt grundsätzlich Abstände von mindestens 30 Metern ein und befahrt steilere Hänge (≥ 35 °) nur einzeln.

8. Stürze vermeiden: Stürze bei der Abfahrt sind die häufigste Unfallursache auf Skitouren. Für die Schneedecke sind sie eine große Zusatzbelastung. Gute Skitechnik und eine dem Können angepasste Geschwindigkeit reduzieren das Risiko. Ein Skihelm kann vor Kopfverletzungen schützen.

9. Kleine Gruppen: Kleine Gruppen ermöglichen gegenseitige Hilfe und verringern das Risiko, Lawinen auszulösen -im Gegensatz zu großen Gruppen. In der kleinen Gruppe zusammen bleiben. Achtung Alleingänger: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen. Daher immer vertraute Personen über Ziel, Route und Rückkehr informieren.

10. Respekt für die Natur: Keine Abfälle zurücklassen, Lärm vermeiden, Aufforstungsflächen nicht betreten, Schutz- und Sperrgebiete respektieren. Besondere Rücksicht auf Wildtiere im Winter! Zur Anreise Fahrgemeinschaften bilden oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

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